Winterkaelte
wollte Andrea damit nicht zu sehr belasten und die wollte generell nicht über dieses Thema nachdenken. Noch immer vermisste sie Carolina und träumte oft von ihr.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie nach einiger Zeit, »Ich war noch nicht bereit.«
»Ja, aber noch nicht einmal ein bisschen Spaß? Du hast doch auch deine Bedürfnisse.«
Das war allerdings wahr. Andrea konnte das in diesem Augenblick deutlich spüren. Mit dem Thema kamen Erinnerungen an Carolina zurück. An ihre Liebe und an die Nähe. Doch auch an die mehr als angenehme körperliche Seite erinnerte sie sich nun und war einmal mehr froh eine Frau zu sein. Denn die plötzliche Erregung, die sie nun verspürte, sah man ihr wenigstens nicht sofort an.
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte sie, »Aber du hast eigentlich Recht. Es bringt nichts ihr nachzutrauern. Allerdings will ich mich auch nicht durch die Betten von Erstsemestern vögeln, so wie du das getan hast.«
Alexander lachte leise.
»Es waren nicht nur Erstsemester, sondern auch eine Professorin.«
»Was?«
»Frau Doktor Knapp.«
»Was?«, fragte Andrea nochmal völlig entgeistert, »Die schlanke Rotblonde mit dem mächtigen Vorbau?«
»Genau die.«
»Wow, ich dachte nicht, dass du auf reifere Frauen stehst. Ich meine, die ist doch um die fünfzig.«
»Sogar schon darüber. Aber das war eine Nacht, an die darf ich gar nicht denken. Zumindest nicht so lange ich hier bin und nichts an habe.«
Er lachte abermals, doch dieses Mal war sein Lachen etwas gezwungener. Mit einem unbemerkten Seitenblick vergewisserte sich Andrea, dass kein Teil seines Körpers gewachsen war und fuhr dann fort: »Kann ich verstehen. Die würde auch in mein Beuteschema fallen. Allerdings habe ich so etwas wie ein Beuteschema eigentlich gar nicht.«
»Wie muss denn deine Traumfrau aussehen?«
»Ich weiß es gar nicht. Es muss einfach alles passen. Sie kann gerne etwas mehr auf den Rippen haben, das stört mich nicht. Ob jetzt größer oder kleiner ist mir auch egal. Ich kann es nicht beschreiben, aber es muss einfach eine gegenseitige Anziehung da sein«, erklärte sie.
»Ich glaube ich weiß was du meinst. Doch diese Anziehung ist nur für eine Beziehung wichtig. Für einen One-Night-Stand braucht man optische Reize.«
»Wenn es nur dafür wäre, dann schlank, lange Haare, große Möpse, lange Beine, schlanke Schenkel.«
Andrea lachte und Alexander stimmte ein. Er wusste gar nicht, wie sehr sie ihn in diesen Momenten brauchte. Er gab ihr Halt und Sicherheit. Half ihr die an ihr nagenden Selbstzweifel zu überwinden und ihre Stärke wiederzuentdecken, die sie über die Jahr verloren zu haben schien.
So wie ihn einst Caro ihren Helden und Lebensretter genannt hatte, so war er das mittlerweile auch für Andrea geworden. In gewisser Weise liebte sie ihn dafür.
»Ich beneide dich«, meinte Alexander, »Mit deinem Aussehen kannst du aus dem Vollen schöpfen. Ich glaube, du könntest sogar Mädels rumkriegen, die hetero sind.«
»Genau«, lachte Andrea, die ihn nicht ernst nahm, »Und du vermutlich Lesben.«
»Ich meine das Ernst. Du bist wunderschön. Du solltest echt mal Fotos von dir machen lassen.«
»Heißt das, du willst mich fotografieren?«, fragte Andrea die natürlich von Alexanders Hobby wusste.
Er hatte ihr bereits einige Bilder gezeigt und sie waren wirklich gut geworden. In seinem Heimatort hingen sie sogar in der Gemeinde und in einem Café aus. Über seine Internetseite hatte er schon ein paar davon verkauft. Es würde sie nicht wundern, wenn man seine Bilder mal in einer Vernissage ausstellen würde.
»Ich würde mich darüber freuen. Vielleicht sogar als Akt. Du hättest wirklich das Zeug zum Model.«
»Schmeichler.«
»Das ist mein ernst. Überleg es dir. Muss ja kein Akt sein, aber ich hätte dich gern mal als Farbtupfer auf meinen langweiligen Bildern.«
Andrea fühlte sich geschmeichelt. Das gab ihr noch mehr Selbstvertrauen und als sie wirklich fünfzehn Minuten in der Sauna ausgehalten hatten, ging sie nach draußen ohne sich wieder in das Handtuch zu wickeln.
Alexander wollte ihr den Vortritt für die Dusche lassen, doch Andrea schüttelte den Kopf und zog ihn mit sich. Sie würde sich vor ihm nicht mehr schämen. Zumindest heute nicht mehr. Vielleicht sogar nie wieder.
Die Beiden ruhten sich in einem der Ruheräume aus, doch schon nach kurzer Zeit wurde Alexander nervös.
»Was hast du?«, fragte Andrea, die bemerkte, wie er nervös auf die Uhr blickte.
»Es gibt jetzt
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