Winterkrieger
bewegte sich steif und schwerfällig.
»Lass mich dir helfen«, sagte Kebra, hob den Sattel herunter und legte ihn auf einen Stein. Antikas dankte ihm nicht sondern ging zu den Satteltaschen. Seine kalten geschwollenen Finger fummelten an den Schnallen herum, doch schließlich gelang es ihm, sie zu öffnen, und er holte einen Striegel und ein Tuch heraus. Er ging zum Pferd zurück und rieb das Tier trocken, anschließend striegelte er es mit großen, kreisförmigen Strichen. Conalin sah ihm interessiert zu. Er hatte Kebra und Nogusta ein paar Stunden zuvor das gleiche tun sehen, als sie in der Höhle ankamen. »Warum ist es so wichtig,; dass das Pferd gestriegelt wird?« flüsterte er dem Bogenschützen zu.
»Beim Striegeln geht es nicht nur um Fellpflege«, antw0rtete Kebra. »Das Pferd ist kalt und müde. Die Bürste hilft, den Blutkreislauf anzuregen und entspannt die Muskeln.«
Antikas trat vom Pferd zurück, säuberte die Bürste und steckte sie wieder in die Satteltasche. Dann zog er seinen roten Umhang aus und legte ihn dem Pferd über den Rücken. Erst dann sahen die anderen das getrocknete Blut auf seinem zerrissenen Seidenhemd. Ulmenetha erhob sich von ihrem Feuer und bat Antikas, das Hemd auszuziehen. Er schaffte es nur mit Mühe. Die Seidenfasern waren mit der Wunde verklebt, und als er das Hemd herunterzog, begannen die kleinen Schnitte auf der Brust und der lange, ausgefranste Riss über den Rippen wieder zu bluten. Ulmenetha ließ ihn sich ans Feuer setzen und untersuchte die Wunden. Die kleineren Schnittwunden konnte sie ohne zu nähen sogleich heilen, doch die Wunde, die Golbars letzter Stoß verursacht hatte, verlangte nach traditioneller Behandlung.
Als Ulmenetha Nadel und Faden bereitlegte, sah sich!
Antikas in der vom Feuerschein erhellten Höhle um. Der Affe, Bison, schlief an der hinteren Wand. Dicht an ihn gekuschelt wegen der Wärme lagen ein junges Mädchen und ein Kind. Hinter ihnen saß die Königin in den Schatten und hielt ihr Kind an der Brust. Antikas sah, dass das Kind trank und wandte den Blick schamhaft ab.
»Steh auf«, befahl Ulmenetha. Antikas erhob sich. Die Priesterin kniete sich hin und nähte die Wunde. Sie begann in der Mitte und zog die Hautlappen zusammen.
Antikas sah zu Nogusta hinüber, und ihre Blicke trafen sich.
»Er starb tapfer«, sagte Antikas.
»Ich weiß.«
»Gut denn ich bin zu müde, um zu reden.« Er zuckte zusammen, als Ulmenetha den Mittelstich zusammenzog. »Du häkelst doch keinen Teppich zusammen, Frau«, fuhr er auf.
»Ich wette, du hast nicht so gejammert, als du vor den Krayakin standest«, erwiderte sie. Antikas grinste, sagte jedoch nichts. Noch drei weitere Stiche waren nötig, dann legte Ulmenetha ihre schmale Hand auf die Wunde und begann leise zu singen. Antikas warf einen Blick auf die Priesterin, dann sah er Nogusta fragend an. Der schwarze Mann hatte sich abgewandt und band das Bündel Holz auseinander.
Antikas fühlte ein Kribbeln in der Wunde, von der Wärme ausstrahlte. Es war nur ein wenig unangenehm, aber keineswegs schmerzhaft. Nach ein paar Minuten nahm Ulmenetha ihre Hand weg, schnitt mit einem kleinen Messer die Nähte durch und zog die Fäden. Antikas berührte die Wunde. Sie war fast verheilt. Darüber hinaus fühlte er sich seltsam erfrischt als ob er stundenlang geschlafen hätte.
»Du bist sehr begabt meine Dame«, sagte er.
»Du solltest mich erst mal Teppiche häkeln sehen«, antwortete sie und stand auf. Sie wiederholte das Heilgebet für die kleineren Brustwunden, dann zog sie ihm den blutdurchtränkten Hemdfetzen von der Stirn. »Beug dich vor«, befahl sie. Antikas gehorchte.
Als sie die Platzwunde geheilt hatte, sagte sie: »Du hast Glück gehabt Antikas. Hätte der Hieb dich fünf Zentimeter tiefer getroffen, hättest du ein Auge verloren.«
»Merkwürdig, je mehr ich übe, desto mehr Glück habe ich«, sagte er.
Ulmenetha trat zurück, um ihr Werk zu mustern. Zufrieden ging sie zurück zum Feuer und setzte sich.
»Wenn du an der Brücke geblieben wärst, hättest du vielleicht Dagorian retten können«, meinte er. Ulmenetha schüttelte den Kopf.
»Seine inneren Verletzungen gingen weit über meine Kräne hinaus.« Damit wandte sie sich von ihm ab. Kebra reichte ihm eine saubere, zusammengefaltete Tunika aus cremefarbener Wolle. Antikas dankte ihm. Er hob sie an die Nase und lächelte. »Duftendes Rosenholz«, sagte er. »Wie zivilisiert. Du bist ein Mann nach meinem Herzen.«
»Wahrscheinlich nicht«,
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