Winter - Erbe der Finsternis (German Edition)
Kopf und ging zurück zur Tür.
»Schade, ich wollte auch mit ihm sprechen.«
Vaughan stand immer noch regungslos am selben Ort. Jetzt war offensichtlich, dass er ihr absichtlich den Weg versperrte.
Sie schluckte.
»Worüber, Mr Vaughan?«
»Über euer Verhalten«, antwortete der Vampir mit verschränkten Armen und sah sie von oben herab an.
Die Lügerei kam ihr langsam sinnlos vor und Winter verzog beklommen das Gesicht.
»Es ist alles unter Kontrolle, Mr Vaughan.«
»Das bezweifle ich nicht«, unterbrach Vaughan sie. »Ich kenne dich und ich kenne Rhys Llewelyn. Ich weiß, dass ihr im Moment vorsichtig seid, oder euch zumindest Mühe gebt … Aber das ist es eben,
im Moment
. Das ist das Problem.«
Er sprach fast zärtlich mit ihr, aber innerlich war er alles andere als glücklich.
Winter hielt den Blick stur zu Boden gerichtet, bis Vaughan ihr Kinn anhob.
»Auch ich war einmal in eurem Alter, Winter«, lächelte er, »es ist allerdings viel Zeit vergangen seither. Doch ich weiß, wie leicht es ist, sich etwas vorzumachen.«
»Das werden wir nicht tun.«
Er seufzte.
»Weißt du, warum vor fünfzehn Jahren der Pakt ausgehandelt wurde?« Er wartete keine Antwort ab. »Um zu verhindern, dass genau das passiert. Denn es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen … Die es versucht haben, mussten einen sehr hohen Preis dafür zahlen, und sie waren nicht die Einzigen.«
Winter machte einen Schritt rückwärts.
»Zwingt mich nicht, Maßnahmen zu ergreifen.«
Als Winter nickte, rückte der Mann zur Seite und ließ sie durch.
»Ich erwarte von euch, dass diese Situation eine rasche Lösung findet«, verlangte er, als sie an ihm vorbeiging. »Und ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass es besser ist, wenn Llewelyn dir in Zukunft fernbleibt. Ich werde eine andere Lösung finden, um deine Sicherheit zu gewährleisten.«
Erst als die Schritte des Mädchens sich entfernt hatten, bemerkte er den Zettel, der ihr aus der Tasche gefallen war.
Er hob ihn auf, und beim Lesen zog er die Augenbrauen hoch. Den Namen der Absenderin hatte er zuletzt auf der Liste der Brandopfer im alten Ratsgebäude gelesen.
»Nicht gerade die feine englische Art, Mrs Davies«, murmelte er mit einem schiefen Lächeln.
I
n Rhys’ Armen zu liegen, gab ihr ein wunderbares und ganz neues Gefühl, das sie auskosten wollte. Sie wünschten es sich beide seit so langer Zeit – jeder Blick, jedes Wort, jedes Lächeln – und hatten es sich so lange versagen müssen.
In der alten Ruine schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Winter spürte die kühlen Hände des Vampirs, die ihre Finger umschlossen, mit derselben unerfahrenen und schüchternen Sehnsucht, die auch sie empfand.
Alles war perfekt. Als würde eine Kristallblase sie beide beschützen.
Rhys’ Haare umspielten ihre Stirn, und als sie den warmen rötlichen Ton seiner Augen betrachtete, schlug ihr Herz ganz wild …
Dann Blut.
Blut, das von seinen Wimpern tropfte, die Alabasterhaut seines Gesichts befleckte, Blut, das zwischen seinen Lippen hervorströmte, während sein Blick langsam erlosch.
Winter stützte den Körper des Vampirs und weinte, als er sein Leben aushauchte.
Er wird zu Staub,
dachte sie angsterfüllt. Sie wollte nicht mehr hinschauen, hatte Angst, sich umzudrehen, weil sie ahnte, was sie dann entdecken würde.
Unvermittelt war sie von Tod und Verderben umgeben.
Gareth, Eleri, Griffith und Morwenna, ihre Großmutter. Der kleine Dai.
Ihre Körper fielen übereinander, doch ihre Gesichter starrten sie weiter aus gläsernen Pupillen an.
»Ich erinnere mich an die Fehler der Vergangenheit und weiß die Antworten, Winter Starr«, sagte eine körperlose Stimme. »Aber du … Bist du wirklich bereit, sie anzuhören?«
Das Mädchen begann zu schreien.
Winter setzte sich ruckartig im Bett auf und verbarg das Gesicht in den Händen. Sie liebte Rhys, sie würde ihn immer lieben, und ihre Liebe würde mit der Zeit immer stärker werden. Aber war es richtig, dass er sein Leben deswegen aufs Spiel setzte? Rhys hatte es akzeptiert, er war bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Aber sie vielleicht nicht.
Sie beugte den Kopf über die Knie, bebte am ganzen Körper und wünschte sich sehnlich, alles wäre einfacher.
Vielleicht kann Glück nicht von Dauer sein, oder vielleicht habe einfach ich kein Anrecht darauf
.
Winter wusste es nicht, aber Bethan kannte womöglich auch darauf eine Antwort …
Sie trocknete sich die Augen mit dem dunklen
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