Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Bewusstsein, dass es ihr nie gelingen würde, ebenso leise zu antworten, drückte Winter seine Hand zum Zeichen des Einverständnisses.
Sie setzten sich so lautlos wie möglich in Bewegung.
Winter rannte, fest an Rhys’ Hand geklammert, damit sie sich nicht verlieren würden.
Sie wussten nicht genau, wohin sie liefen, ihre Schritte hasteten ohne ein bestimmtes Ziel vorwärts. Doch sie konnten nicht anhalten und riskieren, entdeckt zu werden.
Sie hatten inzwischen wieder Cae Mefus erreicht, und in den Wohnvierteln war es eher unwahrscheinlich, dass jemand sie angreifen würde.
Sie verlangsamten ihre Schritte und ließen ihre Lungen wieder zu Luft kommen.
»Was ist passiert?«, fragte Winter atemlos.
Der Vampir schüttelte den Kopf, die Augen halb geschlossen, um sich zu konzentrieren. Er wollte sicher sein, dass ihnen niemand folgte.
»Jemand ist bei Bethan Davies eingedrungen«, erklärte er nach einer kurzen Weile, »hat das Schloss und die Tür aufgebrochen … Und wartete möglicherweise dort auf dich.«
Sie seufzte.
Ihr Atem wurde langsam wieder regelmäßig, doch sie spürte noch immer die Hitze in ihren Wangen, und ihr Mund war durch den Sprint ganz ausgetrocknet.
»Hast du ihn erkannt?«
»Ich war zu weit weg. Aber ich glaube nicht, dass es eine einzelne Person war. Oder ein einzelner Vampir …«
Winter lehnte sich an eine Straßenlaterne.
Ihre Augen begegneten denen von Rhys. Sie dachten beide dasselbe … Der Kreis begann sich zu schließen.
Mit ein bisschen Glück würden sie sich vielleicht im Pub ein paar Stunden lang verstecken können. Niemand würde sie bis in ein überfülltes Lokal verfolgen.
»Glaubst du, dass wir noch in Gefahr sind?«
Rhys hob die Schultern.
»Im Moment vielleicht nicht. Wer auch immer dort war, hat uns vielleicht gar nicht bemerkt …«
»Es könnte der Exekutor gewesen sein. Er hat Bethan ausfindig gemacht.«
Der Vampir zog sie an sich und Winter umarmte ihn.
»Was geht hier vor, Rhys?«
»Ich weiß es nicht«, gestand er düster.
Er zögerte, als wollte er einen Instinkt unterdrücken, der stärker war als er.
Zum Teufel mit allem!
Seine Hand strich über Winters Rücken, fuhr ihre Hüften entlang und wieder hoch bis zu den Schultern, und hinterließ dabei eine Spur aus wohligen Schauern. Er umfasste ihren Nacken, liebkoste mit dem Daumen die Linie der Blutadern.
Rhys wurde von einem starken Verlangen gepackt.
Winter sah ihn vertrauensvoll an, er dagegen empfand beinahe Angst.
Er vergrub die Finger in ihren Haaren, verlor sich im silbernen Schimmer ihres Blicks.
Ihre Gesichter waren sich ganz nah.
Winters Mund war so weich …
Rhys sehnte sich danach, ihn zu berühren. Doch unmittelbar bevor ihre Lippen sich trafen, hielt er inne.
Das Verlangen nach Winter war verführerisch, aber es war falsch, und zugleich zu stark, um sich dagegen aufzulehnen.
Winter wurde von Schwindel gepackt. Sie spürte gleichzeitig Angst und Lust … Sie waren dabei, die Grenze zu überschreiten, die alles verändern würde.
Doch es würde Rhys in Gefahr bringen, und das durfte sie nicht zulassen.
Sie wandte ganz leicht das Gesicht ab. Versuchte, den Blick wegzudrehen, doch er hielt sie zurück.
Sie wollte etwas sagen.
»Nicht …«
Rhys drückte seine Lippen auf ihren Mund, behutsam, unsicher. Er fürchtete, sie könnte sich entziehen. Das würde er nicht ertragen …
Die Berührung war überwältigend und ließ beiden den Atem stocken, wurde aber sogleich wieder unterbrochen. Der Rhythmus ihrer Herzen verschmolz und ihre Lippen suchten sich wieder und immer wieder.
Gemeinsam glitten sie in eine süße und berauschende Erregung und verloren sich in nie zuvor erlebten Empfindungen. Sie gaben jeden Widerstand auf.
Rhys’ Mund legte sich auf Winters Lippen, die sich unter seinem unerwarteten und ersehnten Kuss öffneten.
Mit geschlossenen Augen kostete sie das neue Glücksgefühl, die Antwort auf ihre Sehnsucht, auf die ganze Verwirrung, die sie peinigte.
Vielleicht würde auch das nicht dauern, vielleicht würde auch das zerfallen, wie alles in ihrer Welt. Doch in dem Moment hatte es keine Bedeutung.
Rhys verstand in diesem Augenblick, dass er sie nie mehr verlassen würde.
»Komm mit mir«, flüsterte er, »du bist hier nicht mehr in Sicherheit. Lass uns weggehen.«
Sie wurde von Wonneschauern erfasst, die ihr über den Körper fuhren und jede andere Empfindung verschluckten.
Rhys hatte sie geküsst. Und Rhys war ein Vampir.
Winter atmete den
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