Winterfest
raus«, sagte sie. »Die Medien haben herausgefunden, dass die Tatorthütte Thomas R ø nningen gehört. Aber sie erreichen ihn ebenfalls nicht.«
»Vielleicht sollten wir versuchen, seinen Zahnarzt ausfindig zu machen?«, schlug Hammer vor und zeigte auf Wistings Bildschirm.
Christine Thiis verzog das Gesicht und ging zum Fenster. »Was soll ich sagen, wenn sie anrufen?«, fragte sie und sah hinaus.
Wisting öffnete die Schreibtischschublade, um nachzusehen, ob noch irgendwo eine Paracetamol herumlag. »Wir werden bestätigen müssen, dass es seine Hütte ist«, sagte er, während er suchte. »Und dass es uns nicht gelungen ist, Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
Sein Handy klingelte und er schob die Schublade zu, ohne etwas Schmerzstillendes gefunden zu haben. Er warf einen Blick auf das Display und konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen. Er hielt das Handy hoch, damit alle es sehen konnten: Thomas R ø nningen.
Er meldete sich kurz und nickte den anderen bestätigend zu, als der Mann am anderen Ende seinen Namen nannte.
»Wie ich sehe, haben Sie versucht, mich zu erreichen«, sagte der Fernsehmoderator.
Wisting bejahte. »Ich weiß nicht, wie viel Sie mitbekommen haben von dem, was passiert ist, aber wir hätten Sie gern gesprochen.«
»Ich habe die Nachrichten verfolgt. Geht es um meine Hütte? Haben Sie deshalb angerufen?«
»Ja.«
»Das hatte ich befürchtet, deshalb bin ich schon unterwegs zu Ihnen.«
»Wann können Sie hier sein?«
»In einer Stunde, aber ich hatte gehofft, wir könnten uns irgendwo anders als im Polizeipräsidium treffen. Ich nehme an, dass viel Presse da ist?«
»Woran hatten Sie gedacht?«
»Können wir es so diskret wie möglich machen?«
»Wir werden eine Lösung finden.« Wisting strich sich über sein schmerzendes Kinn und hatte eine Idee. »Wir könnten uns bei mir zu Hause unterhalten.«
»Bei Ihnen?«
»Ich muss sowieso mal wieder dort vorbeischauen.«
»Wenn das ginge, wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
Wisting hatte so etwas noch nie gemacht, aber er hatte kein Problem damit. Am wichtigsten bei einer Vernehmung war es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der der Zeuge sich entspannt fühlen konnte. Er gab seine Adresse in der Herman Wildenveys gate durch und eine Stunde später parkte er in der Einfahrt.
Suzanne stand im Garten unter der großen Birke und harkte nasses Herbstlaub zusammen. Sie hatte seine schwarzen Gummistiefel und ein Paar Gartenhandschuhe im Schuppen gefunden. Als sie ihn kommen sah, richtete sie sich auf und lächelte ihn an. Dann stellte sie die Harke an den Baumstamm, zog die Handschuhe aus und ging ihm entgegen.
»Wie schön«, sagte sie und gab ihm einen Kuss.
»Du bist ja fleißig«, meinte er lächelnd und schaute ihr über die Schulter.
»Ich liebe Gartenarbeit. Man kann so gut dabei nachdenken.«
»Worüber denkst du denn nach?«
»Das erzähle ich dir ein andermal.« Sie lachte und gab ihm noch einen Kuss. Dann löste sie sich aus seinem Arm und musterte sein Gesicht. »Wie ist es?«
»Tut weh«, erwiderte er und ging zur Haustür. »Ich muss was gegen die Schmerzen finden.«
»Bist du deswegen nach Hause gekommen?«
»Auch.« Er lächelte sie an. »Wir bekommen Besuch.«
»Von wem denn?«
»Thomas R ø nningen.«
Sie wiederholte den Namen, schien aber nicht zu verstehen, was er meinte.
»Er ist Zeuge in dem Mordfall«, erklärte Wisting. »Die Leiche wurde in seiner Hütte gefunden.«
»Hat er etwas damit zu tun?«
»Das will ich herausfinden.«
»Und dazu musst du hier mit ihm reden?«
»Das hat praktische Gründe.«
Suzanne zog die schweren Stiefel aus. »Schon seltsam«, sagte sie.
»Inwiefern?«
»Gestern haben wir ihn im Fernsehen gesehen und jetzt kommt er hierher.«
Wisting fand eine Schachtel Paracetamol im Küchenschrank. Er füllte ein Glas mit Wasser aus dem Hahn und schluckte zwei Tabletten.
Suzanne setzte Teewasser auf. »Line war hier«, erzählte sie. »Sie hat den Schlüssel von der Hütte abgeholt.«
»Du hast sie nicht überreden können, hierzubleiben?«
»Ich habe es ihr angeboten, aber sie sagt, sie braucht ein bisschen Zeit für sich selbst.«
»Wie geht es ihr?«
»Wie es aussah, geht es ihr gut, aber mir gefällt es nicht, dass sie ganz allein da draußen in Værvågen ist. Ich dachte, ich sollte vielleicht mal hinfahren.«
Wisting trank einen Schluck von dem Tee, den sie ihm hingestellt hatte. Er mochte es, dass sie sich Gedanken um Line machte. »Aber sie will es ja so«,
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