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Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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ruf ich ihm aus sicherer Entfernung zu. Er verschränkt die Arme vor der Brust wegen Kälte und kommt ein Stück zu mir raus.
    »Sag einmal, weißt du, wann der Ferrari wiederkommt?«, möchte ich wissen. Dem Flötzinger schießt das Blut in den Schädel, frag nicht, und er zieht mich noch weiter vom Haus weg.
    »Psst!«, flüstert er kaum hörbar. »Ja, bist denn du wahnsinnig! Wenn das die Mary hört! Wenn die nur einen einzigen, winzigen Ton hört von dieser Frau, dann kann ich wieder losrennen und ein neues Geschirr kaufen!«
    »Jetzt sag schon, weißt du, wann sie wiederkommt?«, nuschele ich in meinen Kragen.
    Er schüttelt den Kopf.
    »Keine Ahnung«, nuschelt er, auch in meinen Kragen.
    »Da ist ja noch überhaupt nichts gemacht worden. Außer deinen Scheißheizkörpern vielleicht. Aber sonst rein gar nichts.«
    »Ich weiß nix, Eberhofer. Und jetzt hau ab!«
    »Hast du denn dein Geld schon bekommen?«, frag ich noch. Er druckst ein bisschen herum und druckst und sagt schließlich, dass er noch gar keine Rechnung geschrieben hat.
    »Bei mir warst nicht so wehleidig. Mir hast sofort die Rechnung geschrieben, dass es mir gleich ganz schlecht geworden ist.«
    »Dafür hast du mir ja auch sofort die Oma auf den Hals gehetzt, oder?«
    Ich geh dann lieber.
     
    Am Montag in der Früh ist dann endlich der Massagetermin für die Oma. Die Frau am Telefon ist nett und vermutlich dieselbe, die mir ein paar Tage vorher mit sanftem Lächeln den Gutschein ausgestellt hat. Also pack ich die Oma ins Auto und wir düsen ab. Sie fragt mich noch mal wegen den Hühneraugen, weil: da wo die Mooshammer Liesl zum Massieren hingeht, machen sie auch Hühneraugen. Ich weiß es nicht, aber wir werden es rausfinden.
    Dort angekommen, steig ich mit aus, weil ich wissen will, wann ich die Oma wieder abholen kann. Und natürlich, ob sie auch Hühneraugen machen. Wir gehen rein und da steht jetzt diese nette Frau von neulich und schaut uns an. Diesmal hat sie aber kein enges schwarzes Kleid und hochgesteckte Haare, sondern rote Strapse und wallende Mähne, mein lieber Schwan!
    Ich frag gleich gar nicht mehr wegen den Hühneraugen, sondern vielmehr, ob ich mein Geld zurückkrieg. Zuerstmag sie nicht recht, wie ich ihr aber meine Dienstmarke zeig, ist das kein Problem.
    Die Oma sagt ein paarmal: »Ja, pfui Deife!«, und tritt mir gegen’s Schienbein.
    Die Mooshammer Liesl ist dann die Rettung, indem sie uns einen kurzfristigen Termin ausmacht in ihrem Salon. Keine Strapse, keine Mähne, nur ein draller Rotschopf mit Sommersprossen und dem Versprechen: »Hühneraugen sind meine Spezialität!«
     
    Wie ich die Oma nach zwei Stunden wieder abhol, sagt sie, das war das beste Geburtstagsgeschenk von allen. Und sie hat jetzt eine Zehnerkarte. Und wenn sie neun Mal da war, kriegt sie die zehnte Behandlung umsonst.
    Auf dem Rückweg kommen wir beim Neuhoferhaus vorbei und das war auch das letzte Mal.
     
    Am nächsten Tag ist es weg. Abgerissen und niedergewalzt, praktisch platt. Eine Riesenlücke, wo immer ein Haus war.
    Komisch.
    Ich fahr mit der Oma hin und wir schauen uns das an, genauso wie fast alle im Dorf. Es ist ein Betrieb wie auf dem Volksfest, und auch der Neuhofer selbst steht etwas trübsinnig rum. Sein nagelneuer Audi parkt wie verloren in der Einfahrt, und erst jetzt ist so deutlich sichtbar, wie groß das Grundstück wirklich ist.
    »Fünfzigtausend. Da glaub ich, haben sie dich so richtig über den Tisch gezogen!«, sag ich zu ihm, so im Vorbeigehen.
    Er zuckt mit den Schultern, steigt ins Auto und braust ab.
    Die Oma ratscht sich durchs Dorf und schreit jeden an, wie gut man laufen kann mit keinen Hühneraugen.
    Weiter abseits stehen zwei Typen im Anzug, mordswichtig mit Aktentaschen, und einer von beiden telefoniert ständig. Der Simmerl kommt im blutigen Kittel und schüttelt den Kopf.
    »Ein Trumm Grundstück, ha? Dass es so groß ist, hätt ich nie geglaubt. Ja, und der Standort! Siebzehn Kilometer in die eine und zweiunddreißig in die andere Richtung keine Tankstelle. Das wird eine Goldgrube, Franz. Ich muss unbedingt schauen, dass ich da meine Wurstsemmeln unterbring!«, sagt er und verschwindet in die Richtung von den zwei Anzügen.
    Dann kommt die Oma und schreit mich an, dass ich dem Simmerl sagen soll, dass er uns für morgen zwei Kilogramm Hackfleisch reserviert, weil das im Angebot ist. Jetzt ist der aber grad am Reden und so muss ich mich hinten anstellen. Er spricht mit Händen und Füßen auf die zwei Männer ein

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