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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Krebsgeschwür.« Sie sprach ohne Leidenschaft, aber mit einer stillen Resignation, die ihre Worte nur noch unterstrich.
    »Er hat auch seine guten Seiten«, widersprach Ulmenetha. »Sein Volk liebt ihn, und er ist oft großzügig. Und ich habe ihn schon weinen gesehen. Als er noch jünger war und es hieß, dass Sternenfeuer lahmte, war er untröstlich.«
    »Untröstlich?« fragte Axiana. »Er wirkte nicht gerade untröstlich, als Sternenfeuer in die Gerberei ging. So weit ich weiß, verwenden sie das Fell für Möbel, das Fleisch zum Essen und aus den Hufen und Knochen macht man Seife. Stimmt das?«
    »Du musst dich irren, Liebes.«
    »Ich irre mich nicht. Ich hörte ihn an seinem Geburtstag. Alle älteren Pferde – einschließlich Sternenfeuer – wurden verkauft. Das eingenommene Geld wanderte in die Kriegskasse. Der Mann hat keine Seele.«
    »Sprich nicht so, mein Kind«, flüsterte Ulmenetha, die eine plötzliche Kälte verspürte.
    »Niemand kann uns hören. Es gibt keine Geheimwege im Garten, keine Hohlräume in den Mauern, in denen sich Schreiber mit ihren Federkielen verstecken könnten. Skanda interessiert sich nur für den Krieg, und er wird sich nie zufrieden geben. Die ganze Welt könnte ihm zufallen, und er würde nur Verzweiflung empfinden, weil es keine Schlachten mehr zu schlagen gäbe. Also, Ulmenetha, erzähl mir von der Liebe.«
    Die Priesterin zwang sich zu einem Lächeln. »Es gibt eine alte Legende. Ich mag sie besonders gern. Am Anfang schufen die Götter eine Herde vollkommener Tiere. Sie hatten vier Beine, vier Arme und zwei Köpfe. Und sie waren gesegnet und glücklich. Die Götter sahen diese Vollkommenheit des Glücks und wurden eifersüchtig. Und so sprach eines Tages der oberste der Götter einen mächtigen Zauber. Und im selben Augenblick wurden alle Tiere in zwei Stücke zerrissen und über die ganze Welt verstreut. Jetzt hatte jedes der Tiere nur noch einen Kopf, zwei Arme und zwei Beine. Und es war ihr Schicksal für alle Zeiten, ihre andere Hälfte zu finden, um diese Vollkommenheit wieder zu erlangen.«
    »Das ist doch eine volkstümliche Geschichte«, tadelte Axiana.
    Eine junge Dienerin trat zu ihnen und knickste tief. »Ihr habt einen Besucher, Herrin«, sagte sie. »Herrn Kalizkan.« Axiana klatschte vergnügt in die Hände.
    »Schick ihn zu uns hinaus«, bat sie.
    Kurz darauf kam der hochgewachsene Zauberer. Er trug jetzt ein Gewand aus himmelblauem Satin und dazu passend einen breitkrempigen Hut aus steifer Seide. Mit einer schwungvollen Geste nahm er den Hut ab und verbeugte sich kunstvoll. »Und wie geht es der Königin heute?« fragte er mit einem bezaubernden Lächeln.
    »Es geht mir gut. Um so besser, wenn ich dich sehe.« Ulmenetha stand auf und bot dem Zauberer ihren Platz an. Er schenkte ihr ein betörendes Lächeln und setzte sich neben die Königin. Ulmenetha zog sich zurück, um sie ungestört zu lassen und nahm wieder ihren Platz auf dem schwingenden Stuhl ein. Es war schön, Axiana so guter Dinge zu sehen. Kalizkan tat ihr gut und Ulmenetha mochte ihn. Der Zauberer rückte dicht an die Königin, und die beiden unterhielten sich eine Weile. Dann rief Axiana: »Komm her, Ulmenetha, das musst du dir ansehen!«
    Die Priesterin gehorchte und ging zu dem weißbärtigen Zauberer. »Was ist deine Lieblingsblume?« fragte er.
    »Die Berglilie«, antwortete sie.
    »Die weiße Lilie mit den blauen Streifen?«
    »Ja.«
    Kalizkan bückte sich und hob eine Handvoll Erde auf. Dann verengten sich seine hellen Augen vor Konzentration. Ein winziger Stiel erschien in der dunklen Erde, wuchs heran, bildete schlanke Blätter aus. Eine Knospe erschien und öffnete sich langsam, wobei sie lange weiße Blütenblätter mit himmelblauen Streifen freigab. Er reichte ihr die Blume. Ulmenethas Finger berührten sie, und sie wurde zu Rauch, der sich im Wind auflöste. »Ist das nicht wunderbar?« fragte Axiana.
    Ulmenetha nickte. »Du hast ein großes Talent«, sagte sie.
    »Ich habe lange und hart studiert«, antwortete er. »Aber es macht mir Vergnügen, meinen Freunden eine Freude zu bereiten.«
    »Gedeiht dein Waisenhaus, Kalizkan?« fragte die Königin.
    »Ja, verehrte Dame, dank der Freundlichkeit des Königs und deiner guten Wunsche. Aber es sind noch so viele Kinder, die auf der Straße leben und dem Hungertod nahe sind. Man wünscht sich nur, man könnte allen helfen.«
    Während die beiden sich unterhielten, blind gegen Ulmenetha, dachte die Priesterin wieder einmal über die

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