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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sein, hundert Leben, die in Qual und Schrecken geendet hatten. Das war ein Grad des Bösen, den sich Ulmenetha kaum vorstellen konnte.
    Sie ging zurück, bis sie zu der zerbrochenen Tür kam und dann auf die Galerie oberhalb der Eingangstür. Eine hochgewachsene Gestalt trat aus den Schatten. Axiana schrie auf, und Ulmenetha fuhr herum, ihr Messer stieß vor. Die Klinge wurde abgewehrt, und eine ruhige Stimme sagte: »Ich stelle keine Gefahr dar, meine Dame. Ich bin Dagorian.«
    Ulmenetha blickte in sein Gesicht und erkannte es aus ihrer Lorassium-Vision wieder. Erneut stieg Angst in ihr hoch. Das Bild im Wald, vier Männer – drei alte, ein junger – die die Königin vor einem verborgenen Bösen schützten. Dagorian war der junge Mann aus ihrem Traum. »Was willst du hier?« fragte Ulmenetha.
    »Ich kam, um Kalizkan zu töten.«
    »Er ist bei der Armee«, sagte Ulmenetha. »Und jetzt wollen wir diesen schrecklichen Ort verlassen.«
    Draußen schien die Sonne, und die Kutsche der Königin stand noch immer dort, der Kutscher lag schlafend im Gras. Ulmenetha sah zu dem hellen strahlendblauen Himmel mit einer Dankbarkeit empor, die sie kaum für möglich gehalten hatte.
    Als die Gruppe näher kam, gähnte der Kutscher und streckte sich. Als er die Königin sah, kam er hastig auf die Füße und verbeugte sich.
    »Zu ihren Diensten, Hoheit«, sagte er.
    »Bring uns zum Palast«, befahl Ulmenetha.
    Sie half der Königin in die Kutsche und warf dann einen Blick zurück auf die beiden Mädchen und den Jungen. Alle drei waren stark unterernährt und in Lumpen gekleidet. »Steigt ein«, befahl sie.
    »Wohin bringst du uns?« fragte der Junge misstrauisch.
    »Dorthin, wo es sicherer ist als hier«, antwortete Ulmenetha.
    Sie quetschten sich hinein, gefolgt von Dagorian. Als die Kutsche losfuhr, beugte sich der junge Offizier dicht zu Ulmenetha. »In der Stadt ist es nirgends sicher«, sagte er leise.
    »Was schlägst du vor?«
    »Wir müssen die Küste erreichen und ein Schiff finden. Und wir müssen es tun, ehe Malikada zurückkommt. Wir sollten in die Berge gehen.«
    »Dort gibt es Wälder«, flüsterte Ulmenetha.
    »Hast du Angst vor dem Wald?« fragte er, über ihre Reaktion erstaunt.
    »Dort wird die weiße Krähe sein«, erklärte sie. Er war verwirrt, aber sie wandte sich von ihm ab.
    Während die Kutsche über die breiten Straßen führ, sah Axiana, wie sich die Menschen zusammenscharten. »Was ist los?« fragte sie. »Warum versammeln sich alle?«
    »Sie haben die Neuigkeiten gehört, Hoheit Sie fragen sich, was jetzt mit ihnen passieren wird«, erklärte Dagorian.
    »Die Neuigkeiten? Welche Neuigkeiten?« fragte sie verwundert. Dagorian blinzelte und sah Ulmenetha an. Auch sie hatte keine Ahnung.
    Der Offizier fuhr sich mit der Hand über sein Stoppelkinn. »Es tut mir wirklich leid, Hoheit. Aber die Stadt hat Nachricht erhalten, dass unsere Armee von den Cadiern besiegt wurde.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Axiana. »Skanda ist der größte Krieger unserer Zeit. Das muss ein Irrtum sein. Es ist nur ein Gerücht.«
    Dagorian sagte nichts, aber sein Blick begegnete dem Ulmenethas. Die Königin schaute wieder aus dem Fenster. Ulmenetha formte mit den Lippen eine Frage.
    »Der König?«
    Dagorian schüttelte den Kopf. »Dann müssen wir in die Wälder«, sagte Ulmenetha.
     
    Malikada wurde allmählich gereizt – eine kleine dunkle Wolke am klaren blauen Himmel seiner Freude. Er stand auf dem Hügel und blickte auf die toten Drenai hinunter. Ihrer Rüstung und Waffen beraubt waren ihre Arroganz und ihre Macht dahin. Sie waren nichts weiter als bleiche Leichname, die bald in die riesige Grube gerollt würden, die die ventrischen Soldaten gerade aushoben.
    Das war Malikadas Augenblick des Triumphs. Die Armee, die das Reich seiner Vorfahren zerstört hatte, war vernichtet. Er hatte immer gewusst, dass die Rache süß sein würde, aber er hatte sich nicht vorstellen können, wie herrlich dieser Geschmack war.
    Trotzdem war er nicht ungetrübt.
    Er drehte sich zu dem Schwertkämpfer Antikas Karios um. »Jetzt werden wir Ventria wieder aufbauen«, sagte er. »Und wir brennen jeden Hauch von Drenai weg.«
    »Jawohl, Herr«, erwiderte Antikas dumpf.
    »Was ist los mit dir, Mann? Hast du Zahnschmerzen?«
    »Nein, Herr.«
    »Was dann?«
    »Sie haben tapfer und gut gekämpft, und es macht mir zu schaffen, dass wir sie verraten haben.«
    Malikadas Gereiztheit wandelte sich in Zorn. »Wie kannst du von Verrat sprechen? Das wäre

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