Winterkrieger
besiegen? Wirst du, dann an meiner Seite stehen.«
»Nichts was ich lieber täte.«
»Nein«, sagte Dagorian plötzlich. »Deine Schulter ist verwundet. Ich habe dich reiten sehen. Du hast große Schmerzen, und deine Bewegungen sind langsam und schwerfällig. Ich bleibe.«
»Ich auch«, sagte Kebra.
Nogusta schüttelte den Kopf. »Wir können nicht alles bei einer Begegnung riskieren. Es sind nur vier der Krayakin unmittelbar hinter uns. Es gibt noch vier weitere, die versuchen, uns den Weg abzuschneiden. Wir müssen den Abstand zwischen uns vergrößern. Antikas Karios hat sich entschlossen, diese Brücke zu verteidigen. Dagorian hat angeboten, bei ihm zu bleiben. So soll es sein.« Er wandte sich an Kebra. »Du und Bison, ihr reitet mit den anderen weiter. Nehmt den Weg nach links. Er führt über den höchsten Kamm. Seid vorsichtig, denn er wird kalt und trügerisch sein. Ich stoße bald wieder zu euch.«
Die beiden Männer gingen davon, und Nogusta setzte sich auf die Brückenmauer und rieb sich die verletzte Schulter. Ulmenethas neu erworbene Magie hatte das gebrochene Schlüsselbein zusammengefügt und er merkte, wie rasch die Wunde verheilte. Aber nicht rasch genug, um den beiden Männern von Nutzen zu sein, die die Brücke bewachen sollten.
»Hol die schwarzen Schwerter«, befahl er Antikas. Der Schwertkämpfer ging zu seinem Pferd und hob das Bündel herunter, das hinter dem Sattel festgeschnallt war. Er warnte Nogusta und Dagorian, die Klingen nicht zu berühren und wickelte sie aus. Sie waren alle gleich, bis auf die Kristalle in den Knäufen. Einer war blau, der zweite weiß wie frischgefallener Schnee, der dritte tiefrot. Die blaue Klinge wählte Antikas für sich selbst Nogusta wartete auf Dagorian. Der junge Offizier nahm das Schwert mit dem weißen Knauf. Nogusta nahm das letzte.
»Ich kann dir nur wenig Rat geben«, sagte er zu Dagorian. »Halt dich an Antikas Karios, und schütze seinen Rücken, so gut du kannst.«
»Du hast den kommenden Kampf gesehen, nicht wahr?«
»Nur ein paar kurze Blicke darauf. Frag mich nicht nach dem Ausgang. Du bist ein guter Mann, Dagorian. Nur wenige hätten den Mut sich den Kriegern zu stellen, die dich erwarten.«
»Das ist ja alles ganz rührend, schwarzer Mann«, sagte Antikas, »aber warum reitest du nicht weiter? Ich werde Dagorian unter meine Fittiche nehmen, sozusagen.«
»Ich brauche deinen Schutz nicht«, fauchte Dagorian.
»Ihr Drenai seid immer so empfindlich. Das kommt daher, weil euch jeder Sinn für wahren Adel fehlt nehme ich an.« Antikas ging zurück zu seinem Pferd, stieg auf und ritt an ihnen vorbei über die Brücke.
»Bist du sicher, dass man ihm trauen kann?« fragte Dagorian. Nogusta nickte.
»Lass dich nicht von seinem Benehmen täuschen. Er ist ein Mann von großer Ehre, und er trägt eine schwere Last der Scham mit sich. Und er hat Angst. Was du siehst ist nur eine Maske. Er stammt aus altem ventrischen Adel und er greift auf seine Werte zurück, um sich einem schrecklichen Feind zu stellen.«
Dagorian setzte sich neben den schwarzen Schwertkämpfer. »Ich wollte nie Soldat sein«, sagte er.
»Du hast mir gesagt du wolltest Priester werden. Aber sieh es einmal so, mein Freund: Ist es nicht die Pflicht eines Priesters, eine Laterne gegen die Dunkelheit zu entzünden? Ist es nicht seine Aufgabe, sich gegen das Böse in jeder Form zu stellen?«
»Das ist richtig«, stimmte Dagorian zu.
»Dann bist du heute ein Priester, denn die Dämonen kommen. Sie suchen das Blut von Unschuldigen.«
Dagorian lächelte. »Ich brauchte keine Ermutigung, aber trotzdem, danke dafür.«
Nogusta stand auf. »Wenn deine Aufgabe hier erfüllt ist reite nach Süden, halte dich auf dem Hochweg. In der Ferne wirst du die Geisterstadt Lem sehen. Wir treffen dich dort.«
Dagorian sagte nichts, sondern lächelte nur wissend. Dann streckte er die Hand aus. Nogusta ergriff sie fest. Dann bestieg er Sternenfeuer und ritt davon.
Nogusta führte sein Pferd zur anderen Seite der Brücke. Ulmenetha trat ihm entgegen.
»Hast du es ihm gesagt?« fragte sie.
»Nein«, antwortete er traurig.
»Warum nicht? Hat er nicht das Recht es zu wissen?«
»Würde er besser kämpfen, wenn er es wüsste?« entgegnete er.
Als die anderen davonritten, holte Dagorian tief Luft und sah sich um. Die Brücke war aus Stein gebaut und etwa sechsundzwanzig Meter lang und knapp sieben Meter breit. Er hatte sie auf zweien von Nogustas Karten gesehen. Früher musste sie einmal
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