Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi

Titel: Winterkartoffelknoedel - Ein Provinzkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
Vom Netzwerk:
Die Oma mag das, wenn ich ihr den Buckel massier. Also rein und in der Anmeldung einen Gutschein kaufen für eine Massage. Kostetein Vermögen, aber ist es mir wert. Ich kauf noch eine nette Karte und das Geschenk ist perfekt. Jetzt kann der Geburtstag kommen.
    Und er kommt.
     
    Schon in aller Herrgottsfrüh stehen die ersten Gratulanten im Hof. Ich verräum mein Bettzeug noch schnell, und schon stürmen sie meinen Saustall. Eine Blasmusik spielt auf im Hof und der Fleuropwagen muss zweimal kommen, weil nicht alles auf einmal reinpasst. Die Oma kann man nicht mehr sehen vor lauter Leuten, dafür hört man sie gut.
    »Mei, das hätt’s doch nicht gebraucht!«, schreit sie jedes Mal, wenn sie einem der Besucher das Geschenk aus den Händen reißt. Die meisten sind alt, Durchschnittsalter Heesters, weil die Jüngeren noch in der Arbeit sind und erst am Abend dazustoßen. Alle hören schlecht und schreien sich an, als wär der Krieg ausgebrochen. Ich geh dann auch, und überbring meinen Glückwunsch und das Kuvert mit dem Gutschein.
    »Eine Massage!«, schreit mich die Oma an. »Ja, das ist ja wunderbar! Meinst, die können mir auch die Hühneraugen gleich wegmachen?«
    Ja, das weiß ich jetzt nicht und ich muss auch zur Arbeit.
    Wie ich am Abend heimkomm, ist die Bude voll, vom Rollbraten kein Scheibchen mehr übrig, vom Kraut bloß das Angebrannte und vom Kuchen nur noch der mit Diätzucker. Ich nehm mir ein Stück und setz mich aufs Kanapee. Der schwule Reporter macht ein paar Fotos und setzt sich dann zu mir her. Es dauert nicht lang und an meiner anderen Seite sitzt die Roxana in schwarzen Spitzen. Obwohl mir die Nachbarschaft hier nicht recht passt, bleib ich hocken. Weil das immer noch besser ist, als drüben auf den Bierbänken, eingepfercht in tausend Jahre Achselschweiß.
    Der Reporter und die Roxana verstehen sich prima, und wie ich hernach zum Pinkeln geh, treiben sie’s wie wild in seinem Auto. Womöglich ist er nur bi, denk ich mir jetzt, oder gar nix von beidem. Vielleicht sind es nur die hautengen Jeans, wo den schwulen Eindruck vermitteln. Später sitzt die Roxana auf dem Leopold seinem Schoß und er macht ein glückliches Gesicht. Sie natürlich auch, aber vermutlich nicht wegen dem Leopold.
     
    Zu späterer Stunde muss ich dann den einen oder anderen heimfahren. Weil: wenn das Stehen schon schwerfällt, wird’s mit dem Gehen problematisch. Ich fahr sie also und alle haben eine Mordsgaudi, weil wir mit Blaulicht und Sirene durchs Dorf jagen. Wie ich von der letzten Tour heimkomm, sitzt die Susi da mit dem Papa und trinkt ein Bier. Ich hab sie vorher gar nicht gesehen, weil sie völlig umzingelt war von den ganzen Gästen. Saß sozusagen mittig im Geburtstagsfest. Ich schau noch schnell nach der Oma, aber die schläft schon. Wie ich wiederkomm, ist der Papa dann weg und die Susi liegt auf meinem Kanapee. Was weiter nicht schlimm ist. Sie riecht halt ein bisschen nach Heesters, aber sonst ist alles gut. Wirklich alles.
     
    Wie ich ein paar Tage später mit dem Ludwig geh, kommen wir am Sonnleitnergut vorbei. Ja, direkt vorbeigekommen, so rein zufällig, sind wir eigentlich nicht. Es war schon mehr Absicht. Es ist Samstag, und da wollt ich halt einmal schauen, ob der Ferrari da ist. Weil sie sich ja vorgenommen hat, an den Wochenenden das Haus so nach und nach zu renovieren.
    Kein Ferrari, kein Ossi-Klaus, keine Mütze.
    Der Ludwig läuft vor an die Eingangstür und winselt. Ich geh zu ihm hin, und dabei fällt mein Blick ins Inneredes Hauses. Es ist alles haargenauso wie schon vor Wochen. Macht nicht den Anschein von irgendwelchen Bauarbeiten. Gut, es sind Heizkörper drin, dem Flötzinger sei Dank. Aber sonst, kein Handgriff geschehen. Ich geh ums Haus rum, weil ich schon mal da bin, und schau auch durch die anderen Fenster. Nix. Also, dafür, dass die sogar einen Architekten hier mit angeschleppt hat, ist wenig passiert. Ich muss sie wirklich danach fragen, wenn sie wieder hier ist. Also, in diesem Tempo jedenfalls werden die nie bis zum Sommer fertig.
     
    Auf dem Rückweg geh ich beim Flötzinger vorbei, vielleicht weiß der was Genaueres. Ich läute und geh dann ein paar Schritte zurück, einfach um zu verhindern, dass mich ein Katzenhaar streift. Er macht mir die Tür auf im blaugrünen Jogger.
    »Servus, Franz. Komm doch rein, ich hab grad einen Kaffee gekocht«, sagt er so einfach.
    »Ja, spinnst denn du! Meinst, ich würd mich noch einmal freiwillig deinen haarigen Bestien ausliefern?«,

Weitere Kostenlose Bücher