Winterkrieger
erwiderte Kebra.
Antikas streifte das Hemd über. Die Ärmel waren zu lang, und er krempelte sie auf. »Also, Nogusta«, sagte er, »was nun? Was sagen dir deine Visionen?«
»Wir gehen in die Geisterstadt«, antwortete Nogusta. »Das ist alles, was ich sagen kann. Ich weiß noch nicht wie diese Sache ausgeht. Aber alle Fragen werden in Lem beantwortet.«
Das Kind, das an Bisons Seite schlief, schrie plötzlich auf und setzte sich. Das Mädchen neben ihm erwachte und nahm es in die Arme. »Was ist los, Sufia?« fragte sie und strich der Kleinen über das blonde Haar.
»Ich hatte einen Traum. Dämonen in meinem Traum. Sie fraßen mich auf.« Das Kind begann zu weinen. Dann sah es Antikas, und ihre Augen wurden groß.
»Hallo«, sagte Antikas mit seinem strahlendsten Lächeln. Sufia stieß ein Geheul aus und vergrub den Kopf an Pharis’ Schulter. »Ich konnte schon immer gut; mit Kindern umgehen«, meinte Antikas trocken.
Der Lärm weckte Bison, der herzhaft gähnte und dann laut rülpste. Auch er sah Antikas und schaute sich nach Dagorian um. Er stand auf, kratzte sich im Schritt und ging zum Feuer, wo er nochmals rülpste. »Hast sie alle umgebracht was?« fragte er Antikas.
»Einen. Ein riesiges Untier kam aus dem Wald und tötete die anderen.«
Angst malte sich in Bisons Zügen. »Es lebt immer noch?«
»Nein. Es fiel in den Fluss und ertrank.«
»Da bin ich aber erleichtert«, sagte Bison. »Das macht es fast wett, dass du überlebt hast. Wo ist der Bursche, Dagorian?«
»Er starb.«
Bison nahm die Nachricht kommentarlos auf, dann wandte er sich an Kebra. »Ist noch was von der Brühe da?«
»Nein. Antikas hat den Rest gegessen.«
»Was ist mit den Keksen?«
»Ein paar sind noch übrig«, antwortete Kebra. »Aber wir sparen sie für morgen auf. Die Kinder können sie zum Frühstück essen.«
Antikas nahm seinen Schwertgürtel ab und legte ihn neben sich. »Es gibt noch vier weitere Krayakin«, sagte er. »Glaub mir, Nogusta, das sind vier zuviel. Ich habe mit einem gekämpft. Er hatte Sinn für Humor und zog seine Rüstung aus, um mit mir zu kämpfen. Er war schneller als jeder Mann, den ich je kannte. Ich bin nicht sicher, ob ich noch einen besiegen könnte, und ganz gewiss nicht mehr als einen.«
»Was schlägst du dann vor?« fragte Nogusta.
»Ich habe keine Vorschläge. Was ich sagen will, ist dass ich sie zu leichtfertig behandelt habe. Ich hatte sie mir als Männer vorgestellt, und es gibt keinen besseren Kämpfer als mich. Aber sie sind keine Menschen. Ihre Reflexe sind erstaunlich, und ihre Stärke ungeheuer.«
»Und trotzdem müssen wir uns ihnen stellen«, sagte Nogusta. »Wir haben keine Wahl.«
»Was immer du sagst«, sagte Antikas. Er streckte sich am Feuer aus, dann blickte er zu Bison hoch. »Wir könnten immer noch ihn gegen sie schicken«, sagte er. »Sein Körpergeruch würde einen Ochsen umhauen.«
Bison starrte ihn finster an. »Allmählich fange ich wirklich an, dich zu verabscheuen.«
Das Frühstück war eine traurige Angelegenheit, bei der sich Sufia, Pharis und Conalin die letzten Haferkekse teilten. Pharis bot ihren der Königin an, doch Axiana schüttelte lächelnd den Kopf. Bison grummelte etwas von Verhungern, als er die Pferde sattelte.
Als sie aufgegessen hatte, kletterte die kleine Sufia auf Ulmenethas Schoß. »Hast du schließlich doch noch gut geschlafen, meine Kleine?« fragte die Priesterin.
»Ja. Ich habe nichts mehr geträumt. Es ist sehr kalt«, setzte sie hinzu und kuschelte sich an Ulmenetha. Das letzte Holz war längst heruntergebrannt, und die Temperatur in der Höhle sank rasch.
»Heute gehen wir hinunter in die Täler«, erklärte Ulmenetha. »Dort ist es viel wärmer.«
»Ich habe noch immer Hunger.«
»Wir haben alle Hunger.« Sufia warf Antikas einen nervösen Blick zu. »Er sieht aus wie ein Dämon«, sagte sie. Antikas hörte sie und grinste sie breit an. Aus der scheinbaren Sicherheit von Ulmenethas Schoß heraus blickte sie ihn finster an.
»Ich bin kein Dämon«, sagte Antikas. »Ich bin erdgeboren, so wie du.«
»Was bedeutet das?« fragte Sufia die Priesterin.
»Es bedeutet dass wir von der Erde kommen, während die Dämonen vom Wind geboren werden. Wir können Dinge berühren. Dämonen sind wie der Wind. Sie können gegen uns anwehen, aber sie können nicht leben und atmen, wie wir es tun.«
Pharis kam und setzte sich zu ihnen. »Wenn das stimmt, wie können die Krayakin dann gegen uns kämpfen? Sie sind doch offensichtlich
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