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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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verzog. »Der Punkt ist, dass mich die Angst nicht mehr verlässt Sie wächst mit jedem Tag. Dämonen verfolgen uns. Unbesiegbar und unheilig. Und wo wollen wir hin? In eine Geisterstadt ohne Hoffnung auf Rettung. Ich könnte die Angst nicht länger ertragen. Also bin ich hier. Und sieh mich an! Guck dir meine Hände an!« Dagorian streckte seine Hände aus, die unkontrolliert zitterten. »Also tu mir den Gefallen, Antikas Karios. Sag mir, warum du auf dieser verfluchten Brücke bist.«
    Antikas beugte sich vor, und blitzschnell schlug er Dagorian mit der flachen Hand ins Gesicht. Das Klatschen hing in der Luft. Dagorian sprang auf, seine Hand tastete nach seinem Schwert. »Wo ist deine Angst jetzt?« fragte Antikas leise. Die sanft gesprochenen Worte drangen durch Dagorians Wut und er stand, das Schwert in der Hand, und starrte in die dunklen, grausamen Augen von Antikas Karios. Der Ventrier sagte: »Sie ist fort, nicht wahr, deine Angst? Von Wut weggefegt.«
    »Ja, sie ist weg«, sagte Dagorian kalt. »Was sollte das?«
    »Du hattest recht hier zu bleiben, Dagorian. Ein Mann müsste schon ein Schlangenmensch sein, um sich gleichzeitig seiner Angst zu stellen und vor ihr zu fliehen.« Antikas stand auf, ging zum Rand der Brücke, lehnte sich über die Brüstung und starrte ins Wasser hinunter. »Komm her und schau«, sagte er. Der Drenai ging zu ihm.
    »Was soll ich mir ansehen?«
    »Das Leben«, antwortete Antikas. »Er nimmt hoch in den Bergen seinen Anfang mit der Schneeschmelze. Kleine Wasserläufe vereinigen sich, rauschen bergab, strömen zu größeren Bächen zusammen und fließen dann ins warme Meer. Dort scheint die Sonne aufs Wasser, und es steigt als Wasserdampf wieder empor und schwebt über die Berge, wo es als Regen oder Schnee wieder niedergeht. Es ist ein Kreislauf, ein endloser, wunderschöner Kreislauf. Lange nachdem wir nicht mehr sind und auch die Kinder unserer Kindeskinder, wird dieser Fluss noch immer ins Meer fließen. Wir sind sehr unbedeutende Kreaturen, Dagorian, mit sehr unbedeutenden Träumen.« Er wandte sich an den jungen Offizier und lächelte. »Sieh dir deine Hände an. Sie zittern nicht mehr.«
    »Aber das werden sie wieder – wenn die Krayakin kommen.«
    »Das glaube ich nicht.«
     
    Seine Erfahrung im Körper Kalizkans hatten dem Dämonenherrscher Anharat tiefe Einblicke in die Wirkungsweise des menschlichen Mechanismus verliehen. Unfähig, den Krebs aufzuhalten, der sich im Körper des Zauberers ausbreitete, hatte Anharat zugelassen, dass alle Körperfunktionen versagten und dann mit Hilfe von Magie die Illusion des Lebens aufrechterhalten. Aber nicht mit dieser Gestalt!
    Als Malikada tot war, reparierte Anharat das durchbohrte Herz und ließ es weiter pumpen, die Nährstoffe im Blut die Zellen ernähren und den Körper am Leben halten – gewissermaßen. Der Zauber musste unentwegt aufrechterhalten werden. Wenn die Magie nicht mehr floss, würde der Körper unverzüglich verwesen. Das war jedoch kein Problem, denn der Zauber war nur klein. Er hatte mehr Schwierigkeiten mit den unbewußten Reaktionen wie Atmen und Blinzeln, überwand sie nach einigen Experimenten allerdings. Kalizkans Leichnam zu benutzen, war mühsam gewesen, vor allem, als die Verwesung voranschritt. Er hatte mehr und mehr Kraft gebraucht um einen Verbergenzauber über die abstoßende Gestalt zu werfen. Jetzt jedoch musste er lediglich das Blut weiter fließen lassen und Luft in die Lungensäcke füllen. In dieser neuen Methode lagen auch Vorteile. Geschmacks-, Tast- und Geruchssinn waren unglaublich gesteigert.
    Anharat saß jetzt in seinem Zelt und nippte an einem Becher guten Weins, ließ ihn im Munde kreisen und genoss den Geschmack. Obwohl er seine eigene natürliche Gestalt bevorzugte, dachte Anharat daran, diese hier ein paar Jahre lang beizubehalten, um die Vergnügungen des menschlichen Fleisches voll auszukosten. Sie waren so viel köstlicher, als er es sich vorgestellt hatte. Vielleicht lag es daran, dass die Menschen so kurzlebig waren, dachte er, ein Geschenk der Natur an die Lebewesen, die nur ein paar kurze Herzschläge lang lebten. Emsharas hatte diese Freuden kennen gelernt und jetzt begriff Anharat sie. Kein Wunder, dass sein Bruder so viel Zeit mit der schwarzen Frau verbracht hatte.
    Draußen vor dem Zelt hörte er, wie die Armee sich auf das Nachtlager vorbereitete, das Klappern von Töpfen und Tellern, als sich die Männer für ihr Abendessen anstellten, der Geruch von Holzrauch von den

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