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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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nicht ohne Auto.
    Sie dachte an Besucher von der anderen Seite – an die Vorstellung, dass Tote wieder zum Leben erweckt werden konnten. Das war doch Blödsinn, oder?
    Vielleicht war der Mann, der jetzt gerade an ihre Tür klopfte, ein solcher Schlafender aus dem Wald. Vielleicht war es der Geist von Martin Shea, der nach seiner Frau und Tochter suchte.
    Hör auf damit , ermahnte Ruthie sich. Es gibt weder Geister noch Schlafende.
    »Vielleicht hat er sich verlaufen«, meinte Fawn.
    Der Mann klopfte lauter. »Hallo da drinnen!«, rief er.
    Nur, dass es gar kein Mann war, sondern eine Frau.
    »Ruthie?«, rief sie. »Ich bin’s, Candace O’Rourke.«
    »Ach du Scheiße «, knurrte Ruthie leise.
    »Soll ich jetzt aufmachen?«, fragte Fawn, ging zur Tür und legte die Hand an den Riegel.
    »Nein«, flüsterte Ruthie rau. Wie hatte Candace sie gefunden?
    »Ich glaube, ich weiß, was mit deiner Mutter passiert ist. Ich bin gekommen, weil ich dir helfen will, sie zu finden.«
    Ehe Ruthie Fawn davon abhalten konnte, hatte diese bereits den Riegel zurückgeschoben und die Tür aufgerissen.
    Ein eisiger Windstoß blies ihnen ins Gesicht.
    »Hi, Ruthie«, sagte Candace und wickelte den Schal ab, der ihr Gesicht verdeckte. Ihre Wangen waren stark gerötet. »Wie schön, dich wiederzusehen. Darf ich reinkommen?« Nach dem kalten Wind wehte Ruthie der Geruch von teurem Parfüm, Zigarettenrauch und Alkohol entgegen.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, trat Candace über die Schwelle in den Flur.
    Sie schaute auf Fawn herunter, die sich ein paar Schritte zurückgezogen hatte. »Hallo, du da«, sagte sie mit einem breiten Lächeln. »Wer bist du denn?«
    Fawn gab keine Antwort. Sie presste Mimi an sich und huschte durch den Flur davon.
    »Aha, sie ist schüchtern !«, stellte Candace belustigt fest.
    Ruthie zuckte mit den Schultern. Oder ihr ist klargeworden, dass sie gerade eine Verrückte ins Haus gelassen hat , dachte sie.
    »Da draußen ist es hundekalt«, sagte Candace und schüttelte sich, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Sie ließ den Blick durch den Eingangsflur schweifen. »Immer noch kein Lebenszeichen von deiner Mutter?«
    Ruthie schüttelte den Kopf.
    »In der Scheune steht ein Pick-up, wie ich gesehen habe. Ist das der einzige Wagen deiner Familie?«
    Ruthie war fest entschlossen, der Frau nichts zu verraten. Nicht, bis sie selber Antworten bekommen hatte.
    »Wo sind Sie hergekommen?«, wollte sie wissen. »Wie haben Sie uns gefunden?«
    Candace lächelte nur und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke.
    Ruthie versuchte es erneut. »Sie haben gesagt, Sie wissen vielleicht, was mit meiner Mutter passiert ist?«
    Candace lächelte, wie um zu sagen: Alles zu seiner Zeit . Dann ging sie an Ruthie vorbei.
    »Wirklich hübsch hier«, meinte sie und steuerte auf den Holzofen im Wohnzimmer zu. Sie zog sich die Handschuhe aus, um ihre Hände zu wärmen. »Richtig gemütlich.« Sie sah sich im Zimmer um. Ruthie versuchte sich vorzustellen, wie es auf jemanden wie Candace wirken musste – die unbehandelten Dielen, die verblichenen Teppiche, das durchgesessene Sofa und der zerkratzte Couchtisch.
    »Hören Sie, ganz egal, wie Sie uns gefunden haben, es passt gerade nicht so gut«, erklärte Ruthie und folgte ihr ins Wohnzimmer.
    Candace hatte unter den Sohlen ihrer Stiefel Schnee ins Haus getragen, der auf dem alten Kiefernboden große Pfützen hinterließ. Eigentlich war es eine Hausregel, dass man im Flur die Schuhe ausziehen musste. Wäre ihre Mutter da gewesen, hätte sie einen hysterischen Anfall bekommen.
    »Noch mal hallo«, sagte Candace, als Fawn den Kopf um die Ecke steckte. »Macht nichts, wenn du mir nicht verraten willst, wie du heißt. Aber deine Puppe hat doch bestimmt einen Namen, oder?«
    Fawn starrte sie wortlos an. Ihre Wangen waren vom Fieber gerötet, sie trug seit Tagen dieselbe schmutzige rote Latzhose, und die ungekämmten Haare standen ihr vom Kopf ab. Sie sah halbwild aus, wie ein kleines Mädchen, das von Wölfen aufgezogen worden war.
    »Ich habe einen Sohn ungefähr in deinem Alter«, sagte Candace. »Er heißt Luke. Lass mich raten. Du bist sechs, stimmt’s?«
    Fawn nickte zögerlich.
    »Weißt du, was mein Luke auf der ganzen Welt am allerliebsten hat? Sein Schnabeltier aus Plüsch. Willst du raten, wie er es genannt hat?«
    Fawn schüttelte den Kopf.
    »Spike«, sagte Candace und lachte leise.
    Jetzt musste Fawn auch lachen. Sie kam ins Wohnzimmer und gesellte sich zu Candace und Ruthie an

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