Winterfest
überraschte es ihn nicht, dass es Pläne für einen Anschlag auf die Zählzentrale des Geldtransportunternehmens gab, das als Dienstleister der Banken fungierte.
»Glauben Sie, Rudi Muller hat die Pläne aufgekauft?«
»Zumindest deutet einiges darauf hin, dass er daran interessiert ist, sie im Gegenzug für einen Anteil an der Beute zu übernehmen. Vor einer Stunde haben wir die Gästeliste des Hotels erhalten. Einer der anderen Gäste heute Nacht war Svein Brandt.«
Der Name kam Wisting irgendwie bekannt vor, aber er ließ den Geheimdienstchef weitersprechen.
»Svein Brandt ist ein zentraler Akteur im kriminellen Milieu des Østlandet, operiert aber immer im Schatten anderer. Sein Name taucht in früherem Nachrichtenmaterial auf, das von möglichen Überfallplänen auf Nokas in Larvik berichtet. Er lebt in Spanien, ist aber derzeit zu Besuch in Norwegen.«
Wisting ließ die Information sacken. »Was sagt die Quelle?«, fragte er.
»Sie hatten keinen Kontakt, aber wir hoffen, im Laufe des Abends ein Treffen arrangieren zu können.«
»Wie dicht könnte ein Anschlag bevorstehen?«
»Es handelt sich wohl eher um Tage als um Wochen. Rudi steht unter Druck.«
Wisting strich sich über die Bartstoppeln. »Ich habe ein Rückflugticket für übermorgen, aber ich bin nicht sicher, ob die Zeit reicht«, sagte er. »Wir haben hier eigentlich noch gar nichts ausrichten können.«
»Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte Malm. »Um die Sache hier kümmern wir uns.«
»Was ist Ihr Plan?«
»Wir überwachen das Milieu. Rudi braucht mindestens drei bis vier Männer für seinen Coup. Und Ausrüstung. Autos und Waffen. Normalerweise erhalten wir Signale, wenn so etwas im Gange ist. Wir rechnen auch damit, dass die Quelle weiterhin am Ball bleibt.«
»Was machen wir, falls wir erfahren, wann und wo sie zuschlagen?«
»Das ist ja letzten Endes eine Entscheidung, die euer Polizeichef treffen muss, aber ich würde zu einer Gegenoffensive raten. Dass wir sie uns auf frischer Tat schnappen. Alternativ könnten wir deutlich sichtbare Präsenz zeigen oder sie wissen lassen, dass wir ihnen im Nacken sitzen. Aber das würde nur bedeuten, dass sie den Überfall verschieben, bis wir irgendwann mal keine entsprechenden Informationen haben.«
Wisting teilte seine Einschätzung. Außerdem würde alles, was im Kielwasser einer solchen Aktion hochkam, die Aufklärung des Mordfalles enorm beschleunigen.
»Habt ihr Trond Holmberg gefunden?«, fragte er.
»Er wurde vor vier Stunden aus der Brandruine geborgen, oder zumindest das, was noch von ihm übrig war. Wir haben den Schädel und den Zahnstatus. War wohl recht einfach für den Rechtsdentisten, seine Identität zu bestätigen. Es wird länger dauern, ehe wir wissen, ob wir genügend DNA-Material haben, aber die Kriminaltechniker sind optimistisch.«
Wisting klemmte das Telefon zwischen Kinn und Schulter und kramte frische Unterwäsche aus dem Koffer. »Brandursache?«, fragte er.
»Das wird wohl schwieriger. Der Idiot war Motocross-Fahrer und hatte zwei Maschinen mit entsprechenden Benzintanks in seinem Wohnzimmer. An mehreren Stellen wurde brennbare Flüssigkeit nachgewiesen, aber es wird schwer festzustellen sein, ob das was mit der Brandursache zu tun hat.«
Sie wechselten noch ein paar Worte und Leif Malm versprach, Wisting über die Entwicklung auf dem Laufenden zu halten.
Wisting zog sich an, ging hinaus auf den Flur und klopfte an Martin Ahlbergs Zimmertür. Sie mussten über die Heimreise sprechen. Wo er jetzt war, fühlte er sich auf einmal viel zu weit vom Zentrum der bevorstehenden Ereignisse entfernt.
51
Martin Ahlbergs Hotelzimmer war etwas kleiner als Wistings, aber ebenso elegant eingerichtet, mit tiefrotem Teppichboden und Gemälden mit Altstadtmotiven an den Wänden.
»Wir haben Gewissheit über die Identität«, sagte Ahlberg und setzte sich an den Laptop, der auf dem breiten Schreibtisch stand. »Interpol bestätigt, dass es sich bei der Leiche, die im Ruderboot gefunden wurde, um Darius Plater handelt.«
Wisting sah, dass auf dem Bildschirm eine E-Mail mit dem Logo der internationalen Polizeiorganisation geöffnet war.
»Endlich«, sagte er. »Dann fangen wir morgen früh damit an. Zu Hause passieren Dinge, die es schwierig machen, die Abreise zu verschieben.«
Ahlberg griff nach einem Kugelschreiber, klemmte ihn sich zwischen die Zähne und blickte Wisting fragend an.
Wisting berichtete ihm kurz gefasst, wie sich der Fall zu Hause entwickelte.
»Kann
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