Winterkaelte
Stunden, damit er ihr Haus verlassen konnte, danach würde sie die Polizei verständigen.
Doch das machte Phil rasend. Mit einem Küchenmesser bewaffnet verfolgte er Elena bis hinauf in ihr Schlafzimmer, in dem sie sich einschließen konnte. Von dort aus verständigte sie die Polizei, die Phil schließlich eine paar Straßen weiter, festnahm.
Am nächsten Tag sortierte sie seinen Besitz aus und stellte die beiden Plastiktüten mit Kleidung und Schmuck in seine Wohnung. Den Schlüssel warf sie in das Postfach und ließ in ihrem Haus alle Schlösser austauschen.
Damit hoffte sie endlich Ruhe vor Phil zu haben, doch die erste Nacht alleine in ihrem Haus war purer Horror. Sie war froh, dass sie am nächsten Tag nach Las Vegas fahren musste. Sie leistete sich eine günstige Suite mit zwei Schlafzimmern in einem der kleineren Hotels und wartete dort auf Leas Ankunft.
Das brachte sie zum heutigen Tag. Ein weiteres Mal durchforstete ihr Blick die Anzeigetafel der Ankünfte. Leas Flieger war bereits vor fast einer Stunde gelandet, doch sie war noch immer nicht in der Ankunftshalle angekommen. Nach Informationen der netten Dame am Schalter, war ihr Name außerdem nicht auf der Liste der Flüge.
Ein weiteres Mal checkte Elena die Mails, die ihr Lea geschickt hatte. Darin war die Bestätigung der Reservierung ihres Fluges nach New York und dann der ihres Anschlussfluges nach Las Vegas. Der war bereits vor einiger Zeit gelandet und Elena noch immer alleine.
Ein letztes Mal sah sie auf die Anzeige mit den Landungen und holte nochmals ihr Handy hervor. Das Datum stimmte, die Zeit stimmte. Hatte Lea sie versetzt?
Elena ärgerte sich über sich selbst. War sie der Tätowiererin auf den Leim gegangen? Hatte die junge Frau sie angelogen und ihre Freundschaft nur vorgespielt um Geld und Unterkunft zu bekommen?
Gerade wollte Elena sich verärgert umdrehen und zu ihrem Wagen gehen, als sie einen lauten Schrei hörte.
»Elena!«, brüllte eine weibliche Stimme vom anderen Ende der Halle.
Dort stand Lea. Ihr unbehaarter Schädel und die bunten Tattoos leuchteten aus der Menge wie eine Straßenlaterne in dunkler Nacht.
Elena vergaß die Wut, welche sie noch Momente zuvor gefühlt hatte und lief auf ihre Freundin zu. Endlich konnten sie sich wieder in die Arme fallen.
Sie umarmten sich herzlich und küssten sich auf die Wangen.
»Ich dachte schon du kommst nicht«, begann Elena schließlich.
»Tut mir leid, aber mein Handy hatte keinen Saft mehr und es gab Probleme mit meinem Gepäck. Die Amis sind etwas überempfindlich und ließen mich meinen Koffer auspacken, weil ein Spürhund angeschlagen hat.
Sie haben natürlich nichts gefunden, aber es war peinlich wie sie meine Unterwäsche und andere Sachen durchwühlt haben.«
»Oho«, machte Elena, »Andere Sachen?«
»Ja«, antwortete Lea und wurde rot im Gesicht, »Ich glaube der Hund hat auf den Akku eines Gerätes angeschlagen das ich im Koffer hatte.«
»Doch nicht so ein Gerät, das vibriert.«
Lea nickte beschämt.
»Ach, das braucht doch jede gesunde Frau, wenn sie alleine länger Zeit auf Reise geht«, lachte Elena und umarmte die Tätowiererin nochmals.
»Komm, gehen wir zu meinem Auto.«
»Ich hab noch kein Hotel«, meinte Lea, als sie ihren Koffer hinter sich her ziehend, Elena folgte.
»Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, du kannst bei mir schlafen.«
»Hast du hier ein Haus?«, fragte die Tätowiererin überrascht.
»Nein, aber eine Suite mit zwei Schlafzimmern, zwei Bädern, einem Wohnzimmer und einem Arbeitszimmer.«
»Das muss doch ein Vermögen kosten.«
»Es ist in keinem der großen Hotels und ich habe über meinen Agenten einen guten Preis bekommen. Aber ja«, gab Elena zu, »Es gibt billiger Arten in Las Vegas zu übernachten.«
Sie erreichten das Auto und Lea räumte ihr Gepäck in den Kofferraum. Als Elena den Motor startete sah sie kurz zu ihrer Begleiterin hinüber, die gerade den Gurt überzog und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
»Ich habe eine Frage«, sagte sie schließlich, als sich der Wagen in Gang gesetzt hatte, »Wer bist du?«
»Wie meinst du das?«
»Auf der Passagierliste, die mir eine nette Dame am Schalter genannt hat, war keine Lea Anton aufgeführt.«
Lea errötete.
»Ich«, stotterte sie«, Ich muss dir was gestehen. Ich heiße nicht Lea Anton, das ist nur mein quasi Künstlername. Das geht alles auf eine alte Geschichte zurück, über die ich nicht reden möchte. Ich habe meinen Namen und mein Aussehen
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