Winterkrieger
anderes. Ich wurde von einer schimmernden Gestalt mit einem Feuerschwert gerettet. Er war es, der mich die heiligen Verse aufsagen ließ.«
»Eine schimmernde Gestalt«, wiederholte Zani. »Du meinst, ein Engel?«
Dagorian sah wieder die Skepsis in der Miene des Ventriers aufleuchten. »Tut mir leid, Zani. Wenn ich du wäre, wäre ich auch höchst misstrauisch. Ist der Mann verrückt? Hat das Lorassium lediglich seinen Wahn verstärkt?« Zani entspannte sich und lächelte. »Nun, der Mann ist nicht verrückt. Aber er hat Angst. Und er hat so etwas wie eine Theorie.«
»Das klingt wenigstens viel versprechend«, meinte Zani.
»All die Menschen, die getötet wurden – oder flohen – waren Seher. Sie konnten die Dämonen sehen.«
»Und das heißt?«
»Stell dir eine Armee auf dem Marsch in feindliches Gebiet vor. Die Kundschafter sind sozusagen die Augen. Deshalb ist es vorrangigstes Ziel, die Kundschafter zu töten. Dann ist die Armee blind.«
»Aber diese Dämonen können nicht töten. Sie haben mich nicht angegriffen. Und sobald die Wirkung der Droge nachließ, warst du auch in Sicherheit.«
»Sie können nicht direkt töten. Aber sie können Gefühle beeinflussen. Soviel habe ich damals im Tempel gelernt. Wenn ihre Bösartigkeit von einem mächtigen Magier gelenkt wird, können sie Hass und Bosheit entstehen lassen. Das ist der Schlüssel zu diesen Morden. Der Junge, der seine Mutter tötete, die Hunde, die ihren Herrn angriffen. Alle.«
»Ich weiß wenig von Dämonen – und ich wünschte, ich wüsste noch weniger«, sagte Zani. »Aber ich weiß, dass das hier meine Fähigkeiten übersteigt. Wir müssen Kalizkan zu Rate ziehen.«
»Vor heute morgen hätte ich dir zugestimmt«, sagte Dagorian. »Ich werde darüber nachdenken.«
»Was gibt es da nachzudenken? Er ist der größte Zauberer des Reiches.«
»Ich weiß. Genau das macht mir ja Sorgen.«
»Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Ich habe Geschichten über Zauberer gelesen, die Dämonen herbeiriefen. Einzeln oder zu zweit. Aber wir haben hier Hunderte. Nur der größte aller Magier könnte auch nur an einen solchen Zauber denken. Ein Zauberer mit solcher Macht bleibt nicht unbekannt. Er wäre berühmt reich und mächtig. Gibt es noch einen solchen Zauberer in Usa?«
Zanis Gesicht verfinsterte sich. »Ich bin Kalizkan oft begegnet«, sagte er kalt. »Er ist ein guter Mann und wird zu Recht bewundert. Er rettet Kinder von der Straße. Er ist freundlich und wird geliebt Davon zu sprechen, dass er Dämonen herbeiruft, ist Verleumdung. Und ich will nichts mehr davon hören. Ich glaube, die Droge hat dein Hirn verkorkst Drenai. Ich schlage vor, du gehst in deine Kaserne und ruhst dich aus. Vielleicht hast du dann morgen wieder einen klaren Kopf.«
Der Ventrier schob seinen Stuhl zurück und ging zur Tür. Dagorian machte keinen Versuch, ihn zurückzuhalten. Wenn die Situation umgekehrt wäre, wäre er auch skeptisch. Zani öffnete die Tür und ging hinaus. Dagorian hörte ihn aufschreien. Der ventrische Offizier stolperte rücklings in die Taverne, Blut quoll aus einer hässlichen Wunde in seiner Kehle. Drei dunkelgekleidete Krieger traten ein. Sie trugen Kapuzen und waren maskiert. Der erste stieß Zani sein Schwert tief in den Bauch. Die anderen beiden rannten auf Dagorian zu. Der Drenaikrieger stieß den Tisch um, um sie aufzuhalten und zog sein eigenes Schwert. Eine Klinge zielte auf seine Kehle. Dagorian wich seitlich aus und hieb seinem Gegner das Schwert bis zum Genick in den Hals. Er war tot noch ehe er den Boden berührte. Als er seinen Säbel herauszog, sprang Dagorian bereits zurück. Der zweite Mörder ließ sein Schwert durch die Luft sausen. Dagorian traf den Arm seines Angreifers mit einem Rückhandhieb. Die Klinge drang tief ein. Der Mann schrie auf und ließ sein Schwert fallen. Der Mörder, der Zani niedergestochen hatte, warf ein Messer, das Dagorian jedoch verfehlte und klirrend gegen die Wand prallte.
Der Mann mit dem verwundeten Arm kam auf die Füße und lief zur Tür. Sein Gefährte zögerte, schloss sich ihm jedoch an, und die beiden entkamen in die Nacht Dagorian rannte zu Zani, doch der kleine Ventrier, der in einer Blutlache lag, war tot.
Wut stieg in dem Drenai-Offizier auf, und er stürzte aus der Taverne, um die Mörder einzuholen.
In den Straßen war es dunkel, und es gab keine Spur von ihnen. Er steckte seinen Säbel wieder ein und ging zu den Toten zurück. Der Wirt kam zu ihm. »Ich habe nach der Wache geschickt«,
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