Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst

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Salzwasser.
    Er trug keine Uniform oder Ähnliches und sah nicht aus wie ein Polizist oder jemand von den anderen Rettungseinheiten. Außerdem traten Polizisten immer zu zweit auf.
    Sie zoomte wieder ein paar Stufen zurück, sodass sie seinen ganzen Körper sehen konnte, und suchte nach Details, die ihr Hinweise darauf geben konnten, wer er war. Er trug eine dunkle Windjacke mit einem roten R und dem Schriftzug Sailwear auf der Brust. Sie suchte im Internet danach und fand die Jacke in einer dänischen Outdoor-Kollektion.
    Dann versuchte sie dasselbe mit dem Boot. Hinten auf einem der Schwimmkörper stand in weißen Buchstaben Rave- Rib . Die Internetsuche führte sie auf die Website eines dänischen Bootsbauers.
    Nachdenklich lehnte sie sich zurück. Das Boot war groß genug, um den Seeweg von Dänemark nach Norwegen zu schaffen, aber was machte es hier?
    Line merkte, dass sie Hunger hatte. Sie stand auf und ging zum Kühlschrank. Butter und Käse. Das war alles. Bevor sie sich wieder hinsetzte, goss sie sich Kaffee ein.
    Ganz egal, wonach der Mann auf dem Foto den steinigen Strand absuchte, es musste etwas mit dem Mordfall zu tun haben.
    Sie rief ihr Mailprogramm auf, schrieb den Namen ihres Vaters ins Adressfeld und gab Verdächtiges Boot beobachtet in die Betreffzeile ein.
    Dann schrieb sie einen kurzen Bericht, fügte Namen, Adresse und Telefonnummern von Gunnar B. Hystad hinzu und hängte drei der Fotos an.
    Als sie die Mail gerade abschicken wollte, fiel ihr ein, dass ihr Vater verreist war.
    Sie löschte seinen Namen, griff nach der Visitenkarte des Polizisten, der sie vernommen hatte, und setzte seinen Namen in das Adressfeld ein. Dann klickte sie auf Senden , stand auf und fuhr einkaufen.

50
    Wisting stieg gerade aus der Dusche, als das Handy klingelte. Er schlang das Handtuch um die Hüften und lief aus dem Bad. Ein Blick auf das Display sagte ihm, dass die Nummer des Anrufers unterdrückt wurde. Er hob das Handy ans Ohr, meldete sich und erkannte die raue Stimme von Leif Malm.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte Wisting.
    »Mehrere Sachen, aber ich habe bis jetzt mit dem Anruf gewartet. Ich dachte mir, dass Sie heute genug um die Ohren haben.«
    Wisting fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar. »Schießen Sie los«, sagte er und ging wieder ins Bad.
    »Rudi Muller war vergangene Nacht in Larvik.«
    »In Larvik?«
    »Wir sind ihm gestern Abend von Oslo gefolgt. Er hat in dem neuen Hotel eingecheckt, Farris Bad .«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Was wollte er da?«
    »Das wissen wir nicht. Niemand, den wir kennen, hat das Hotel betreten oder verlassen, und es gibt keinen interessanten Gesprächsverkehr unter der Telefunnummer, die wir überwachen.«
    »Ist er noch dort?«
    »Nein, er ist heute Morgen zurückgefahren.«
    Wisting wischte den beschlagenen Spiegel trocken, beugte sich vor und musterte sein Gesicht. Die Wunde von dem Überfall vor fast einer Woche war zu einem hellroten Fleck verheilt. Er strich sich mit der Hand über sein Kinn und fühlte, dass er sich vor dem Duschen hätte rasieren müssen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
    »Möglicherweise betreibt er taktische Aufklärung. Er ist in der Nacht weggefahren und fast drei Stunden lang über schmale Feldwege durch die Gegend gekurvt. Es war unmöglich, ihm zu folgen, wir mussten aufgeben und darauf warten, dass er zurück zum Hotel kam.«
    »Kann er sich mit jemandem getroffen haben?«
    »Nein, wir haben einen Peilsender an seinem Auto angebracht, als er eincheckte, und er war die ganze Zeit über in Bewegung.«
    »Sie sagen, er könnte taktische Aufklärung betrieben haben. Meinen Sie, er plant einen Raubüberfall in Larvik?«
    Die Antwort kam ein wenig schneller und ein wenig selbstsicherer, als Wisting erwartet hatte.
    »Ja.«
    Wisting schwieg und wartete darauf, dass Malm weitersprach.
    »Nokas Cash Handling hat fünf Zählzentralen. Eine davon ist in Larvik. Wir wissen, dass seit Langem verschiedene Pläne für einen Überfall im Umlauf sind. Die Pläne sollen fast bis ins Detail ausgearbeitet sein, nur hat bisher keiner den Coup gewagt. Das Risiko ist zu hoch. Aber nach Neujahr wird die Zentrale von Larvik nach Oslo verlagert. Wenn der Plan in die Tat umgesetzt werden soll, muss es noch in diesem Herbst passieren.«
    Wisting nickte. Er wusste, dass irgendwann mal Pläne für einen Überfall auf Norges Bank kursierten, die auch Filialen in Larvik hatte, aber das war, bevor die Niederlassung in Stavanger ausgeraubt wurde. Allerdings