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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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ist seine Wohnung in Grorud komplett ausgebrannt. Sie sind noch nicht damit fertig, die Ruine zu untersuchen.«
    Line nickte. Sie hatte in den Nachrichten von dem Feuer gehört.
    »Wie ist es passiert?«, fragte sie.
    »Das weiß ich nicht, aber die Wohnung ist völlig ausgebrannt. Ich war gestern dort und hab’s mir angesehen. Wird ein schönes Stück Arbeit sein, die Ursache herauszufinden.« Er trank seine Tasse aus und erhob sich. »Wann kommst du nach Hause?«, fragte er.
    Sie antwortete nicht. Sie hatte Tommy gesagt, dass er seine Sachen packen und sich eine andere Bleibe suchen sollte, bevor sie zurückkam. Sein Besuch hatte alles auf den Kopf gestellt und jetzt bereute sie, was geschehen war. Es änderte nichts an ihren bisherigen Erfahrungen, die sie hatten erkennen lassen, dass ihre Beziehung keine Zukunft hatte. Eine heiße Nacht und die Aussicht auf einen Urlaub im Süden änderten nichts daran.
    »Mal sehen«, meinte sie nur.
    Tommy schien die Antwort nicht zu gefallen, aber er sagte nichts. Er stellte die Kaffeetasse ins Spülbecken, ging zur Tür und zog seine Joggingschuhe an.
    »Ich muss los«, erklärte er.
    Line stand auf.
    »Ich bringe dich noch zum Auto«, sagte sie und trank den Rest ihres Kaffees im Stehen aus.
    Sie gingen den schmalen Pfad entlang zum Parkplatz. Hier und dort mussten sie einen Bogen um Schlammpfützen und flache Wasserlachen machen.
    Tommy war in einem blauen Peugeot gekommen. Der graue Lieferwagen, der schon am Tag ihrer Ankunft auf dem Platz gestanden hatte, parkte neben ihrem Auto und Line sah, dass die Innenseite der Windschutzscheibe beschlagen war. Es war ein VW Caravelle. Während Tommy seinen Wagen aufschloss, ging sie zu dem Lieferwagen und warf einen Blick in die Fahrerkabine. Mit Ausnahme von einem Paar Joggingschuhe auf dem Beifahrersitz sah es im Innern aufgeräumt aus. Der Laderaum war verschlossen. Sie las das Kennzeichen auf dem Nummernschild und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie darauf wartete, dass Tommy sich verabschiedete.
    Er ging zu ihr und wollte ihr einen Kuss geben. Stattdessen drehte sie ihm die Wange zu und umarmte ihn.
    »Ich rufe dich an«, sagte er, als sie ihn losließ.
    »Gut«, antwortete sie.
    Dann stieg er ein, schlug die Autotür zu und setzte zurück, bevor er sich den schmalen Feldweg entlangmanövrierte.
    Line stand da und blickte ihm nach. Sie fühlte sich innerlich vollkommen leer, aller Kräfte beraubt. Ihre Entschlossenheit, auf die sie noch vor ein paar Tagen so stolz gewesen war, hatte sich in Luft aufgelöst. Jetzt war sie nur noch verwirrt. Und allein. Wieder einmal.

47
    Das Restaurant lag an einem Park mit gelb belaubten Bäumen. Wisting folgte den Empfehlungen des Kriminalchefs und bestellte Kartoffelpudding.
    Während sie warteten, wurde ihnen Kvas serviert. Ein süßes Leichtbier, das Wisting an das Weihnachtsbier erinnerte, das seine Mutter zu brauen pflegte, nur heller.
    »Jetzt müssen wir nur noch mit der Mutter von Darius Plater sprechen«, sagte Antoni Mikulskis. »Vielleicht weiß sie, wo die drei anderen sind.«
    »Es gibt da ein kleines Problem«, wandte Wisting ein. »Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass der Tote Darius Plater ist. Seine Identifizierung beruht auf Fingerabdrücken vom letzten Jahr, als er in Norwegen festgenommen wurde. Damals hat er sich mit einem Pass ausgewiesen, aber wir haben keine Garantie, dass der echt war. Wir können seine Familie nicht aufsuchen, bevor wir völlige Gewissheit haben.«
    »Und wann wird das sein?«
    Martin Ahlberg antwortete: »Er ist ja auch im litauischen Fingerabdruckregister erfasst. Interpol prüft gerade die Abdrücke aus beiden Ländern. Es ist ein bürokratischer Ringelreihen, aber wir rechnen damit, heute oder morgen die Antwort zu bekommen.«
    »Wenn die Antwort eintrifft, haben wir einen offiziellen Job zu erledigen«, nickte der Kriminalchef. »Was machen wir so lange?«
    »Können wir zum Gariunai-Markt fahren?«, fragte Wisting. Er wollte sehen, wie das Diebesgut aus Norwegen an den Käufer gebracht wurde. »Vielleicht finden wir die Männer dort.«
    Der Kriminalchef setzte das Glas an die Lippen und trank, während er nachdachte. »Da sind siebentausend Verkaufsstände«, erklärte er. »Das wird ein hoffnungsloses Unterfangen, aber wir können Sie hinfahren. Auf mich wartet Arbeit im Büro.«
    Martin Ahlberg nickte. »Wir können ein Taxi zurück zum Hotel nehmen, dann treffen wir uns morgen wieder.«
    »Gut«, lächelte der Kriminalchef.

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