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Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition)

Titel: Winterkinder: Drei Generationen Liebe und Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Owen Matthews
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Autorität gegenüber einem Sohn, der, wie er gewiss merkte, klüger war als er selbst, indem er sich weigerte, Mervyn seine wertvollen Werkzeuge zu leihen, und ihn wegen seiner körperlichen Schwäche verspottete.
    Die Demütigungen durch seinen Vater verfolgten Mervyn sein Leben lang. In den Briefen, die er seiner russischen Verlobten schicken sollte, sprach Mervyn immer wieder von der Grausamkeit und Selbstsucht seines Vaters. Die Vernachlässigung in der Kindheit, die sie beide erlebt hatten, wurde ein starkes Band zwischen Mervyn und Mila.
    »Deine freudlose, gedemütigte Kindheit, die Gemeinheiten, das Fehlen von jeglicher Wärme und Zuneigung, Freundlichkeit, Respekt, all Deine Demütigungen, Krankheiten, Tränen, ich verstehe sie alle so gut, dass es wehtut«, schrieb Mila Mervyn 1965. »Wie ich Deinen Vater hasse, weil er Dir seinen Hobel nicht geben wollte, als Du Dir etwas aus Holz bauen wolltest. Was für eine furchtbare Grausamkeit, was für eine Respektlosigkeit einem Menschen gegenüber – ich habe das Gleiche tausend Mal erlitten! Ich will Dir so gerne diese für immer verlorenen Minuten zurückgeben und Dir eine ganze Werkstatt kaufen, Dir alles geben, was Du wolltest, Dein Leben reich und glücklich machen.«

    Mervyn war als Junge ziemlich einsam, glaube ich. Er wanderte gern stundenlang allein durch die Rangierbahnhöfe der großen Hafenanlagen und die Maschinenhäuser der Kohlengruben, die rund um die schmuddelige Stadt lagen, und bewunderte die Dampfmaschinen. Sonntags kletterte er auf die riesigen Abraumhalden der Kohlengruben und blickte auf die Schiffe im Kanal und die Irische See dahinter. So wie man es kleinen Jungen zuschreibt, die später einer ungewöhnlichen Bestimmung folgen, träumte er davon, in ferne Länder zu reisen.
    Er verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit mit seiner Mutter Lillian und seiner verkrüppelten Großmutter. Das Familienleben war immer wieder beherrscht von lautstarken Streitereien der Eltern, die entweder damit endeten, dass sein Vater verschwand oder seine Mutter mit dem kleinen Mervyn zu ihrer Mutter lief. Mervyns Mutter war eine emotionale, zur Hysterie neigende Frau. Auf ihrem Sohn ruhten all ihre Hoffnungen, sie lebte nur für ihn – und Mervyn verwandte viel Energie darauf, so weit wie möglich der intensiven, kontrollierenden Liebe seiner Mutter zu entgehen. In späteren Jahren beschwerte sich Mervyn häufig bei Mila, dass seine Mutter, die gern maßlos übertrieb, ihn beschuldigte, er bringe seine alte Mutter mit seiner Gedankenlosigkeit noch um.
    Lillians emotionale Unbeständigkeit ist kaum verwunderlich. Ihr Leben war für immer gezeichnet, als sie mit 19 Jahren von einem verheirateten Mann schwanger wurde, einem ortsansässigen Rechtsanwalt, der das Kind nicht anerkannte. In der starren methodistischen Welt von Südwales war ein uneheliches Kind ein Makel fürs Leben. Als William Matthews sie heiratete, war sie eine gefallene Frau, eine Tatsache, die ihre Beziehung für immer beeinflussen sollte. Mein Vater wuchs in dem Glauben auf, sein Halbbruder Jack sei sein Onkel. Erst als Teenager erfuhr er die Wahrheit.
    Der Zweite Weltkrieg war ein aufregendes Zwischenspiel in Mervyns Kindheit. Seine Kriegsgeschichten erfüllten meine eigene Kindheit – das Dröhnen der Bomber in mondlosen Nächten, der Anblick der zerbombten Hafenanlagen und Eisenbahnschienen. Bei Ausbruch des Krieges wurde Mervyn zusammen mit seinen Schulkameraden hastig auf die Blumenwiesen von Gwendraeth auf der Halbinsel Gower evakuiert, in der Hand einen kleinen Pappkoffer, auf den sorgfältig sein Name und seine Adresse geschrieben waren. Doch die meisten Kinder wurden schon bald zurückgeholt, da ihre Mütter entschieden, die Gefahr sei überbewertet worden.
    Sie irrten sich. Mervyn war 1941, während der schwersten Bombenangriffe, in Swansea. Er erinnert sich an das Dröhnen der Bomben, die auf die Stadt fielen, und an die Aufregung, wenn sie mit Kerzen und einer alten Messinglampe in den Luftschutzbunker im Garten hasteten.
    Kurz vor den schlimmsten Luftangriffen verbrachte Mervyns Mutter eine Nacht mit ihm bei seinen Großeltern. Es gab keinen besonderen Anlass dafür, sie wollte einfach unbedingt aus dem Haus kommen. Als Mervyn und seine Mutter am nächsten Tag Hand in Hand den Hügel zur Lamb Street hochgingen, mussten sie entdecken, dass ihr Haus nach einem Volltreffer durch eine deutsche Bombe völlig zerstört war. Die halbe Straße war nur noch ein rauchender

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