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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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reden zu können, gestand sie Sophie, was vor zwei Jahren geschehen war. »Tut mir leid«, fügte sie hinzu, »aber ich durfte nicht darüber reden, auch mit dir nicht.«
    Sophie fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. »Und wo sind die Killer jetzt?«, fragte sie nervös. »Sind sie etwa noch in der Nähe? Was ist, wenn sie dich gesehen haben und hier auftauchen?«
    »Ich hab sie abgehängt«, beruhigte Sarah ihre Kollegin. Sie berichtete, wie sie sich am Bahnhof versteckt und ihre Verfolger in die Irre geführt hatte. »Die brauchen eine halbe Stunde, bis sie merken, dass ich sie reingelegt habe. Die kommen nicht.« Sie blickte Sophie zweifelnd an. »Du bist mir doch nicht böse, dass ich zu dir gekommen bin?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Sophie. »Aber warum bist du nicht zur Polizei gegangen? Warum hast du nicht das FBI angerufen, damit sie dich vor den Killern beschützen? Dir hätte doch sonst was passieren können.« Sie griff nach dem Telefon, das neben der Fernbedienung auf dem Couchtisch lag, und reichte es ihr. »Ruf wenigstens jetzt an! Du kannst doch nicht ewig vor den Kerlen davonlaufen. Irgendwann werden sie dich erwischen. Du weißt doch, wie die Mafia ist. Jeder weiß das.« Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Mein Gott, und ich dachte, so was gibt’s nur im Kino! Ruf an, Sarah!«
    Sarah betrachtete das Telefon wie einen Fremdkörper. Sie konnte die Polizei nicht anrufen, weder die Polizei noch das FBI oder die US Marshals. Wenn der Wendigo so entschlossen war wie auf dem Navy Pier, schreckte er vor nichts mehr zurück.
    »Morgen früh«, sagte Sarah nach einigem Zögern, »morgen früh rufe ich an. Die Killer wissen nicht, wo ich bin, und ich will noch etwas Ruhe haben, bevor mir das FBI auf den Pelz rückt. Du glaubst ja nicht, was die für einen Stress machen. Morgen früh, okay?«
    »Und wenn die Killer rauskriegen, wo du bist? Sie wussten, wo du wohnst. Dann wissen sie auch, wo du arbeitest. Die haben bestimmt meinen Namen.«
    Daran hatte Sarah noch gar nicht gedacht. Widerwillig gab sie ihr recht. »Okay, dann lass mich wenigstens ein bisschen ausruhen. Eine Stunde, dann ruf ich an. Ich möchte mich nur etwas hinlegen. Ich bin vollkommen erledigt.«
    Sophie wusste nicht, warum Sarah zögerte. Am liebsten hätte sie selbst 911 gewählt und die Cops gerufen. Nur die Anstrengung und Erschöpfung, die sie im Gesicht ihrer Kollegin sah, hielten sie davon ab. »Also gut«, gab sie nach.
    Sarah nickte dankbar. »Nach einem kurzen Powernapbin ich wieder fit. Ich leg mich auf die Couch, wenn du nichts dagegen hast.« Sie lächelte zuversichtlich. »Ich mach dir keinen Ärger, Sophie. In einer Stunde ruf ich an, okay?«
    Ihre Kollegin war überredet und schaltete den Fernseher aus. »Ich hol dir eine Decke aus dem Schlafzimmer. Hast du Hunger? Möchtest du noch einen Tee?«
    »Nein danke. Ich will nur schlafen … ein bisschen schlafen. Tut mir leid, dass ich so wenig gesprächig bin, Sophie, aber ich hab einiges hinter mir.«
    »Bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen«, sagte Sophie. Sie holte eine bunte Wolldecke aus dem Schlafzimmer und legte sie auf die Couch. »Ich stell den Wecker, okay? In einer Stunde rufen wir die Cops. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, Sarah.«
    Sarah kroch auf die Couch und und zog die Decke bis zum Hals. »Bis nachher«, sagte sie. Den eisigen Hauch, der plötzlich durch die Lüftungsschächte strömte und Sophie wie ein nebliger Mantel einhüllte, spürte sie nicht mehr, und als Sophie das Licht ausknipste und zögernd im Schlafzimmer verschwand, war sie bereits eingeschlafen.
    Das Fotoshooting für den albernen Kalender hatte bis in die späte Nacht gedauert. In einem notdürftig beheizten Loft in TriBeCa hatten Florence Weinert und einige andere Models als »Wildkatzen« posiert. Notdürftig bekleidet wie die Mädchen bei Sports Illustrated und Victoria’s Secret , nur schlechter bezahlt. Ein Hungerlohn, aber Flo brauchte jeden Dollar, und der Weg nach oben war steinig. Das hatte sie schon gewusst, bevor sie Grand Portage verlassen hatte und nach New York gegangen war.
    Die Anrufe waren vor einer Stunde gekommen. Zuerst Father Paul, der Priester aus dem Reservat, und dann diese Polizistin aus Chicago. Auf Candy, Sarah und Wendy hatteman Anschläge verübt, und man habe den Verdacht, dass Niskigwun dahinterstecke. Candy sei tot und Wendy liege im Koma, und sie möchte doch bitte zu Hause bleiben und sich vorsehen. »Der Wendigo …«,

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