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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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letzte Mal nach Norwegen gekommen?«, wollte Wisting wissen.
    Martin Ahlberg suchte einen Stapel Papiere heraus, antwortete aber nicht gleich auf die Frage. »Das ist organisiertes Verbrechen«, wiederholte er. »Die Hintermänner sind frühere Offiziere und Soldaten, und die fürchten nichts, weder Strafen noch Gefängnisse. Das ist eine größere Gefahr für die Gesellschaft als wir ahnen.«
    Wisting warf einen Seitenblick auf das Foto von Darius Plater. Als Berufsbezeichnung des schmächtigen Mannes war Automechaniker angegeben. Das Bild stand im Kontrast zu dem, was der Sektionsleiter von Grenzenlos erzählte, aber Wisting verzichtete darauf, etwas zu sagen.
    »Darius Plater und Teodor Milosz gehören zu einer Gruppe, die wir das Paneriai-Quartett getauft haben«, berichtete Ahlberg weiter. »Das sind vier Männer aus demselben Stadtteil. Paneriai ist eine Vorstadt von Vilnius und liegt zirka zehn Kilometer südwestlich des Stadtzentrums.«
    »Du warst dort?«
    Ahlberg nickte. »Wir wurden im Frühjahr vom Konsul dorthin eingeladen«, erklärte er. »Auf Provinzebene besteht eine Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Kultur und Wirtschaftsentwicklung, die um die Zusammen arbeit im Bereich Verbrechensbekämpfung erweitert wurde.« Er unterbrach sich und trank einen Schluck Kaffee. »Der Markt für das Diebesgut ist in Paneriai«, fuhr er fort. »Dort kriegt man alles.«
    »Wer gehört noch zu dem Quartett?«, wollte Hammer wissen.
    Martin Ahlberg nannte mit geübter Aussprache zwei Namen und legte zwei weitere Passbilder vor.
    Bei dem Anblick des einen Mannes begann es tief in Wistings Brust zu kribbeln. »Das ist er«, sagte er und griff nach der Fotokopie. »Das ist der Mann, der mein Auto gestohlen hat.«
    »Bist du sicher?«
    Wisting nickte. Er hatte das Gesicht des Täters nur ganz kurz gesehen, war sich aber sicher. Er erkannte die groben Gesichtszüge und die tief liegenden Augen wieder.
    »Valdas Muravjev«, sagte der Leiter der Sektion Grenzenlos. »Er ist der Älteste von ihnen. In seinem Heimatland wegen Raub und Gewaltdelikten verurteilt.«
    »Wisst ihr, wo er sich jetzt aufhält?«, fragte Wisting.
    »Zu Hause in Litauen«, erwiderte Ahlberg und zog einen Computerausdruck mit dem Logo von DFDS Seaways hervor. »Die vier Männer kamen am 18. September mit der Fähre nach Karlshamn in Südschweden. Sie fuhren einen VW Transporter. Drei von ihnen sind gestern Abend um 18.00 Uhr mit der Fähre zurückgefahren.«
    Wisting richtete sich auf. »Was schlägst du vor, was wir jetzt tun sollen?«
    »Fest steht«, antwortete Ahlberg, »dass ihr einen Fall habt, bei dem ein litauischer Bürger angeschossen und getötet wurde. Die litauischen Behörden sind natürlich zu informieren. Des Weiteren müssen auch die Angehörigen verständigt und der Heimtransport des Getöteten organisiert werden. Außerdem wissen wir, mit wem er zusammen war, als er getötet wurde. Wir können selbstverständlich einen Antrag auf Amtshilfe stellen und sie vernehmen lassen, aber ich an eurer Stelle würde hinfahren und das selbst machen.«
    Wisting war zu dem gleichen Schluss gekommen. Er schob das Foto des Mannes, der ihn überfallen hatte, über den Konferenztisch und beugte sich vor.
    »Könntest du Tickets für uns bestellen?«

35
    Um 17.07 Uhr parkte Thomas R ø nningen seinen schwarzen Audi S 5 auf dem Platz vor dem Polizeipräsidium. Damit kam er sieben Minuten zu spät zu dem verabredeten Termin.
    Wisting stand am Fenster und beobachtete ihn. Das Auto war frisch gewaschen, aus der Entfernung konnte er sehen, wie die Regentropfen auf der Karosserie abperlten. Am oberen Rand der Windschutzscheibe erkannte er den Umriss der Mautplakette.
    R ø nningen schlug die Autotür hinter sich zu und warf einen Blick an der Fassade des Polizeigebäudes hinauf. Er hob grüßend die Hand, als ihre Blicke sich trafen, und lief eilig durch den Regen zum Eingang.
    Zwei Minuten später saß er in Wistings Büro. Er legte Handy und Autoschlüssel an den Rand des Schreibtisches und wischte sich die Regentropfen von den Schultern.
    »Schönes Auto«, sagte Wisting einleitend.
    Der Moderator lächelte. »Ich bin zufrieden.«
    »Ist das Ihres?«
    »Ja, wieso?«
    »Na ja, ich dachte, es könnte ein Firmenwagen sein, oder dass er vielleicht von mehreren Leuten gefahren wird.«
    R ø nningen lächelte immer noch, aber es wirkte eher nachsichtig als herzlich. »Es ist durchaus so eine Art Firmenwagen«, erklärte er. »Aber ich lasse

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