Winterkrieger
Feuern und das Gelächter der Soldaten über erfundene Geschichten.
Er hatte sich von seinen untoten Leibwächtern getrennt Ihr starrer, verständnisloser Blick hatte die Offiziere nervös gemacht. Auch hatte er die Entukku von der Stadt abgezogen, so dass die verängstigte Bevölkerung zu einem Anschein der Normalität zurückkehren konnte, ehe die Armee abmarschierte. Tausende waren in den Unruhen gestorben, und keiner der überlebenden Menschen hatte die leiseste Ahnung, was ihre eigene mörderische Wut verursacht hatte. Eigenartigerweise hatten die Entukku, die normalerweise von Entsetzen und Schmerz lebten, sich genauso an den Wellen der Reue gütlich getan, die die Stadt überspülten. Diese Menschen waren eine ständige Quelle aller Art von Nahrung.
Anharat konnte es kaum erwarten, weiter mit ihnen zu experimentieren.
Ein schwaches Glühen erschien auf den Zeltwänden hinter ihm. Seine Haut kribbelte, und er drehte sich zum Licht seine Hände öffneten sich, die ersten Worte eines Zaubers lagen ihm auf den Lippen. Eine blasse Gestalt formte sich. Anharat sah, dass es lediglich ein Abbild war, denn die Beine steckten in dem eisernen Kohlebecken, das mit heißen Kohlen angefüllt war. Er entspannte sich, seine Neugier war geweckt. War Kalizkan zurückgekehrt?
Dann begann das Licht zu verblassen, und die Züge eines Mannes erschienen. Anharat wurde wütend, er begann zu zittern. Sein Gesicht verzerrte sich, und er trat vor. Wie gern hätte er dieser Gestalt mit seinen Krallen das Herz zerrissen. Der Besucher war in ein weißes Gewand gekleidet. Die Haut war schwarz, die Augen von einem hellen Blau. Um die Stirn trug er einen Goldreifen. »Sei gegrüßt mein Bruder«, sagte er.
Anharat war beinahe zu wütend, um zu sprechen, doch er kämpfte um seine Beherrschung. Wenn er das Abbild für eine Weile hier festhalten konnte, gelang es ihm vielleicht einen Suchzauber zu finden, der ihm zu seinem Ursprung folgen würde. »Wo hast du gesteckt Emsharas?«
»Nirgendwo«, antwortete die Gestalt.
»Du lügst Bruder. Denn ich war verurteilt in der Hölle des Nirgendwo zu existieren, zusammen mit allen Illohir. Und du warst nicht dort. Auch unter den Menschen warst du nicht denn ich habe die letzten viertausend Jahre nach dir gesucht.«
»Ich habe mich nicht versteckt, Anharat«, sagte die Gestalt leise. »Auch war es nicht – und ist es nicht – meine Absicht gewesen, dass unser Volk für alle Zeit in der Leere existiert.«
»Deine Absichten kümmern mich nichts, Verräter. Wusstest du, dass ich deine Nachfahren vernichtet habe?«
»Nicht alle. Einer ist noch übrig.«
»Ich werde ihn tot sehen, und ich werde das Kind bekommen. Dann wird deine Übeltat ungeschehen gemacht werden. Das Volk der Illohir wird wieder frei über die Erde wandeln.«
»Ja, das wird es«, sagte Emsharas. »Aber sie werden nicht das Wasser oder den Wein trinken können, noch den Sonnenschein genießen.«
Anharat dachte fieberhaft nach, sein Suchzauber war beinahe vollständig. »Also Bruder, willst du mir nicht sagen, wo du all diese Jahrhunderte warst? Hast du das Leben als Mensch genossen? Hast du guten Wein getrunken und schöne Frauen in dein Bett geführt?«
»Ich habe nichts dergleichen getan, Anharat. Woher glaubst du, hatte ich die Macht für den Großen Zauber?«
»Ich weiß es nicht und es interessiert mich auch nicht«, log Anharat.
»O doch, es interessiert dich, Bruder, denn du weißt dass du und ich beinahe gleich stark waren, und trotzdem entdeckte ich eine Quelle der Macht die bis dahin unbekannt war. Du könntest sie auch nutzen. Ich werde sie dir bereitwillig nennen – wenn du mir hilfst mein Werk zu vollenden.«
»Vollenden …? Welchen neuen Schrecken hast du für die Illohir auf Lager, Bruder? Vielleicht könnten wir feurige Ketten schaffen, um unser Volk für alle Zeit zu foltern?«
»Ich biete ihnen eine Welt in der sie in der Sonne liegen und in den Flüssen und Seen schwimmen können. Eine eigene Welt.«
»Ach wirklich? Wie nett von dir, Emsharas. Vielleicht könntest du mir aber trotzdem erklären, warum sie nicht bereits dort sind. Und warum wir so lange auf dieses kleine Gespräch gewartet haben.«
»Ich hatte noch nicht die Macht, den Zauber zu vervollständigen. Ich brauchte dich, Anharat.«
Anharat stieß die Finger vor, und der fertige Suchzauber floss um Emsharas und badete ihn in blaues Licht. »Jetzt werde ich dich finden«, zischte Anharat. »Ich werde dich finden, und ich werde dich
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