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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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würde Sarah rechtzeitig in Sicherheit bringen.«
    Father Paul fühlte sich unwohl. Zumindest Lorena ahnte, dass er von Sarah gehört hatte, vielleicht sogar betrübliche Nachrichten, die ihren Traum bestätigten, aber er war ähnlich gebunden wie beim Beichtgeheimnis. Manchmal war es besser, die Wahrheit zu verschweigen, auch wenn es schwerfiel.
    »Hat man Sie jemals wieder bedroht, nachdem der maskierte Mann mit dem Messer hier war?«, fragte er. »Wollte jemand wissen, wo Sarah sich aufhält?«
    John schüttelte den Kopf. »Nein, das war das einzigeMal. Wir hätten Ihnen bestimmt gesagt, wenn sie noch mal gekommen wären.« Etwas von der Wut, die er damals empfunden hatte, stieg wieder in ihm hoch. »Die zerbrochenen Fenster und die zerstochenen Reifen hat man uns nie ersetzt. Ich bin sicher, der Stammesrat wollte sich nicht mit dem Konzern anlegen. Sie haben uns damals als Einziger geholfen, Father. Diese verdammten Feiglinge …«
    Father Paul gehörte nicht zu den Geistlichen, die bei jedem Schimpfwort drei »Ave Maria« beteten. »Wir werden wohl nie erfahren, wer Sie damals überfallen hat. Obwohl ich ziemlich sicher bin, dass Clarkson Minerals die Finger im Spiel hatten. Aber selbst die sind nicht mächtig genug, um das Zeugenschutzprogramm zu knacken. Nur gut, dass Sie dem Angreifer mit der Maske damals die Nummer vom FBI gegeben haben. Die Agents haben ihm sicher eine entsprechende Antwort gegeben.«
    »Wir wurden längere Zeit beschattet«, räumte John ein, »das konnte ich spüren. Von wem, weiß ich nicht … dem Konzern, der Mafia, dem FBI. Wer weiß, vielleicht hat man sogar unser Telefon abgehört und unsere Briefe geöffnet. Aber Sarah hat sich nie bei uns gemeldet. Sie weiß, dass sie uns mit einem Anruf in große Gefahr bringen würde.«
    Father Paul nuckelte an seiner Pfeife. »Auch in letzter Zeit war niemand bei Ihnen? Ein Angestellter von Clarkson Minerals? Sonst jemand?« Er erkannte, dass er zu weit gegangen war, und fügte rasch hinzu: »Ich möchte nur sichergehen, dass man Sie nicht belästigt hat. Sie hatten schon genug zu leiden.«
    »Clarkson Minerals haben Sarah längst vergessen«, war John sicher. »Man hat ihnen doch niemals eine Verbindung zu dem Mörder nachweisen können. Nachdem Adam Little Crow tot war, gab es eine Mehrheit für die Bewilligung des Kupferabbaus im Reservat und sie kamen voll auf ihreRechnung. Sogar an dem Casino haben sie sich beteiligt. Aus Dankbarkeit, wie einige Dummköpfe meinen. Ich glaube eher, sie benutzen das Casino, um Geld zu waschen, aber das kann man ihnen sicher nicht nachweisen. Die Mafia hängt bestimmt in der Sache drin und lässt sich nicht in die Karten schauen. Ein Jammer, aber außerhalb des Reservats ist es nicht anders. Die Konzerne und das organisierte Verbrechen regieren unser Land, und niemand ist stark genug, um etwas dagegen zu unternehmen. Niemand.«
    »Sarah hat sich nicht unterkriegen lassen«, erinnerte Father Paul. »Sie hat gegen die Mafia ausgesagt und dafür gesorgt, dass der Mörder ins Gefängnis kam. Sie hat den Kampf gewonnen.«
    »Einen Kampf, aber nicht den Krieg«, sagte John. »Und zu welchem Preis? Sie hat ihre Eltern verloren und wir unsere Tochter.« Er griff nach der Blechdose, die neben seinem Sessel stand, und spuckte den Tabak hinein. Eine der wenigen Angewohnheiten, die Father Paul nicht an ihm mochte. John wusste es und grinste verlegen. »Aber Sie sind doch sicher nicht gekommen, um über Sarah zu reden. Sie machen sich Sorgen, nicht wahr?«
    Father Paul nahm seine Pfeife aus dem Mund und lächelte. »Bin ich so leicht zu durchschauen, John?« Sein Lächeln verschwand. »Ja, ich mache mir Sorgen. Ich mache mir sogar große Sorgen. Auf dem Weg hierher habe ich Niskigwun getroffen. Wir wissen alle, dass er verbittert ist. Sein einziger Sohn hat Selbstmord begangen. Fünf Jahre ist das schon her, und ich hatte gehofft, er hätte den Verlust inzwischen verarbeitet, aber so ist es leider nicht. Aus seinem Schmerz ist Wut, vielleicht sogar Hass geworden. Junge Frauen seines eigenen Volkes wären am Tod seines Sohnes schuld. Sie hätten ihn verlacht und verspottet, weil er seine Familie nicht im Stich lassen wollte. Er wolltelieber im Reservat bleiben. So wie ich ihn verstanden habe, soll auch Sarah zu diesen jungen Frauen gehören.«
    Lorena ließ den Topf sinken, den sie gerade abtrocknete, und John kaute nachdenklich auf seinem Tabak. »Das ist es also«, sagte er nach einer Weile.
    »Haben Sie eine Ahnung, was

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