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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Überwachungsanlage dieser Tankstelle in meinem Büro.«
    Wisting lehnte sich zurück. Er genoss das befriedigende Gefühl, dass sich die Puzzleteilchen ineinanderfügten.
    »Okay«, fuhr Mortensen fort. »Während wir auf die Bilder des Täters warten: Ich habe herausgefunden, dass der Abdruck des Sohlenprofils in der Blutlache von einem Nike- Schuh stammt.«
    Er klickte sich zu dem entsprechenden Dateiordner durch und öffnete das Foto eines Freizeitschuhs aus weißem Leder. Das bogenförmige Nike- Logo prangte in Blau an den Seiten.
    »Ein Nike Main Draw für Herren«, erklärte Mortensen. »Derselbe Abdruck wurde noch in mindestens einer der anderen Hütten gefunden.«
    »In welcher?«
    »Auf jeden Fall in der am nächsten stehenden Hütte, aber es sind noch haufenweise Fußabdruckfolien zu sichten. Ich denke, wir werden ihn noch an weiteren Orten sehen.«
    »Die Chancen stehen wohl ohnehin gut, dass der Täter sich von ihnen getrennt hat«, meinte Torunn Borg. »Sie müssen ja völlig blutverschmiert sein.«
    Wisting stimmte ihr zu und verkniff sich einen Kommentar, dass die Bemerkung von Christine Thiis auf der Pressekonferenz geschadet haben könnte.
    Nils Hammer kam zurück, die DVD in der hocherhobe nen Hand. Er legte sie in den Laptop ein und der Mediaplayer startete. Die Bilder waren außerordentlich scharf und klar. Am unteren Bildrand waren Datum und Uhrzeit vermerkt. Nils Hammer klickte auf schnellen Vorlauf.
    »Wir wissen ja nicht, ob die Uhrzeit der Kasse mit der auf dem Video übereinstimmt«, erinnerte Mortensen ihn.
    »Dann müssen wir nach Leuten Ausschau halten, die Würstchen essen.«
    Nur das Geräusch des Projektors unter der Decke durchbrach die Stille im Raum. Das Zählwerk der Videoaufzeichnung erreichte 20.45 Uhr und lief weiter.
    Zwei Minuten später kam ein untersetzter Mann mit Halbglatze und schmalem Brillengestell in den Laden. Er wechselte ein paar Worte mit dem Mädchen hinter dem Tresen, nahm eine Schachtel Pastillen aus einem Ständer und zog sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche. Die Verkäuferin nahm einen Geldschein entgegen und gab ihm das Wechselgeld zusammen mit dem Kassenbon. Der Mann steckte Münzen und Kassenbon in die Seitentasche seiner Jacke, während das Mädchen eine Wurst in ein aufgeschnittenes Brötchen legte und dem Mann über den Tresen reichte.
    Hammer stoppte das Video, gerade als der Mann den Mund öffnete, um in die Wurst zu beißen.
    »Das ist Jostein Hammersnes«, sagte Benjamin Fjeld.
    »Wer?«
    »Einer der anderen Hüttenbesitzer, bei denen eingebrochen wurde. Ich habe ihn gestern vernommen. Er ist Freitagabend kurz nach neun in seiner Hütte angekommen. Er benutzt denselben Fußweg, hatte aber weder etwas gesehen noch gehört. Es muss schon alles vorbei gewesen sein, als er ankam.«
    »Blindspur«, fasste Hammer zusammen und beendete das Abspielprogramm. »Mist.«
    »Was macht das Mautstellenprojekt?«
    »Die Systeme sind bald wieder am Netz.« Hammer nahm wieder am Tisch Platz und blätterte in seinen Notizen. »Es ist wirklich leichter, eine Antwort aus dem Ausland zu erhalten, als von unseren eigenen Datensystemen.« Er zog einen Computerausdruck hervor. »Carlos Mendoza«, sagte er und blätterte. »Der spanische Mobilfunkvertrag des Handys, das draußen zwischen den Hütten gefunden wurde, ist ausgestellt auf einen Laden in Malaga, eine Kombination aus Internetcafé und Minimarkt. Der Inhaber wurde vergangenen Monat inhaftiert, wegen Verdachts auf Mittäterschaft bei Betrug und Identitätsdiebstahl. Die spanische Polizei glaubt, dass unsere beiden Mobilfunkkarten auf den Namen Carlos Mendoza nur zwei der vielen gefälschten Identitäten sind, die er an Kriminelle verkauft hat. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass der tatsächliche Nutzer zu ermitteln ist. Das Mobiltelefon, mit dem unser Handy Verbindung hatte, ist abgeschaltet. Die letzte registrierte Benutzung fand hier bei uns statt.«
    Noch eine Spur, die im Sand verläuft, dachte Wisting und blickte aus dem Fenster. Es war immer noch windig, aber die Regenwolken waren verschwunden.
    Das Foto der blonden Frau mit den Locken hatte die Runde um den Tisch gemacht. Wisting griff danach und stand auf.
    »Ich will wissen, wer das ist«, sagte er und warf es vor Torunn Borg auf den Tisch. »Sie hat dem Mann, der es bei sich trug, etwas bedeutet. Ich will mit ihr sprechen. Vielleicht kennt sie die Antworten, nach denen wir suchen.«

25
    Die Bilder des Mannes in dem Ruderboot lagen in einem

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