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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Bison. Ebenso wenig dich, Kebra.«
    Der weißhaarige Bogenschütze sah auf. »Wovon redest du?«
    »Zauberei. Habt ihr die Kälte im Zimmer nicht gespürt?« Beide schüttelten den Kopf. Nogusta zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Kebra und Bison starrten ihn an. Er berührte sein Amulett. »Das hat uns gerettet.«
    »Bist du verrückt geworden?« fragte Kebra. »Wir sind einfach in Wut geraten, das ist alles. Bison hat mich die ganze Zeit dafür angemacht dass ich das Turnier verloren habe. Wir waren einfach nur wütend.«
    »Glaubst du das wirklich?« fragte Nogusta. »Ihr seid seit dreißig Jahren befreundet. Ihr habt niemals die Waffen gegeneinander gezogen. Ich bitte euch, vertraut mir in dieser Sache, Freunde. Orendo hat mir dasselbe erzählt. Er sagte, als sie im Haus des Kaufmanns waren, fiel eine entsetzliche Kälte über den Raum, und sie empfanden nur noch Wut und Lust. Und dann haben sie getötet und vergewaltigt. Er sagte, es waren Dämonen in der Luft. Ich glaubte ihm nicht. Aber jetzt glaube ich ihm. Erinnerst du dich daran, was du gefühlt hast als du dich auf Bison stürztest?«
    »Ich wollte ihm das Herz herausreißen«, gestand Kebra.
    »Und glaubst du jetzt auch noch, dass du das wirklich wolltest?«
    »Eben fühlte es sich sehr wirklich an«, sagte Kebra. Er schüttelte den Kopf und wischte sich mit der Hand übers Gesicht. »Was meinst du damit dein Amulett hätte uns gerettet?«
    »Genau das. Es ist ein Abwehrzauber. Ein Talisman. Es ist seit Generationen im Besitz meiner Familie.«
    »Es glühte, als du nach mir gegriffen hast«, sagte Bison. »Es schimmerte wie ein Riesendiamant.«
    »Das habe ich auch gesehen«, sagte Kebra. »Aber, bei allen Göttern, Mann, wer könnte denn Zauberei gegen uns einsetzen wollen?«
    »Vielleicht Malikada. Hätte ich nicht das Amulett getragen, hätte mich meine Wut ebenfalls überwältigt. Wir hätten einander umbringen können.«
    »Dann sollten wir Malikada umbringen«, meinte Bison.
    »Gute Idee«, sagte Kebra. »Dann lassen wir uns magische Flügel wachsen und fliegen über die Berge davon.«
    »Andere Vorschläge?« fragte der Riese.
    »Wir verlassen die Stadt«, antwortete Nogusta. »Wir reisen nicht mit dem Weißen Wolf. Wir gehen nach Süden in die Berge, bis die Armee zur cadischen Grenze marschiert, dann schließen wir uns den anderen Heimkehrern wieder an.«
    »Die Vorstellung wegzulaufen, gefällt mir nicht«, wandte Bison ein.
    »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Kebra trocken, »sah ich dich einst wie einen Kurzstreckenläufer vor einer Flutwelle davonrennen. Und bist du nicht der Mann, der sich den Hintern aufriss, als er vor dieser Löwin vor Delnoch floh?«
    »Das war was anderes«, widersprach Bison.
    »War es nicht«, sagte Nogusta. »Malikada ist der General des Königs. Wir können nicht gegen ihn kämpfen. Es wäre wie der Kampf gegen einen Sturm oder tatsächlich eine Flutwelle. Sinnlos. Dazu kommt dass wir nicht sicher wissen, ob es Malikadas Werk war. Nein, der sicherste und vernünftigste Plan ist es, die Stadt zu verlassen. In zwei Tagen marschiert die Armee ab, und Malikada wird andere Sorgen haben. Er wird uns vergessen.«
    »Und was machen wir in den Bergen?« fragte Bison.
    »Ein bisschen jagen oder in den Flüssen Gold waschen, vielleicht«, antwortete Nogusta.
    »Gold. Das klingt gut«, sagte Bison und zupfte an seinem weißen Walross-Schnurrbart. »Wir könnten reich werden.«
    »Allerdings, mein Freund. Morgen werde ich Proviant und Pferde kaufen.«
    »Und Pläne, wo das Gold liegt«, erinnerte Bison ihn.
    Der Riese ging zu seinem Bett und zog sich die Stiefel aus. »Ich sage trotzdem, du hättest den Ventrier nicht noch einmal schießen lassen sollen«, sagte er.
    Kebra sah Nogusta an und schüttelte den Kopf. Dann lächelte er. »Ich würde mich wesentlich besser fühlen, wenn ich ihm nicht recht geben müsste«, sagte er. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich das getan habe.«
    »Ich schon, mein Freund. Es war eine noble Geste«, sagte Nogusta, »und nichts anderes hätte ich von dir erwartet.«
     
    Ulmenetha umfasste die eisernen Ketten, lehnte sich im schwingenden Korbstuhl zurück und blickte zu den fernen Bergen hinaus. Sie fühlte, wie die Berge sie riefen wie eine Mutter ihr verlorenes Kind. In den Bergen ihrer Heimat war sie sehr glücklich gewesen. Dort lag uralte Weisheit, und Heiterkeit strahlte von den ewigen Gipfeln aus. Diese hier waren nicht ihre Berge, aber sie riefen sie trotzdem.

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