Winterkrieger
Augenblicken kamen der König und die Königin herein, gefolgt von Skandas Generälen und Edelleuten.
Sofort verschwand die lautlose Spannung im Zelt als Wein serviert wurde und die Gäste sich ihren Weg zum Büffet bahnten. Dagorian entspannte sich und gestattete sich noch einen Blick auf das Wunder, das Axiana hieß. Ihre Augen waren dunkelblau, eine Farbe wie der Himmel kurz nach Sonnenuntergang. Aber es waren traurige Augen, dachte er. In seinem jungen Leben hatte Dagorian noch nicht viel über den Status von Frauen nachgedacht aber jetzt fragte er sich, was die Königin wohl empfunden hatte, als man ihr befahl, den Mann zu heiraten, der ihrem Vater das Reich genommen hatte. Hatten sie und ihr Vater sich nahe gestanden? Hatte sie als Kind auf seinen Knien gesessen und an seinem Bart gezupft? Hatte er sie verwöhnt? Dagorian schob solche Gedanken beiseite und wollte gerade gehen, als ein junger ventrischer Offizier auf ihn zukam. Der Mann machte eine leichte, fast verächtliche Verbeugung. »Prinz Malikada hätte dich gern auf ein Wort gesprochen, Hauptmann«, sagte der Mann.
Dagorian ging zu Malikada hinüber. Der ventrische Prinz trug eine schwarze Tunika mit einem aufgestickten silbernen Falken auf der Schulter, und in seinen Bart waren passend dazu silberne Fäden geflochten. Er lächelte freundlich, als Dagorian näher kam und streckte seine Hand aus. Sein Händedruck war fest und trocken. »Du warst Banelions Adjutant und wie ich höre, hast du deine Aufgaben tüchtig und entschlossen erledigt.«
»Danke, General.«
»Ich habe meinen eigenen Adjutanten, Dagorian, aber ich wollte dich wissen lassen, dass ich deine Fähigkeiten schätze, und dass ich an dich denken werde, wenn sich eine passende Gelegenheit für eine Beförderung ergibt.«
Dagorian verbeugte sich und wollte schon wieder gehen, als der Prinz weitersprach. »Du mochtest Banelion?«
»Mögen? Er war mein General«, antwortete Dagorian, auf der Hut. »Ich habe ihn wegen seiner großen Fähigkeiten geachtet.«
»Ja, natürlich. Zu seiner Zeit war er ein herausragender Gegner. Aber jetzt ist er alt und verbraucht Wirst du mir mit der gleichen Hingabe dienen?«
Dagorian merkte, dass sein Herz schneller schlug. Er blickte in Malikadas dunkle, kalte Augen und sah dort wieder die zornige Intelligenz. Es hätte keinen Sinn, diesen Mann direkt anlügen zu wollen. Er würde es sofort merken. Dagorians Mund war trocken, aber seine Worte kamen klar und deutlich. »Ich bin im Dienste des Königs verpflichtet General. Du bist der General des Königs. Jeder Befehl, den du mir erteilst wird nach meinen besten Fähigkeiten ausgeführt.«
»Mehr kann man nicht verlangen«, sagte Malikada. »Jetzt kannst du gehen. Antikas Karios wird deine Pflichten hier übernehmen.« Mit diesen Worten lächelte er und drehte sich um.
Dagorian machte kehrt und prallte fast mit der hochschwangeren Königin zusammen. »Ich bitte um Verzeihung, Herrin«, stotterte er. Sie lächelte ihn abwesend an und ging an ihm vorbei. Dagorian, der sich vorkam wie ein Tollpatsch, verließ, das Zelt und wanderte zurück in den Park.
Tausende von Menschen schlenderten über das Gras oder saßen auf Decken und verzehrten ihr mitgebrachtes Picknick. Soldaten und Athleten übten für ihre Wettkämpfe, Pferdetrainer ließen ihre Pferde laufen, damit sie für die bevorstehenden Rennen warm waren. Dagorian sah sich nach Sternenfeuer um, dem Pferd des Königs. Es nahm immer an den Rennen teil und hatte noch nie verloren. Aber als er die Pferde musterte, stellte er fest, dass der große schwarze Wallach nicht unter den Tieren war, die vorbereitet wurden. Er schlenderte zu einem der Stallknechte und erkundigte sich nach dem Pferd.
»Lungenpest«, sagte der Mann. »Verdammt schade. Aber schließlich wird er allmählich alt. Muss mindestens achtzehn sein.«
Dagorian war traurig, das zu hören. Jedes Kind der Drenai kannte Sternenfeuer. Der Vater des Königs hatte ihn für eine märchenhafte Summe gekauft, und er hatte Skanda in alle größeren Schlachten getragen. Jetzt lag er im Sterben. Das muss Skanda das Herz brechen, dachte er.
Erleichtert, dass er von seinen Pflichten befreit war, ging er zurück zur Ruhezone der Offiziere und legte seine Rüstung ab. Dann befahl er einem jungen Cul, sie zurück in seine Kammer zu bringen. Anschließend schlenderte er hinaus, um sich an dem Fest zu erfreuen. Die Aussicht, Malikadas Adjutant zu werden, war ihm verhaßt gewesen, und er war dankbar, dass ihm
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