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Winter

Winter

Titel: Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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die mir Sorge machten. Es waren Sachen, die ich geschenkt bekommen hatte, die ich aber nicht brauchen konnte, und die nun umgetauscht werden sollten. Das wird ja immer so gemacht, und in guten Geschäften haben die Verkäuferinnen sich vom Weihnachtsgeschäft her für diese Umtauschtage soviel strahlende Freundlichkeit aufbewahrt, daß es zum Erstaunen ist. Aber ich mache trotzdem solche Gänge gar nicht gerne. Schon Einkaufen fällt mir schwer, und ich schiebe es oft lange hinaus – und nun gar Umtauschen, in die Läden gehen, die Leute in Anspruch nehmen, sich aufs neue für schon erledigte Dinge interessieren! Nein, es ist mir sehr zuwider, und wenn es nur auf mich ankäme, so legte ich die unbrauchbaren Geschenke lieber in eine Schublade und ließe sie für immer da liegen.
    Zum Glück war meine Freundin da, die versteht sich auf alle diese Sachen ausgezeichnet, und ich bat sie, sich meiner anzunehmen und mit mir in drei Geschäfte zu gehen. Sie tat es gern, nicht bloß mir zuliebe, sondern auch so, es machte ihr Spaß, es war ein Sport für sie, eine Kunst, deren Ausübung ihr Freude machte. Also gingen wir miteinander in das Geschäft mit den Handschuhen, sagtenGrüßgott, wickelten meine Weihnachtshandschuhe aus, und ich drehte nervös meinen Hut in der Hand und suchte nach den Redensarten, mit welchen man solche Transaktionen einzuleiten gewohnt ist, aber es glückte mir nicht gut und gerne ließ ich meiner Helferin das Wort. Und siehe, der Zauber ging leicht vonstatten, man lächelte, man nahm, Gott sei Dank, die Handschuhe zurück, und plötzlich stand ich vor einer Auswahl farbiger Hemden und durfte mir eines davon auswählen. Das paßte mir, ich spielte also den Sachverständigen, entsann mich nach einiger Versenkung meiner Kragennummer, und bald verließen wir mit einem neuen Paketchen den Laden, wo man zur Nachfeier der Geburt des Heilandes heute den ganzen Tag Spazierstöcke, Handschuhe und Mützen umtauschte.
    Auch mit der neuen Füllfeder ging es recht gut, ich mußte mich in dem überfüllten Geschäft, vor einem angenehmen Fräulein, niedersetzen, bekam ein Schreibpapier und eine Menge von Federn zur Auswahl vorgelegt, und saß da und schrieb und malte Blumen, Sterne und Initialen auf den Bogen, bis er voll war. Dann nahm ich eine von den probierten Federn mit, und wenn nun auch weiterhin das Schreiben mir mühselig werden sollte, so wird die Feder nicht daran schuld sein, es ist eine Goldfeder aus Amerika, man kann sie mit einem goldenen Hebel füllen, und dann entströmen ihr die goldenen Worte, daß es eine Freude ist. Ich brauche sie aber mehr zum Zeichnen.Dankbar steckte ich den kleinen Tintenfisch mit der Goldschnauze in die Tasche und ging weiter, ging den schweren Gang zum optiker, dem ich gestehen mußte, daß meine neue Lesebrille mir gar keine guten Dienste leiste, und daß er sie zurücknehmen und eine andere machen müsse. Beschützt von der Freundin, gestärkt durch die Erfolge mit dem Hemd und der Feder, trat ich auch in dieser gläsernen Provinz zielbewußt auf, wurde angehört, und wahrhaftig nahm der gütige Mann die Brille zurück. Nie hätte ich das gedacht. Ich hätte es an seiner Stelle nicht getan.



Der Siegeszug durch die drei gefürchteten Geschäfte, der Gang durch den frischen Winterwind mit der Freundin, die Verwandlung von drei Verlegenheitspaketen in drei erfreuliche waren Grund genug, mich froh und dankbar zu stimmen. Beim Umtausch der Handschuhe hatte ich sogar noch einen kleinen Taschenspiegel dreinbekommen, den ich meiner Begleiterin schenken konnte.
    Bei der Heimkehr war ich sehr vergnügt und mochte weder an die Arbeit gehen, noch mich mit allen den noch ungelesenen Briefen befassen, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatten. Ich erinnerte mich der Kinderzeit, und wie es da an den Tagen nach Weihnachten so schön gewesen war, bei jedem morgendlichen Erwachen und bei jeder Heimkehr sich der neuen Geschenke wieder zu bemächtigen und sich ihres Besitzes zu freuen. Einmal hatte ich eine Violine geschenkt bekommen und stand sogar in
    der Nacht auf, um sie anzufühlen und leise an den Saiten zu zupfen. Einmal hatte man mir den »Don Quichote« geschenkt, und jeder Spazier- oder Kirchgang, ja jede Mahlzeit war mir eine widerwärtige Unterbrechung der beglückenden Lektüre.
    Diesesmal hatte ich so begeisternde Dinge nicht erhalten. Es gibt für alte Leute diesen Glanz und Zauber nicht mehr, den einst die Geige, das Buch, das Spielzeug, die Schlittschuhe

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