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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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einen Namen gehabt haben, denn es war ein schönes Bauwerk und sorgfaltig ausgeführt. Aber das war jetzt Geschichte, ebenso wie der Name des Flusses, den sie überspannte. Zu einer Zeit gebaut als Lem noch eine wohlhabende Stadt war, muss sie ein Vermögen gekostet haben, dachte er und stellte sich die Hunderte von Männern vor, die hier gearbeitet hatten. Früher einmal hatten Statuen an beiden Enden der Brücke gestanden, doch davon waren nur noch die Sockel übrig geblieben. Es war, wie Nogusta gesagt hatte: ›Letztendlich vergisst die Geschichte uns alle.‹ Er ging zur Brückenmauer und betrachtete das unter ihm liegende Flussufer. Ein steinerner Arm ragte aus dem Schlamm. Dagorian schlenderte hinunter, schob die Erde weg und legte eine marmorne Schulter frei. Der Kopf fehlte. Er schaute sich um und sah ein Stück von einem steinernen Bein, unter Unkraut verborgen. Irgend jemand hatte die Statuen umgestürzt. Er fragte sich, weshalb.
    Er trank aus dem Fluss, dann kletterte er wieder auf die Brücke. »Zeit für ein bisschen Arbeit Drenai!« sagte Antikas.
    Das Gelände am Nordende der Brücke war übersät mit Steinen und Felsbrocken. Dagorian und Antikas arbeiteten zwei Stunden lang, um große Steine auf die Brücke zu rollen, die die feindlichen Pferde behindern sollten. Die beiden Männer sprachen nur wenig bei der Arbeit denn Dagorian fühlte sich nach wie vor in der Gegenwart des adleräugigen Ventriers unbehaglich. Dieser Mann hatte seinen Tod geplant und entscheidenden Anteil an der Zerstörung der Armee der Drenai und am Königsmord gehabt. Jetzt sollte er an seiner Seite einem furchtbaren Feind entgegentreten. Der Gedanke war nicht sehr vergnüglich.
    Antikas schnitt große Stücke Buschwerk ab und benutzte sein Pferd, um sie auf die Brücke zu ziehen. Er verkeilte dicke Äste in dem steinernen Geländer, so dass sie über die Felsen hinausragten. Endlich zufrieden führte er sein Pferd durch die Hindernisse und band es am anderen Ende der Brücke neben Dagorians Pferd an.
    »Mehr können wir nicht tun«, erklärte er dem jungen Offizier. »Jetzt müssen wir warten.« Dagorian nickte und ging, um sich auf die Brückenmauer zu setzen. Der Nebel löste sich auf, und die Sonne schien klar von einem hellblauen Himmel.
    »Wir sollten üben«, schlug Antikas vor.
    »Ich brauche keine Übung«, fauchte Dagorian. Antikas Karios schwieg einen Moment, dann trat er dicht vor ihn.
    »Dein Hass bedeutet mir weniger als nichts, Drenai«, sagte er leise. »Aber deine Verdrießlichkeit ist aufreizend.«
    »Du bist ein Mörder und Verräter«, sagte Dagorian. »Es sollte genügen, dass ich bereit bin, an deiner Seite zu kämpfen. Ich muss nicht auch noch mit dir reden, und ich habe gewiss nicht den Wunsch, mich in einem sinnlosen Trainingskampf zu engagieren. Ich weiß schon, wie ich zu kämpfen habe.«
    »Ach, wirklich?« Antikas zog sein Schwert. »Pass auf!« befahl er. Er nahm ein dickes Stück Holz und hielt das schwarze Schwert daran. Die Klinge glitt durch das alte Holz wie ein Messer durch Butter. »Du und ich«, sagte Antikas leise, »wir werden Seite an Seite kämpfen. Ein schwerfälliger Hieb, eine achtlose Bewegung, und einer von uns könnte den anderen töten. Wie oft haben sich Kameraden in dichtem Kampfgetümmel schon versehentlich verletzt?«
    Das stimmte, und Dagorian wusste es. Er stieß sich von der Mauer ab und zog seine eigene Klinge. »Was schlägst du vor?« fragte er.
    »Welche Seite möchtest du verteidigen, die linke oder die rechte?«
    »Die rechte.«
    »Schön, nimm deine Position ein und lass uns ein paar der einfachen Züge durchgehen.« Die beiden Männer gingen auf die Brücke hinaus. »Der Feind ist gezwungen, zu Fuß vorzurücken, weil er über die Steine und das Gestrüpp klettern muss. Wir warten auf sie, und greifen sie hier an«, sagte er. »Gleich, was passiert du musst auf meiner rechten Seite bleiben. Auf keinen Fall darfst du die Brücke kreuzen. Da du weniger gut bist als ich, versuche niemals, mir zu Hilfe zu kommen. Wenn ich dir zu Hilfe komme, werde ich rufen, damit du weißt, wo ich bin.«
    Eine Weile übten sie Bewegungen, probten Signale und diskutierten Strategien. Dann brachen sie ab, um etwas von Dagorians Trockenfleischration zu essen. Sie saßen schweigend auf den Felsen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
    »Ich habe noch nie gegen einen Dämon gekämpft«, sagte Dagorian schließlich. »Ich finde den Gedanken sehr beunruhigend.«
    »Das ist nur eine

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