Winterkrieger
Dämonen ernährten sich von Entsetzen und Verzweiflung – wie du in Usa gesehen hast. Es hieß, dass die Angst und der Schrecken eines zu Tode gefolterten Menschen einen Dämon jahrelang am Leben halten konnte. Und weil sie über Magie verfügten – was ihnen die Herrschaft über uns verlieh –, behandelten sie uns wie Vieh, als Nahrungsquelle. Die Menschheit litt Jahrhunderte lang unter ihrer Herrschaft, bis sich endlich drei Menschenkönige gegen sie auflehnten. Der Krieg war lang und schrecklich mit ungezählten Schlachten.«
»Wie haben wir gewonnen?« fragte Conalin.
»Das weiß niemand genau«, antwortete Antikas, »denn es ist so lange her, und es gibt so viele Legenden. Jedoch hat Kalizkan mir erzählt dass Emsharas der Zauberer – selbst ein Dämon – sein eigenes Volk verriet und einen großen Zauber wirkte, der all seine Brüder von der Erde verbannte. Er machte sie wieder zu Windgeborenen und sperrte sie in eine große Leere.«
»Und jetzt kommen sie zurück«, sagte Conalin.
Nogusta trat hinzu. »Zeit aufzubrechen«, sagte er.
Die erste Stunde ritten sie hintereinander über die immer schmaler werdende Kammstraße. Nogusta ritt vorneweg, gefolgt von Kebra und Conalin. Ulmenetha ging zu Fuß und führte das Pferd der Königin am Zügel. Hinter ihr kam Bison, ebenfalls zu Fuß, und führte das Pferd, auf dem Pharis und Sufia ritten. Antikas Karios bildete die Nachhut und führte die beiden Ersatzpferde. Der Wind war kalt und fuhr beißend über zerklüftete Felsen und trieb ihnen den Schnee ins Gesicht.
Gegen Mittag hatten sie den höchsten Punkt erreicht und Nogusta hielt an und musterte prüfend den vor ihnen liegenden Weg. Er fiel sanft ab, wand sich um einen Berg und führte zu einem Hochwald, der ein paar hundert Meter unter ihnen lag. Nogusta konnte einen Wasserfall und einen Fluss erkennen, der sich in einen großen See verbreiterte. Er senkte den Kopf gegen den Wind und ließ Sternenfeuer weitergehen. Die Straße wurde breiter, und Antikas Karios kam an den anderen vorbei und hielt neben dem schwarzen Krieger an.
»Wir müssen den Pferden eine Rast gönnen«, rief Antikas. Nogusta nickte und deutete auf den Wasserfall.
»Ich gehe kundschaften«, sagte Antikas und ritt voraus.
Auf dem Weg lagen einzelne Eispfützen, und das Pferd der Königin glitt aus. Axiana schwankte im Sattel und starrte plötzlich hinunter in einen gähnenden Abgrund. Sie packte den Sattelknauf mit der freien Hand und richtete sich wieder auf. Der plötzliche Ruck hatte das Kind aufgeweckt. Aber da er sicher und warm in seiner Decke lag, schlief der Kleine rasch wieder ein.
Kebra sah, wie sich in den Bäumen unter ihnen etwas bewegte. Ein paar kleine Rehe kamen zwischen den Bäumen hervor. Er nahm seinen Bogen und ritt ebenfalls zu Nogusta nach vorn. »Ich treffe euch an den Wasserfallen«, sagte er und folgte Antikas Karios bergab.
Sie ritten noch eine Stunde, bis sie die Wasserfälle erreichten. Es blieb aber kalt, denn sie waren noch immer gut tausend Meter oberhalb der Talsohle, doch die dichten Bäume hielten den Wind ab, und es gab genügend Bruchholz, um ein gutes Feuer zu machen. Kebra kehrte mit einem Reh zurück, das er bereits gehäutet und geviertelt hatte, und bald schon zog der Duft von gebratenem Fleisch durch die Luft.
Nogusta aß rasch, dann entfernte er sich ein Stück von der Gruppe und ging zum Wasserfall. Antikas Karios gesellte sich zu ihm. »Ich sehe, dass du das Pferd des Königs reitest«, sagte er. »Ich dachte, es läge im Sterben.«
»Es hatte eine Lungenentzündung, weil es schlecht untergebracht war.«
»Es war einmal ein gutes Tier«, sagte Antikas. »Aber jetzt ist es alt.«
»Alt vielleicht Antikas, aber es ist noch immer schneller als jedes Pferd der ventrischen Kavallerie, und es würde für einen Reiter, dem es vertraut durch sämtliche Höllenfeuer reiten.«
»Vertrauen? Es ist doch nur ein Pferd, schwarzer Mann. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Arbeitstier.«
Nogusta antwortete nicht. »Ich glaube, es ist an der Zeit mir zu sagen, was du gesehen hast«, meinte der Ventrier.
Nogusta fuhr zu ihm herum. »Willst du wissen, ob du lebst oder stirbst?«
»Nein. Das wird mir die Zeit zeigen. Aber du trägst eine große Last mit dir. Das kann ich sehen. Vielleicht ist es besser, sie mit jemandem zu teilen.«
Nogusta dachte einen Augenblick darüber nach. »Meine Gabe«, sagte er schließlich, »ist nicht präzise. Wenn sie es wäre, hätte ich meine Familie vor dem
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