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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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er warf einen Blick auf das Klemmbrett, »… Carol?«
    Sie ging auf sein Spiel ein, obwohl ihr der Sinn nicht gerade nach Flirten stand. »Natürlich, Doc. Morgen früh?«
    »Adam, ich heiße Adam.«
    »Gern, Adam«, erwiderte sie.
    Dr. Wilson richtete vorsichtig ihre Nase und klebte ein straffes Pflaster darüber. »Steht Ihnen gut«, meinte er scherzhaft. Er griff nach dem Klemmbrett und schrieb etwas darauf. »Könnte sein, dass es noch ein bisschen wehtut, wenn die Betäubung nachlässt. Ich schreibe Ihnen Schmerztabletten auf.«
    Carol richtete sich auf und erschrak, als sie hörte, wie Schritte im benachbarten Raum laut wurden. Eine Stimme sagte: »Wir suchen eine junge Dame …«
    Mehr brauchte sie nicht zu hören. Der grauhaarige Mann hatte die Polizei gerufen, und die Cops waren gekommen, um sie festzunehmen. »Tut mir leid, Adam«, sagte sie. »Ich muss dringend weg. Verraten Sie mich nicht!«
    Bevor der verdutzte Arzt etwas sagen konnte, war sie beim Fenster und öffnete es. Sie zog ihren Rock hoch, kletterte über die Brüstung und sprang nach draußen. »Nicht böse sein, Adam!«
    Sie rannte über den Parkplatz in eine dunkle Seitenstraße und erschrak, als ein Chevy um die Ecke bog und seine Scheinwerfer sie erfassten. Kein Blaulicht, nur ein harmloser Autofahrer, dachte sie erleichtert. Doch dann hielt der Wagen und die junge Frau am Steuer öffnete die Beifahrertür. »Steigen Sie ein!«, befahl sie. »Beeilen Sie sich!«
    Sie blickte die Frau verwirrt an. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
    »Steigen Sie ein oder wollen Sie, dass die Polizei sie schnappt?« Wie durch Zauberei hielt die Frau plötzlich eine Pistole in der Hand. »Oder muss ich erst noch deutlicher werden, Miss?«
    Carol stieg ein. Doch als sie die Tür zuzog, hatte sie das Gefühl, den Deckel zu ihrem eigenen Sarg zu schließen.

5
    Der Polizist hatte Sarah so fest am Arm gepackt, dass sie zu keiner Bewegung fähig war. Wie ein Schraubstock lag seine riesige Hand um ihren Oberarm.
    Sie konnte sich keine einzige Schrecksekunde leisten. Deshalb schrie sie so laut, dass sich alle Leute nach ihr umdrehten und der Cop seinen Griff reflexartig lockerte.Jetzt oder nie. Mit einem heftigen Ruck riss sie sich los und rannte davon.
    Leider in die falsche Richtung, denn schon nach wenigen Schritten sah sie den Killer aus dem Nachbarwagen auf sich zukommen. Ihre Flucht war vorüber. Wie ein Fuchs, den die Hunde von allen Seiten eingekreist hatten, stand sie zwischen beiden Männern.
    Sie wusste nicht, was schlimmer war: das frostige Lächeln des Killers, der langsam auf sie zukam, die Hand unter seiner Jacke, oder die glühenden Augen des Wendigo, der in den Körper des Polizisten gekrochen war und sich ihr von der anderen Seite näherte. Eisige Kälte hüllte sie wie ein Mantel ein.
    Sie blickte sich gehetzt um. Der Zug rauschte aus dem Bahnhof. Die immer schneller werdenden Wagen wirbelten den Schnee auf dem Bahnsteig auf und hüllten sie wie feuchter Nebel ein. Für einen winzigen Moment war sie vollkommen blind, dann lichtete sich der Flockenwirbel, und sie rettete sich mit einem verzweifelten Sprung auf die Schienen, gerade als der Officer sie erneut packen wollte und der Killer seine Pistole hinter dem Gürtel hervorzog.
    Sie landete zwischen den beiden Gleisen und rannte zum ersten der eisernen Träger, die unter den Schienen hervorragten und ein zweites Gleis, das man später verlegen würde, tragen sollten. Die Baustelle war mit Brettern und gelbem Plastikband abgesperrt, eine Straßenlampe verbreitete Licht. Sie stieg über das Plastikband und balancierte über die Strebe, die ungefähr zwanzig Schritte vom Bahnsteig entfernt auf einem Betonpfeiler ruhte. Sie hatte längst den Sand gesehen, der unterhalb des Eisenträgers angehäuft lag.
    Noch bevor der Killer schießen konnte, sprang sie von dem Eisenträger und landete halbwegs weich imschneebedeckten Sand, rappelte sich auf und rannte durch das Schneetreiben davon.
    An einem orangefarbenen Gebäude mit schwarzen Erkern entlang rannte sie nach Osten. Auf der anderen Seite klaffte eine große Baugrube in der Häuserfront, und der Wind hatte freie Bahn. Er trieb frostige Luft und winzige Eisstücke in ihr Gesicht und machte ihr das Atmen schwer. Ein großer Truck fuhr an ihr vorbei und schützte sie für einen Moment vor dem Wind; als er weg war, war sie den Elementen wieder hilflos ausgeliefert. Hier in den Vororten waren die Häuser nur drei oder vier Stockwerke hoch, und dem

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