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Winterkill

Winterkill

Titel: Winterkill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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auf, kam direkt auf Ethan zu. Immer lauter wurde das Lachen in seinem Kopf, das Rattern des nahenden Zugs.
    Ein plötzlicher Krampf schüttelte seinen Körper. In einem Reflex stützte er sich mit der rechten Hand auf den Beifahrersitz, fühlte die Leere, die nach Sarahs überhasteter Flucht neben ihm entstanden war. Er erinnerte sich an ihr Lachen, ihre Stimme, den Duft ihrer Haare, die Wärme ihres Atems, als sich ihre Lippen nahe gewesen waren. Er erinnerte sich daran, wie er ihren Stiefel ausgezogen und ihren verletzten Knöchel massiert hatte. Die Gefühle wurden immer stärker und vertrieben die Erstarrung aus seinem Körper, die eisige Kälte, löschten das rötliche Glimmen in seinen Augen und verjagten die krächzenden Stimmen aus seinem Kopf.
    Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, in welcher tödlichen Gefahr er schwebte. Der Zug war keine fünfzig Meter mehr entfernt, nur noch wenige Sekunden, und die beiden Dieselloks an seiner Spitze würden das Taxi wie ein lästiges Insekt zermalmen. Der Lokführer konnte ihn nicht sehen,würde die Gefahr erst erkennen, wenn es zu spät war. Noch vierzig Meter, dreißig …
    »Sarah!«, schrie Ethan in panischer Angst. »Ich …« Der Rest seiner Worte ging im dröhnenden Warnsignal der Lok und dem Rattern der Räder unter.

11
    Sarah blieb verkrampft sitzen, wagte nicht, ihre Beine auszustrecken und sich zu entspannen. Sie fühlte sich nirgendwo mehr sicher, nicht mal in der Hochbahn, die durch den treibenden Schnee nach Süden fuhr. Ein Blick auf einen uniformierten Polizisten neben der Tür genügte, um ihr Blut gefrieren und ihre Muskeln erstarren zu lassen, auch wenn er wider Erwarten freundlich lächelte und in seinen dunklen Augen kein rötliches Glimmen zu sehen war.
    Sie blickte aus dem Fenster. Die Wagen ratterten über die hochgelegten Schienen im Loop so dicht an den Häusern vorbei, dass man die Bewohner als schattenhafte Gestalten hinter den erleuchteten Fenstern erkennen konnte. Wie die dunklen Wände einer tiefen Schlucht erhoben sich die Häuser zu beiden Seiten, riesige Wolkenkratzer und mehrstöckige Wohn- und Geschäftshäuser, die meisten schon recht alt. Nach einer kurzen Atempause fauchte der Wind wieder so ungestüm, als wollte er sich gewaltsam einen Weg durch die Häuserschluchten bahnen.
    Außerhalb des Loop schaukelten die Waggons noch mehr, schienen sich nur mühsam auf den Schienen zu halten. Sarah hielt sich ängstlich an einer Haltestange fest, bewunderte den Polizisten, der sich durch den Sturm nicht stören ließ und scheinbar lässig neben der Tür lehnte.
    Die Scheinwerfer der wenigen Autos auf der Küstenstraße waren nur undeutlich zu erkennen. Zitternd bewegten sich die Lichter durch das dichte Flockenmeer. Einer der Wagen war der Lexus mit den beiden Killern, da war Sarah ziemlich sicher. Sie würden nicht aufgeben. Wenn sie nicht als Versager abgestempelt werden wollten, mussten sie ihr eine Kugel in den Kopf jagen. So schnell wie möglich.
    Nur einen Augenblick dachte sie daran, sich dem uniformierten Polizisten anzuvertrauen. Zu gefährlich. So einfach wie bei dem anderen Cop würde sie ihm nicht entkommen können, auch der Wendigo lernte aus seinen Fehlern. Ohne darüber nachzudenken, dass sie sich vor einem Ungeheuer fürchtete, das sie vor wenigen Stunden noch als Fabelwesen abgetan hatte, stand sie auf und blieb mit wackeligen Knien an der Tür stehen. Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, glaubte sie den Blick des Cops und der wenigen anderen Fahrgäste im Rücken zu spüren, als wäre sie ein gehetztes Wild, das seinen Jägern vor die Flinte lief.
    Ratternd kam der Zug zum Stehen. Die Tür öffnete sich zischend und sie stieg aus. Ängstlich und nervös blieb sie auf dem Bahnsteig stehen. Der Wind drückte gegen ihren Rücken und hüllte sie in wirbelnden Schnee ein, doch es stiegen keine anderen Fahrgäste aus und es warteten keine Killer am Treppenaufgang. Sie schlug den Kragen ihres Anoraks hoch, zog ihre Wollmütze über die Ohren und lief zum Ausgang.
    Vor der Treppe zögerte sie. Wenn die Killer dem Zug nachgefahren waren, hielten sie bestimmt bei jeder Station und überprüften, ob sie ausgestiegen war. Wenn sie im Zug war, musste sie irgendwann aussteigen, und wenn sie ihr bis zur Endstation folgen mussten.
    Sarah drängte sich unter einen Mauervorsprung und wartete. Um sie auch an der nächsten Station abpassenzu können, durften die Verfolger nicht zu lange vor dem Bahnhof stehen bleiben. Im überdachten

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