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Winter in Maine

Winter in Maine

Titel: Winter in Maine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Donovan
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beachten, lag in seinem Blick Gleisnerei.«
    Als Claire mich verlassen hatte, galt meine ganze Liebe dem Hund. Er begrüßte mich immer, wenn ich nach Hause kam. Den Rest des Sommers kam er von seinem Plätzchen im war men Holzstoß angerannt, von seinen Spaziergängen im Wald, wo er sich vermutlich aufhielt, um allein zu sein, kam angerannt, um mich nach der Landschaftsgärtnerei zu sehen, um mich zu begrüßen, wenn ich glücklich war, um mich zu begrüßen, wenn ich unglücklich war, um mich zu begrüßen, wenn ich besorgt, zerstreut oder nachdenklich war. Wenn meine Hände das Lenkrad umklammerten oder locker darauflagen, während der Pick-up mit Schaufeln und Spitzhacken oder unbeladen den Weg entlangrumpelte, kam er angelaufen, um mich zu begrüßen. Hunde kennen nur Treue und finden darin ihre Bestimmung.
    Sie wissen, wenn etwas nicht in Ordnung ist, riechen, wenn man krank ist, riechen die geringe Energie im Blut, legen ihre Schnauze auf die entsprechende Stelle, sei es Niere oder Arm, und bleiben bei einem, bis man wieder gesund ist. Man zeige mir einen Menschen, der so etwas tut. Hunde bellen auf ver schiedene Weise und drücken damit Unterschiedliches aus: Man muss auf den Ton und die Länge achten, darauf, wie sie den Kopflegen und was der Schwanz macht. Ihnen stehen kei ne Wörter zur Verfügung, darum benutzen sie den gesamten Körper, um etwas auszudrücken. Ton, Kopfhaltung, Schwanz und was nicht alles. S ie reden mit dem ganzen Körper.
    Menschen benutzen ihren Körper, um nicht zu reden, sie halten die Hände vor den Mund, drehen sich zur Seite, hören nicht zu. Sie pflanzen Angst in ihre Hunde. Um einen Menschen beur teilen zu können, muss man sich nur seinen Hund ansehen.
    Und während ich mir vorstellte, er käme angelaufen, dachte ich, es wäre ein Wunder geschehen, und der Wald hätte mei nen Hobbes, den Terrier, wieder hervorgezaube rt, als vorzeitiges Weihnachts geschenk für Julius Winsome. Ich würde im Nu ein Feuer anzünden, ihm etwas Leckeres zu fressen geben oder mit ihm nach Fort Kent fahren, bei laufender Heizung und offenem Fenster, damit er den Kopf hinausstrecken konnte und es trotzdem warm hatte. Und das wäre erst der Anfang.
    Doch als ich den Pick-up mit auf das Blumenbeet gerich teten Scheinwerfern parkte, sah ich, dass das Grab unberührt war.
    20
    Donnerstagnacht schneite es.
    Der Wind flaute ab, und die Temperatur stieg leicht an, das merkte ich am Zug und dem lautlos wirbelnden Pulverschnee, der sich auf die Felder, den Wald, das Hüttendach und, wie mir schien, über ganz Maine legte. Wären die Bäume nicht gewe sen, so wäre der Wind direkt auf die Hütte getroffen.
    Es gibt einen Tag, eine Stunde, wo der Winter beginnt, einen Augenblick, wo er mit seinem Wetter zur Tür hereinschlüpft und sagt: Hier bin ich. Wenn der Schnee früh genug fällt, schwebt er in rot gefärbte Wälder hinab und häuft sich auf von blauem Eis gesäumte Seen, aber sein Besuch dauert nicht lange: Der weiße Handabdruck des Nordens verschwindet schon am nächsten sonnigen Tag, wird vom Tuch des Son nenscheins, dem warmen Herbstatem von den Hügeln und Bäumen in Maine gewischt. Fällt er spät, kommt der Winter mit einem Windsturm, der alle Farben vor sich hertreibt und nur Weiß übrig lässt, während die Seen sich in gefrorene Spucke verwandeln, kahle Bäume sich spalten und auseinanderbrechen und die Wälder sich bis zur flimmernd erleuchteten Haut des Nordlichts erstrecken.
    Maine, der weiße Stern, der ab November leuchtet, herrscht über einen kalten Winkel des Himmels. Hier können nur kur ze Sätze und lange Gedanken überleben: Wer nicht aus nördlichem Holz geschnitzt und langes Alleinsein gewohnt ist, sollte im Winter nicht hier sein. Die Entfernungen werden riesig, die Zeit wird über den Haufen geworfen. Die Kinder ritzen mit Schlittschuhen ihre Namen in die Teiche, Schlitten ziehen Hunde vor sich her. Die Leute besiegen den Winter, in dem sie nächtelang lesen und die Seiten hundertmal schneller umblättern, als ein Tag vergeht, kleine Zahnräder, die während all dieser Monate ein größeres in Bewegung halten. Der Winter ist fünfzig Bücher lang und heftet einen an die Stille wie ein aufgespießtes Insekt. Sätze verwandeln sich in einzelne Worte, und um zwölf Uhr verschmelzen die bei den Zeiger zu einem. Jeder Blick endet im Schnee. Jeder Schritt versinkt im Norden. So ist die Zeit in Maine, das Weiß der Zeit.
    Es ist auch die Zeit, wo sich ein ganzer Tag zum Schlafzim

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