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Winterfest

Winterfest

Titel: Winterfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørn Lier Horst
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Verkauf und das Internet hatte sie inzwischen mit den neuesten Nachrichten versorgt.
    Sie fand auch einen Seitenaufmacher über das Feuer in dem Reihenhaus in Grorud, wo der Bruder von Rudi Mullers Freundin vermisst wurde. Das Feuer wurde als heftig und explosionsartig beschrieben. Insgesamt waren siebenundzwanzig Personen aus den Reihenhäusern und den umliegenden Wohnungen evakuiert worden. Eine ältere Frau hatte Herzprobleme bekommen und war ins Krankenhaus eingeliefert worden. Außer der Wohnung des vermissten Dreiundzwanzigjährigen waren noch zwei weitere Wohnungen aufgrund von Brand-, Rauch- und Wasserschäden unbewohnbar. Die Löschmannschaften hatten gut anderthalb Stunden mit den Flammen gekämpft, ehe sie den Brand unter Kontrolle hatten. Der Einsatzleiter der Polizei war interviewt worden und erzählte, dass es zu früh sei, um etwas über die Brandursache sagen zu können. Die Spurensicherung würde mit ihrer Arbeit beginnen, sobald es technisch möglich war.
    Der Artikel war von einem der erfahreneren Kriminalreporter aus der Reportageabteilung geschrieben worden. Das war ungewöhnlich. Normalerweise hätte der Nachrichtenchef einen einfachen Reporter damit beauftragt. Das konnte bedeuten, dass mehr hinter der Sache steckte, als aus dem Artikel hervorging.
    Line aß den Apfel auf und warf den Strunk in die Büsche. Ihre Finger wurden kalt, während sie den Rest der Zeitung las, und kaum war sie damit fertig, stand sie auf und ging ins Haus.
    Vom Sofa aus loggte sie sich ins Datensystem der Redaktion ein. Das war eine effektive und flexible Plattform, die es den Journalisten erleichterte, an Projekten gemeinsam zu arbeiten und Informationen wiederzufinden.
    Sie fand den Materialordner, den der Kriminalreporter über den Brand angelegt hatte. Er war geändert worden, nachdem die Papierausgabe der Zeitung draußen war, und bestimmt gab es einen aktualisierten Artikel im Web. Außerdem hatte der Journalist um 12.32 Uhr einen ähnlichen Artikel darüber geschrieben, dass eine umgekommene Person aus der Brandruine geborgen worden war. Sie las den Bericht noch nicht, sondern klickte zuerst den Artikelordner auf, um Zusatzinformationen und Hintergrundmaterial zu finden, die nicht im Artikel verarbeitet worden waren.
    Sie fand schnell bestätigt, dass es sich bei dem Vermissten um den dreiundzwanzigjährigen Trond Holmberg handelte.
    Im stichwortartigen Textentwurf las sie, dass ein nicht namentlich genannter Mitarbeiter der Feuerwehr gemeint hatte, es müsse sich um Brandstiftung handeln. Die Polizei sei derselben Auffassung. Das Aufgebot an Kriminaltechnikern vor Ort war ungewöhnlich groß und die Polizei hatte eine Nachbarschaftsbefragung durchgeführt. Die Kriminalpolizei war auffällig zurückhaltend mit der Herausgabe von Informationen.
    Holmberg war der Polizei gut bekannt. Außerdem stand er in Beziehung zu Rudi Muller. Ein Informant des Reporters aus Mullers Umfeld meinte, es sei etwas im Gange; eine Aktion sei schiefgelaufen und habe Muller in hohe Schulden gestürzt. Der Reporter schlussfolgerte, die Sache habe Potenzial und brauche Spaltenplatz. Es sei nicht auszuschließen, dass das Feuer absichtlich gelegt worden war, um ein anderes Verbrechen zu verschleiern.
    Lines Mund wurde trocken. Rudi Muller war dem Kriminalreporter offenbar gut bekannt. So, wie er sich ausgedrückt hatte, schien Muller ein nicht gerade kleiner Fisch in der Unterwelt zu sein.
    Sie markierte seinen Namen und kopierte ihn in das Suchfeld. Das Ergebnis kam sofort.
    Rudi Muller tauchte an elf Stellen auf. Eine der Hintergrundnotizen basierte auf einer Polizeiquelle, die ihn detail liert beschrieb. Er kam aus kleinkriminellen Kreisen im Osloer Stadtteil Sagene, die Ende der Neunzigerjahre zunehmend brutaler wurden und Einbrüche in Juwelier- und Elektrogeschäfte verübten. Was sie erbeuteten, wurde in den Drogenhandel investiert. Muller war bekannt für sein aggressives Vorgehen und galt als Kopf einer Verbrecherbande, die den Drogenhandel in der Hauptstadt kontrollierte.
    Sie fand auch ein Gerichtsurteil, das ihn für sechs Monate ohne Bewährung hinter Gitter brachte, nachdem er in einem Lokal mit einer Pistole erwischt worden war. Nach seiner Festnahme hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht und eine Maschinenpistole sowie Sprengstoff gefunden.
    Eine der neuesten Notizen betraf eine Artikelserie über Geldwäsche im Gaststättengewerbe. Line merkte, wie ihr innerlich ganz kalt wurde, als sie las, dass die Polizei

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