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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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aufgezogen und ausgebildet und sie durch die Welt geführt. Jetzt brachte er sie nach Hause, zu einem Ruhestand, den nur wenige sich wünschten, aber alle verdient hatten.
    Banelion sah nur selten in den Spiegel. Diese Eitelkeit hatte er mit sechzig abgelegt. Aber als er jetzt diese Männer ansah, spürte er das Gewicht seiner Jahre. Er konnte sich an jeden einzelnen so erinnern, wie er gewesen war: mit leuchtenden Augen, frischem Gesicht und einem Herzen, das darauf brannte, seinem Vaterland zu dienen – ja, und es zu retten.
    »Es wird keine Lockerung der Disziplin geben«, erklärte er. »Wir sind achtzehnhundert Mann, jetzt alles Privatpersonen. Aber ich werde keine ungezügelte Horde zurück nach Drenan führen. Jeder Mann, der mit uns reist wird sich für den Marsch als Soldat verpflichten, sich meiner Disziplin unterwerfen, unter meinem Befehl stehen. Und wer das nicht will, wird abgewiesen. Der Sold beträgt ein halbes Silberstück pro Mann und Monat ausgezahlt aus meinem eigenen Vermögen. Die Offiziere erhalten fünf ganze Silberstücke. Die Auszahlung erfolgt bei der Ankunft in Dros Purdol. Noch Fragen?«
    Es gab noch viele, und über eine Stunde lang diskutierte er über die Logistik der Reise mit den Offizieren, ehe er sie entließ.
    Wieder allein ließ er sich auf seiner Pritsche nieder und verbrachte eine weitere halbe Stunde damit für die Probleme zu planen, die er auf der Reise erwartete. Zufrieden, dass er die meisten Ursachen für mögliche Verzögerungen abgedeckt hatte, erlaubte er seinem Hirn schließlich, sich mit der unmittelbaren Gefahr zu beschäftigen, die Malikadas Drohung darstellte.
    Ungeachtet dessen, was er Dagorian über den König und dessen mangelnde Besorgnis über das Schicksal seines ältesten Generals gesagt hatte, wusste der Weiße Wolf, dass es unwahrscheinlich war, dass Malikada ventrische Attentäter losschicken würde, um ihn zu töten. Ein solcher Zug würde in der Armee für Aufruhr sorgen und den Plan des Königs beeinträchtigen, nach Cadia einzumarschieren. Dieser Marsch sollte in drei Tagen beginnen. Wenn der Weiße Wolf ermordet wurde, wäre Skanda gezwungen, eine Untersuchung einzuleiten. Nein, Malikadas Anschlag würde subtiler verlaufen. Vielleicht bezahlte er einen Drenai, um ihn zu töten, einen Mann, von dem man wusste, dass er einen Groll gegen Banelion hegte. Und deren gab es viele, gemeine Soldaten, die wegen geringer Verstöße gegen die Disziplin die Peitsche gespürt hatten, Unteroffiziere, die das Gefühl hatten, bei Beförderungen übergangen zu werden, Offiziere, die öffentlich Zurechtweisungen hatten einstecken müssen. Dann gab es noch Männer, denen wegen Unfähigkeit ihr Rang aberkannt worden war. Banelion lächelte. Wenn Malikada genug Geld bot konnte es sein, dass er zu Tode getrampelt wurde von dem Ansturm der Männer, die begierig waren, es sich zu verdienen.
    Banelion goss sich einen Becher Wasser ein. Doch wenn man den Mörder lebend fing und unter Folter befragte, würde eine solche Bezahlung ans Licht kommen, und das würde wieder Verdacht auf Malikada werfen, egal wen er anheuerte, um den Handel auszuführen. Der Weiße Wolf verwarf die Idee. Das war für den ventrischen Fuchs nicht raffiniert genug.
    Was also dann? Banelion hob den Becher an die Lippen. Er zögerte und starrte in die klare Flüssigkeit Gift wäre die wahrscheinlichste Antwort. Keine fröhliche Aussicht, dachte er und stellte den Becher wieder hin. Von jetzt an würde er in der Feldküche essen, in einer Reihe mit seinen Männern.
    Zufrieden, dass er jede Möglichkeit eines Angriffe durchdacht hatte, entspannte er sich.
    Er irrte.

 
Kapitel vier
     
    Die alte Kaserne war dreihundert Jahre alt, errichtet als Unterkunft für die Unsterblichen, das Eliteregiment von Kaiser Gorben. Zur Zeit ihrer Erbauung war sie eines der Weltwunder. Berühmte Künstler und Bildhauer waren aus dem ganzen Reich herbeigeholt worden, um die Decken zu malen und die Meisterwerke zu schaffen, die das Gebäude umgaben. Jetzt waren die meisten Statuen entfernt und nach Drenan verschifft oder an Sammler verkauft worden, um Geld für die Kriege des Königs einzubringen. Die Wände waren rissig, die Deckengemälde verblasst. Die meisten Drenaisoldaten der neuen Armee des Königs waren im Norden der Stadt in drei neuen Kasernen untergebracht.
    Hier, abseits der Allee des Lichts, wurde das alte Gebäude langsam ein Opfer des Zahns der Zeit und der Vernachlässigung. Es gab bereits Pläne, es

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