Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
diese Aufgabe erspart blieb. Ich hätte mit dem Weißen Wolf nach Hause gehen sollen, dachte er plötzlich. Ich hasse das Soldatsein. Während sein Vater ein lebender Held gewesen war, hatte Dagorian das Docische Kloster in Corteswain besucht und dort studiert um Priester zu werden. Dort war er glücklich gewesen, sein Lebensstil war bescheiden und beinahe gelassen gewesen.
    Dann war sein Vater gestorben, und die Welt hatte sich verändert.
    Als er durch die Menge ging, sah er Nogusta im Gras. Bison lag ausgestreckt neben ihm. Der kahle Riese hatte ein geschwollenes Auge und einen blutunterlaufenen Fleck auf dem Wangenknochen. Dagorian gesellte sich zu ihnen. »Wie läuft es für dich?« fragte er Bison.
    »Viertelfinale«, antwortete der Riese, setzte sich auf und unterdrückte ein Stöhnen. »Das ist mein Jahr.«
    Dagorian bemerkte die starken Prellungen und die offensichtliche Müdigkeit des Mannes und verbarg seine Skepsis. »Wie lange dauert es bis zu deinem nächsten Kampf?«
    Bison zuckte die Achseln und sah Nogusta an. »Eine Stunde«, antwortete der schwarze Mann. »Dann kämpft er gegen den Stammeskrieger, gegen den er im vergangenen Jahr verloren hat.«
    »Diesmal schaffe ich ihn«, sagte Bison erschöpft. »Aber zuerst mache ich wohl ein Nickerchen.« Der Riese legte sich zurück und schloss die Augen. Nogusta deckte ihn mit seinem Umhang zu und stand auf.
    »Du hast den General gesehen?« fragte er Dagorian.
    »Ja.«
    »Er sagte doch, du solltest dich von ihm fernhalten.«
    »Du hast eine große Gabe.«
    Nogusta lächelte. »Nein, das war einfach nur gesunder Menschenverstand. Er ist ein kluger Mann. Malikada ist nicht so klug. Aber das ist bei ehrgeizigen Männern oft der Fall. Sie glauben mit der Zeit an die Sagen über ihr eigenes Schicksal. Sie glauben, dass sie auf alles, was sie begehren, auch ein Anrecht haben. Erwählt von der QUELLE.«
    »Der QUELLE wird für viele Dinge Lob und Schande zuteil«, meinte Dagorian. »Bist du gläubig?«
    »Ich wäre es gern«, gestand Nogusta. »Es würde das Leben sicherlich vollständiger machen, wenn man an einen großen Plan für das Universum glauben könnte. Wenn wir sicher sein könnten, dass böse Menschen ihre Strafe erhielten. Ich fürchte jedoch, dass das Leben so einfach nicht ist. Kluge Männer sagen, dass das Universum sich in einem Zustand ewigen Krieges befindet in einer Schlacht zwischen der QUELLE und den Kräften des Chaos. Wenn das stimmt, befehligt das Chaos den größten Teil der Kavallerie.«
    »Du bist ein Zyniker«, sagte Dagorian.
    »Ich glaube nicht. Ich bin einfach nur alt und habe zuviel gesehen.«
    Die beiden Männer setzten sich neben den schlafenden Bison. »Wie kommt es, dass ein schwarzer Mann in der Armee von Drenan dient?« fragte Dagorian.
    »Ich bin Drenai«, antwortete Nogusta. »Mein Urgroßvater war ein phocischer Seemann. Er wurde auf See gefangen genommen, und die Drenai machten ihn zum Sklaven. Nach sieben Jahren wurde er freigelassen und verdingte sich als Diener. Später kehrte er in seine Heimat zurück und heiratete und brachte seine Frau zurück nach Drenan. Ihr erster Sohn machte es ebenso und brachte meine Großmutter auf unsere Ländereien in Ginava.«
    »Ländereien? Deine Familie hat sich viel erarbeitet.«
    »Meine Familie hatte ein Talent mit Pferden umzugehen«, erklärte Nogusta. »Mein Urgroßvater züchtete Pferde für die Kavallerie des alten Königs. Das hat uns damals reich gemacht.«
    »Aber ihr seid nicht mehr reich?«
    »Nein. Ein Drenai-Edelmann wurde eifersüchtig auf unseren Erfolg und setzte bei den Dörflern Gerüchte über uns in Umlauf. Eines Nachts verschwand ein Kind. Er machte ihnen weis, wir hätten das Mädchen für ein abstoßendes Opferritual geraubt. Unser Haus wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt und alle Mitglieder meiner Familie niedergemetzelt. Das Mädchen war natürlich nicht dort. Später stellte sich heraus, es war in die Berge gelaufen und dann einen steilen Hang hinuntergestürzt, wobei es sich ein Bein brach.«
    »Wie kommt es, dass du nicht zusammen mit deiner Familie umgebracht wurdest?«
    »Ich war losgegangen, um das Kind zu suchen. Als ich mit ihm zurückkehrte, war alles vorbei.«
    Dagorian blickte in Nogustas seltsame blaue Augen. Er konnte keinerlei Gefühle darin lesen. »Hast du Rechenschaft verlangt?« fragte er. Nogusta lächelte.
    »Zwölf Dorfbewohner wurden gehängt.«
    »Und der Edelmann?«
    »Er hatte Freunde an höchsten Stellen und wurde nicht

Weitere Kostenlose Bücher