Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Streit suchen und ihn ganz schlecht behandeln. Ich glaube, das liegt am Testosteron … Neth hat fünf Monate gebraucht, bis er endlich ein Wort mit meinem Freund gewechselt hat, und dann wurden sie dicke Kumpel. Unglaublich! Als ich mit ihm Schluss gemacht habe, war Neth richtig sauer!«
Madisons freudige Erregung darüber, dass auch sie nun einen Freund gefunden hatte, amüsierte Winter.
Es gibt da nur ein kleines Problem, Madison
, dachte Winter.
Weißt du, er ist ein Vampir, und deshalb gibt es einen Haufen Leute, die uns an den Kragen wollen …
Sie sagte jedoch nichts und war froh darüber. Keine traurigen Gedanken an diesem Tag.
Sie gähnte erneut und legte sich auf die Decken.
Einen Augenblick später schlief sie bereits.
Madison deckte sie mit einer Wolldecke zu und verließ auf Zehenspitzen den Raum.
Sie setzte sich auf eine Bank beim Eingang und lächelte beim Gedanken an Winters Gesichtsausdruck. Es war schön, sie nach all den Monaten wieder glücklich zu sehen.
Rhys kam wenig später zu ihr. Er hatte geduscht, seine Haare waren noch feucht.
Er bewegt sich sehr elegant, dachte Madison.
Als er näher kam, musterte sie ihn unverfroren. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass er es ernst meinte mit ihrer Freundin, denn Winter war noch nie so verliebt gewesen.
»Du musst wissen«, sagte sie zu ihm, »Winter ist nicht nur meine beste Freundin, sondern wie eine Schwester für mich. Sie hat schon zu viele schreckliche Dinge in ihrem Leben ertragen müssen.«
Sie drückte Rhys den Zeigefinger in die Brust.
»Und deshalb: Solltest du ihr wehtun, komme ich höchstpersönlich nach Wales und schlage dir den Kopf ab!«
Rhys deutete eine leichte Verbeugung an, die sie verstummen ließ.
»In dem Fall würde ich keinen Widerstand leisten«, erklärte er vollkommen ernst.
Er hätte keine bessere Antwort geben können. Madison lächelte ihn herzlich an, stand auf und ließ ihn allein.
Rhys blieb eine Weile stehen und hatte den Eindruck, sie soeben angelogen zu haben. Ganz bestimmt würde er Winter nicht absichtlich wehtun, doch sie würde seinetwegen leiden. Es würde sich nicht vermeiden lassen.
Er musste rasch eine Lösung finden.
Ob das vielleicht der Moment war, seinen Vater anzurufen?
, fragte er sich zum ersten Mal, seit er in diese absurde Situation geraten war.
Das war ein Zeichen dafür, dass er tatsächlich am Ende seiner Kräfte war. Er hatte seinen Vater nicht mehr um Hilfe gebeten, seit er zehn Jahre alt war, und konnte sich schlicht nicht vorstellen, was Hywel Llewelyn, der Wächter der Loge von Cardiff, von der ganzen Sache halten würde. Doch mit Sicherheit wäre er wenig begeistert.
Rhys seufzte.
Dass sie kein gutes Verhältnis zueinander hatten, wäre beschönigend ausgedrückt, sie hatten praktisch nicht mehr miteinander gesprochen, seit der Vater ihn nach Cae Mefus geschickt hatte.
Rhys meinte gleichsam die harte, vorwurfsvolle Stimme voll kalter Wut zu hören, die ihm zum x-ten Mal vorhielt, welche Erwartungen in ihn gesetzt wären.
Keine Sorge, Papa
, knurrte er bei sich,
ich werde es auch diesmal allein schaffen
.
Aus dem Nebenraum hörte er den regelmäßigen Atem des Mädchens.
Winter … Jeder andere Gedanke war durch die drängende Mischung aus Anziehung und DURST in den Hintergrund getreten.
Rhys ging in die kleine Küche, löste das Serum in einem Glas auf und beobachtete, wie das Wasser sich in Blut verwandelte.
Die Eckzähne tauchten zwischen den Lippen auf. Seine Kehle war trocken und zog sich unter der Intensität des Verlangens zusammen. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in die undurchdringliche, unmenschliche Miene eines Raubtiers.
Der DURST wurde seine ganze Welt, und in einem langen Schluck suchte er Linderung im Blut.
»Rhys«, rief Winter mit schläfriger Stimme.
Sie stand unbeweglich im Türrahmen und die Luft füllte sich mit ihrem Duft.
Rhys hob ruckartig den Kopf. Seine Augen funkelten, und es überlief sie kalt.
»Ich dachte, du schläfst.«
»Ich habe gemerkt, dass du nicht da warst …«
Die Lampen waren gelöscht, aber das durch die Belüftungsanlage gefilterte Licht reichte ihnen.
Winter streckte die Hand nach ihm aus, und blitzschnell war er bei ihr, mit einer Geschwindigkeit, die nichts Menschliches hatte.
Er ließ sich von ihr ins andere Zimmer führen, und eine süße Erregung verdrängte den DURST . Er würde ihr nie wehtun. Soweit es ihm möglich war, würde er sie beschützen.
Rhys setzte sich zu Winter auf das Feldbett, und
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