Winterkrieger
geschleudert, das Schwert entfiel seiner Hand. Der Kopf des Untiers stieß auf ihn herab. Er versuchte, ihm auszuweichen, doch die entsetzlichen Zähne packten seinen Leib und rissen ihn entzwei.
Das Ungeheuer richtete sich auf, und die steinerne Brücke zitterte, als es ein Schmerzensgeheul ausstieß. Die Wunde in seinem Bauch riss weiter auf, so dass seine Eingeweide herausquollen. Es drehte den Kopf und sah Antikas allein in der Mitte der Brücke stehen. Es machte noch zwei taumelnde Schritte auf ihn zu, dann stürzte es zur Seite. Das Brückengeländer brach unter seinem Gewicht zusammen, und es stürzte in den reißenden Fluss.
Antikas ging zum Rand und starrte hinunter. Das Wesen verschwand langsam außer Sicht in Richtung der fernen Wasserfalle.
Antikas dachte an Kalizkans Warnung vor der beinahe wunderbaren Heilkraft der Krayakin, lief zu dem ersten Toten und warf beide Teile in den Ruß. Beim zweiten hielt er inne und starrte auf den abgerissenen Kopf. Das Visier des Helms war noch geschlossen. Antikas öffnete es und starrte in glühende Augen, die lebendig und voller Hass waren. Der Mund bewegte sich, doch ohne Stimmbänder kam kein Laut heraus. Antikas packte den Kopf und warf ihn ins Wasser, dann rollte er den Körper hinterher. Zum Schluss ging er zu dem unbewehrten Körper Golbars. Auch ihn warf er in den Fluss.
Er kehrte zu Dagorian zurück und sank neben dem sterbenden Offizier zu Boden. »Wie geht es dir?« fragte er.
»Ich habe keine Schmerzen, aber ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Ich sterbe, Antikas.«
»Ja. Aber wir haben gewonnen, Drenai.«
»Vielleicht. Andererseits haben wir vielleicht das Unvermeidliche nur hinausgezögert. Es gibt noch vier weitere Krayakin, und die ventrische Armee hat den Zugang zum Meer abgeschnitten.«
»Kümmere dich nicht um das, was morgen sein wird, Dagorian. Du hast gut und tapfer gekämpft. Es war eine Ehre, an deiner Seite zu stehen. Ich weiß nicht viel über deine Religion. Gibt es darin eine Halle der Helden?«
»Nein.«
»Dann solltest du zu meiner übertreten, mein Freund. Darin wirst du einen Palast voller Jungfrauen finden, die dir jeden Wunsch erfüllen. Dort gibt es Wein und Gesang und ewigen Sonnenschein.«
»Das … klingt … sehr schön«, flüsterte Dagorian.
»Ich werde für deinen Geist beten, Drenai, und dieses Gebet wird über dir leuchten wie eine Laterne. Folge ihr zu dem Palast, der mich erwartet. Wir sehen uns dort wieder.« Antikas streckte die Hand aus und schloss die toten Augen. Dann steckte er die Sturmschwerter ein und ging langsam zurück zu den Pferden. Die Schnitte in seinen Rippen schmerzten jetzt, als das Blut darüber verkrustete. Er stieg in den Sattel und warf einen Blick zurück auf die Brücke.
Dann erfüllte er sein Versprechen und sprach ein Lichtgebet, das für Dagorian scheinen sollte.
Er wendete die Pferde und ritt hinter den anderen her.
Die Höhle war tief und gekrümmt wie ein Horn. Der beißende Wind konnte ihnen hier drinnen nichts anhaben, und die Gruppe kauerte um zwei Feuer. Nogusta stand ein Stück abseits der anderen, sein Herz war schwer. Er hatte Dagorian nicht angelogen. Er hatte ihn nicht sterben sehen. Doch er hatte gewusst dass der junge Mann die Begegnung auf der Brücke nicht überleben würde, denn in den lebhaften Einblicken in die Zukunft, die ihn überkamen, hatte er nichts von dem Offizier gesehen.
Kebra stand vom Feuer auf und kam zu ihm. »Wie lange dauert es noch, bis wir von diesem Berg runterkommen?« fragt er.
»Irgendwann spät am morgigen Tag.«
»Ich habe das letzte Getreide an die Pferde verfuttert, aber sie brauchen Ruhe. Nogusta, gutes Gras und Wasser.«
Nogusta entrollte die Pergamentkarte und hielt sie so, dass sie beide im Feuerschein sehen konnten. »Morgen erreichen wir die höchste Stelle. Es wird bitter kalt sein, und die Straße wird vereist und rutschig sein. Danach beginnen wir den langen Abstieg in die fünf Täler und nach Lem.«
»Die Feuer werden nicht die Nacht über brennen«, sagte Kebra, »und ohne sie wird es hier frieren.« Sie hatten im letzten Tal Feuerholz gesammelt, und Bison hatte ein paar Bündel trockenes Holz von dem zerschmetterten Karren an seinen Sattel gebunden. Diese verbrannten sie gerade.
»Dann werden wir frieren«, sagte Nogusta. »Aber nicht so sehr wie Dagorian.«
»Meinst du, wir hätten bleiben sollen?«
Nogusta schüttelte den Kopf. »Die anderen Krayakin sind uns dicht auf den Fersen.«
»Was hast du
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