Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
Vom Netzwerk:
»Sie haben meine Karte. Rufen Sie mich an, dann machen wir einen neuen Versuch, in Kontakt mit den Männern zu kommen.«
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis das Essen serviert wurde. Das traditionelle Gericht duftete leicht nach Oregano oder einem anderen Gewürzkraut. Es erinnerte ein wenig an Kartoffelgratin in Sahne und bestand aus Bacon und Kartoffelscheiben, die abwechselnd in die Auflaufformen geschichtet waren. Gekrönt wurde das Ganze von Preiselbeermarmelade und Sahne.
    Es schmeckte hervorragend.
    Danach bestand Wisting darauf, die Rechnung zu übernehmen, und wehrte Einwände mit dem Hinweis auf Reisespesen ab. Nachdem er es rasch im Kopf überschlagen hatte, kam er zu dem Ergebnis, dass das gesamte Essen ihn weniger als hundertfünfzig norwegische Kronen gekostet hatte.
    Der Kriminalchef zündete sich eine neue Zigarette an, als sie ins Auto stiegen. Die Fahrt nach Gariunai dauerte eine Viertelstunde. Der gigantische Marktplatz lag hinter einem mehrere Hundert Meter langen Bretterzaun neben der dreispurigen Autobahn nach Kaunas.
    Der Fahrer hielt vor einem Polizeiposten am Eingang. Der Kriminalchef stieg zusammen mit ihnen aus. Wisting starrte auf die Reihen der Verkaufsstände, die aus Blechschuppen und Ständen mit aufgespannten Planen bestanden. Auf den Dächern lagen Autoreifen, Steine und andere schwere Gegenstände, um zu verhindern, dass der Wind sie davontrug.
    Im Urlaub war Wisting auf Märkten in der Türkei und Spanien gewesen, aber so etwas wie hier hatte er noch nicht gesehen. Es war gigantisch. Von dort, wo er stand, sah er Buden voller Autostereoanlagen, Mobiltelefone, Motorsägen, Lautsprecher, Staubsauger, Rasenmäher, Autoteile, Musikanlagen, Kühlschränke und ein Dutzend weiße Brautkleider. Es war, als würden sich Clas Ohlson, Biltema und IKEA eine einzige riesige Verkaufsfläche unter freiem Himmel teilen.
    »Was ist das denn?«, sagte er mehr zu sich selbst.
    »Das ist das Einkaufszentrum für Leute, die es sich nicht leisten können, Kleidung oder Lebensmittel in normalen Geschäften zu kaufen«, erklärte der Kriminalchef. »Viele Waren hier sind gebraucht und die Preise sind niedrig.«
    »Diebesgut?«, fragte Wisting.
    Der Kriminalchef zuckte mit den Schultern. »Ist wohl in kleineren Mengen darunter, aber die Taschendiebstähle machen uns deutlich mehr Probleme«, erwiderte er und zeigte auf eine Überwachungskamera.
    »Aber es gibt keine Garantie, dass die Waren hier nicht gestohlen sind?«, wandte Ahlberg ein.
    »Es lässt sich nicht vermeiden, dass auf einem solchen Markt auch einiges an kriminellen Geschäften läuft«, räumte Mikulskis ein.
    »Warum schließen Sie den Markt nicht einfach?«, fragte Wisting. »An einem solchen Ort werden doch sicher Riesenumsätze gemacht, die nie versteuert werden.«
    Antoni Mikulskis seufzte. »Hier arbeiten zu viele Leute«, erklärte er. »Fast siebzigtausend Menschen leben von dem Umsatz hier. Würden wir Gariunai dichtmachen, wäre das eine soziale Katastrophe. Für Litauen ist es billiger, die Kriminalität auf dem Markt zu bekämpfen, als ihn zu schließen.«
    Wisting war sprachlos. Eine ganze Wirtschaft basierte auf dem Umsatz von Schmuggelgütern und Hehlerware.
    »Was für ein Haufen Leute«, kommentierte Martin Ahlberg auf Norwegisch und blickte über den Platz.
    Der Kriminalchef hatte offensichtlich keine Lust, das Thema weiter zu diskutieren, und stieg wieder in das Auto. »Ich höre dann morgen von Ihnen«, sagte er und gab dem Fahrer ein Zeichen, loszufahren.
    Wisting und Ahlberg begannen ihre Wanderung durch die Reihen der Verkaufsstände. Überall wurde lautstark gefeilscht.
    »Ganz egal, was sie behaupten«, sagte Ahlberg und blieb vor einem Stand mit Rasierklingen, Deodorants und anderen Kosmetikartikeln stehen. Er griff nach einer Dose Rasierschaum und zeigte Wisting das Preisetikett der norwegischen Supermarktkette Rimi. »Das hier ist ein Hehlermarkt. Der weltgrößte Umschlagplatz für gestohlene Sachen. Ein Schandfleck für das Land und die örtliche Polizei.«
    Sie gingen weiter hinein. Vieles von dem, was angeboten wurde, war offenbar gestohlen, aber je weiter sie sich vorwärts bewegten, desto mehr ähnelte der Markt einem Recyclinghof für den gebrauchten Überfluss des Westens. Offensichtlich ausrangierte Weiße Ware, die wieder instandgesetzt worden war, und aus der Mode gekommene Unterhaltungselektronik.
    »Nicht viel anders als bei finn. no «, bemerkte Wisting.
    Es war eine Tatsache, dass es bei vielen

Weitere Kostenlose Bücher