Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Zuversicht. Wenn er dachte, sie mit Förmlichkeiten austricksen zu können, konnten sie bis zum Morgengrauen so weitermachen. Marion würde die ganze Nacht ›Mrs Starr‹ und Fennah ›der Rat‹ bleiben.
Ihr schien, als könnte sie sich kaum noch an Winters Namen erinnern, so streng war der berufliche Abstand, den sie zu den von ihr betreuten Personen hielt.
»Es ist bedauerlich, da haben Sie recht, aber ich kann nur bestätigen, was die Großräte in meinen Berichten bereits gelesen haben: Es ist besser, wenn Winter Starr dem Krankenhaus fernbleibt.«
Sie wollte erneut Whisky in die leeren Gläser nachgießen, doch der Exekutor schüttelte den Kopf.
»Wir müssen nüchtern bleiben«, ermahnte er sie streng.
Susan schluckte.
»Ich bin nüchtern, Mr Rhoser.«
»Was wissen Sie über Morgan Soldier?«
Die Frage war einfacher als erwartet.
»Er war der Vater des Mädchens und ist seit fünfzehn Jahren tot.«
»Nichts weiter, Bray? Strengen Sie sich etwas an …«
Susan spürte seine Blicke wie Hagel auf ihrem Gesicht.
»Ich schwöre es.«
»Gut. Denn darum geht es hier, verstehen Sie?«
Ein Zittern durchfuhr Susan Bray, und sie konnte nichts tun, um es zu verbergen.
Sie nickte atemlos.
»Kann ich das Mr Fennah so bestätigen?«
Nur eine leichte Kopfbewegung.
»Wissen Sie, er hat mich gesandt, weil er beunruhigt ist, dass Sie die Situation des Rats vielleicht falsch interpretieren.«
Die Frau sah ihn abwartend an, mit angstverschleiertem Blick, und Rhoser stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
»Ich sollte mich persönlich um die Angelegenheit kümmern, wie Sie sich vorstellen können … Es gibt da nur einen Punkt, Ms Bray: Ich bin überzeugt, dass Sie sehr gut verstanden haben, wie die Dinge liegen.«
Warum? Warum sagt er mir das?
, dachte Susan verzweifelt.
»Was Sie zu Richter Moore gesagt haben, war richtig. Der Rat hat seine Geschlossenheit verloren und das Oberhaupt der Familien hat angefangen, im eigenen Interesse zu handeln. Sie sind eine intelligente Frau, ich kann Ihnen nur gratulieren.«
»All das geht mich nichts an, Exekutor.«
Der Mann warf ihr einen kalten, vorwurfsvollen Blick zu.
»Und ob Sie das etwas angeht! In unserer Position können wir sehr viel tun, Ms Bray. Muss ich Sie wirklich bedrohen, damit Sie mit mir zusammenarbeiten?«
Susan Bray schüttelte den Kopf. Es war schwer zu sagen, ob das Angebot von Iago Rhoser ein Glücksfall oder eine ausweglose Falle war …
»Ich denke, ich habe Ihnen ein gutes Angebot gemacht. Was ist nun, muss ich Fennahs Verdacht bestätigen oder wollen Sie endlich die Wahrheit hören?«
Die Frau seufzte tief.
»Erzählen Sie mir alles.«
Winter verbarg ein Lächeln, als sie auf dem Schulkorridor an Rhys Llewelyn vorbeiging. Ihre Wangen röteten sich.
Der Vampir entfernte sich rasch, doch Gareth konnte sich nicht zurückhalten.
»Muss ich mir wirklich Sorgen machen?«, herrschte er sie an, und sie wich zurück.
Er starrte sie mit brennenden Augen an und Winter verstand gleich, wovon er sprach.
»Du überraschst mich, weißt du das?«, fuhr er sie an, sein Tonfall war aggressiver als gewollt. »Freundschaft schließen mit einem Nox – einfach genial!«
Jetzt war es raus, er hatte den Funken ins Pulverfass geworfen.
Nun gut, du willst es nicht anders!
, beschloss er, bereit, den Konflikt auszutragen. Winter würde endlich erfahren, was er ihr seit Tagen zu sagen versuchte.
»Wir haben doch schon darüber gesprochen«, zischte das Mädchen.
Gareth spannte den Kiefer an.
»Aber du willst immer noch nicht verstehen, Winter … Ich dachte, du brauchst nur etwas Zeit, aber offenbar kapierst du es einfach nicht oder du bist dermaßen mit dir selbst beschäftigt, dass du nicht zum Nachdenken kommst!«
Winter wollte ihn nicht anhören. Sie versuchte, an ihm vorbeizugehen, doch er versperrte ihr den Weg.
»Was ist los? Woher nimmst du dir das Recht …«
Die Situation ging ihr langsam auf die Nerven. Sie würde ihm nicht erlauben, sich einzumischen.
Das normalerweise faszinierende Lächeln des Jungen war nun voller Verachtung.
»Hast du immer noch nicht begriffen, dass ich auf deiner Seite stehe? Ich will dich nur beschützen, wie wir alle!«
Er machte noch einen Schritt auf sie zu und drückte sie mit den Schultern gegen die Wand.
Winter fühlte die kalte Mauer am Rücken. Sie fixierten sich, und das spannungsgeladene Schweigen sprühte Funken.
»Niemand hat euch darum gebeten!«
»Die Familien haben dich uns
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