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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Beschreibung, wie sich das Verhältnis entwickelt hatte, und das klang glaubhaft. Thomas R ø nningen war in Fahrt gekommen und erzählte voller Empathie und Engagement. Es schien, als wäre ein Damm gebrochen, nachdem er die Möglichkeit bekommen hatte, über das heimliche Verhältnis zu reden.
    »Für gewöhnlich treffen wir uns in meiner Hütte«, schloss er seinen Bericht. »Aber Johannes ist verreist, deshalb waren wir das ganze Wochenende zu Hause bei Iselin. Ich darf gar nicht daran denken, was sonst hätte passieren können.«
    Für Wisting blieben nicht viele Fragen offen. Er saß eine Weile schweigend da, ehe er fragte: »Und wo ist Johannes Archer zurzeit?«
    »In Frankreich«, antwortete R ø nningen. »Er wollte ein paar Weingüter besuchen.«
    »Glauben Sie, er hat geahnt, dass Sie sich in Ihrer Hütte trafen?«
    »Ich glaube, dass er Iselin im Verdacht hatte, untreu zu sein, aber nicht, dass ich derjenige war, mit dem sie sich traf.«
    »Weiß er, wo Ihre Hütte ist?«
    »Er war sogar dort. Iselin war Gast in meiner letzten Sendung vor der Sommerpause und Johannes war mit im Studio. Ich weiß nicht mehr, wie es kam, aber jedenfalls habe ich beide zum Krebsessen bei mir eingeladen.«
    »Ist er allein in Frankreich?«
    »Soweit ich weiß, ja. Wieso?«
    Wisting schüttelte den Kopf, ohne zu antworten. Ein absurder Gedanke begann sich zu formen, aber er verfolgte ihn nicht weiter. »Ich muss mit ihr sprechen«, sagte er.
    R ø nningen nickte. »Sie ist darauf vorbereitet. Ich hoffe trotzdem, dass es kein öffentlicher Teil der Ermittlung wird.«
    Das konnte Wisting ihm nicht versprechen. Beim gegenwärtigen Stand der Dinge ging es darum, Leute auszusortieren, die sie nicht zu verdächtigen brauchten. Er war sich noch nicht ganz sicher, ob Thomas R ø nningen von der Liste gestrichen werden konnte oder ob er Teil eines Geflechts war, das den Fall zusammenhielt.
    Er stand auf und begleitete den Moderator hinaus. Der Regen war stärker geworden, es goss in Strömen. Wisting blieb unter dem Vordach stehen, während Thomas R ø nningen mit schnellen Schritten und hochgezogenen Schultern zum Auto ging. Ein Lügner auf dem Weg zu dem Beweis, der ihn enttarnt.

36
    Zwei Nachrichten erwarteten Wisting, als er in sein Büro zurückkam.
    Die eine war von Martin Ahlberg, der mitteilte, dass der Direktflug von Gardermoen nach Vilnius am nächsten Tag um 10.45 Uhr ging und er ihn mit den Tickets am Flughafen erwartete.
    Die andere Nachricht war von Leif Malm, der Wisting um Rückruf bat.
    »Wir haben Rudi Muller wieder unter Kontrolle«, erklärte Malm, als Wisting anrief. »Er ist vor dreißig Minuten im Shazam Station eingetroffen. Ich schalte auf Lautsprecher um, dann können Sie den Statusbericht mithören.«
    Wisting hörte, wie Tasten gedrückt wurden, woraufhin es in der Leitung etwas mehr knisterte.
    »Charlie null-fünf«, sagte Malm. »Wie ist die Lage?«
    Der Fahndungsleiter antwortete: »Muller sitzt mit zwei anderen an einem Fenstertisch, Position zwei-vier. Das Auto steht in der Grensen. Ein schwarzer BMW 730 mit registriertem Kennzeichen.«
    Wisting sah das Restauranthaus vor sich. Zwei-vier war die Positionsangabe, die beschrieb, dass Rudi Muller in der zweiten Etage am vierten Fenster von links saß. Am Tisch direkt nebenan hatten er selbst, Suzanne und Line vor drei Tagen gesessen.
    »Muller hat sein graues Jackett abgelegt und sitzt im roten T-Shirt da«, fuhr der Fahndungsleiter fort. »Ihm schräg gegenüber sitzt Tage Larsen in einer grünen Kapuzenjacke. Sie sind mit einem dritten Mann zusammen, den wir nicht kennen. Dunkelhaarig, aber Norweger, schwarze Lederjacke, schwarze Schirmmütze. Wir haben ein Foto.«
    Wisting wechselte mit dem Hörer ans andere Ohr. Das war zwar nur eine vage Beschreibung, sie konnte aber auf Tommy passen.
    »Wir haben den Mann identifiziert, der im Ruderboot gefunden wurde«, sagte er laut.
    »Und?«
    »Ein Litauer namens Darius Plater.«
    Eine andere Einheit mischte sich ein: »Charlie null-fünf, hast du das gehört?«
    »Negativ. Was meinst du?«
    »Wir hören auf Kanal drei mit. Null-eins hat gerade ein Feuer im Teppaveien fünf in Grorud gemeldet. Ist das nicht die Adresse von Trond Holmberg?«
    Es war einen Moment still, dann rief der Fahndungsleiter nach Leif Malm: »Charlie?«
    »Bin jetzt drin«, antwortete Malm. Wisting hörte ihn auf einer Computertastatur tippen. »Die Meldung kam vor drei Minuten über die 110-Zentrale rein und besagt, dass ein

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