Winterkrieger
ihre Sichtweise. Wir haben gegen sie gekämpft, du und ich. Wir haben unser Leben riskiert, um Skandas Siege zu verhindern. Der alte Kaiser war schwach und unentschlossen, und doch standen wir zu ihm. Wir dienten ihm treu und gut. Am Ende hat Skanda uns erobert. Wir hatten zwei Möglichkeiten, Antikas. Erinnerst du dich? Wir hätten sterben können, oder wir konnten den Krieg auf andere Art und Weise weiterführen. Wir beide haben uns für letzteres entschieden. Wir sind unserer eigenen Sache treu geblieben. Wir sind keine Verräter, Antikas. Wir sind Patrioten.«
»Vielleicht, Herr. Aber es hinterlässt trotzdem ein schlechtes Gefühl im Magen.«
»Dann schaff deinen Magen hier fort«, tobte Malikada. »Geh! Lass mich mein Vergnügen auskosten.« Antikas verbeugte sich und ging davon. Malikada sah dem Schwertkämpfer nach. Er bewegte sich mit solcher Anmut. Der tödlichste Kämpfer mit der Klinge, den Malikada je gesehen hatte und trotzdem, wie sich jetzt herausstellte, war er in seinem Innersten schwach und weich! Er hatte Antikas immer beneidet, jetzt empfand er nur noch Verachtung.
Malikada verbannte das Bild des Mannes aus seinen Gedanken und dachte an den Augenblick, als Skanda das Signal zum Angriff gegeben hatte. Oh, wie sehr er sich wünschte, ihm näher gewesen zu sein, um den Ausdruck auf dem Gesicht des Bastards sehen zu können, seine Erkenntnis, dass er dem Untergang geweiht war, dass Malikada seinen Träumen von einem Reich ein Ende setzte. Oh, wie musste sich das in Skandas Seele gefressen haben!
Wieder flackerte Gereiztheit in ihm auf. Als man Skanda bewusstlos vom Schlachtfeld gezerrt hatte, hatte Kalizkan Malikada die Erlaubnis verweigert, die Opferung mit anzusehen. Das hätte er gern getan, zugesehen, wie ihm bei lebendigem Leibe das Herz herausgeschnitten wurde. Es wäre ein wahrhaft großartiger Augenblick gewesen, über dem König zu stehen, den Blick fest in seine Augen gerichtet, den Todeskampf dort zu sehen, Skandas ersterbenden Hass zu spüren. Malikada schauderte vor Vergnügen bei dieser Vorstellung.
Aber Kalizkan war ein Geheimniskrämer. Malikada hatte auch nicht bei der Opferung des alten Kaisers zusehen dürfen.
Die Toten wurden jetzt in die Grube geworfen und mit Öl und trockenem Holz bedeckt. Als die Flammen aufloderten und schwarzer Rauch aufstieg, wandte sich Malikada ab. Es war beinahe Mittag, und er musste Kalizkan sprechen. Dies alles war nur der Anfang. Es gab noch andere Garnisonen der Drenai entlang der Küste, und es gab noch immer das Problem mit dem Weißen Wolf.
Und da war noch die Frage von Malikadas Krönung. Kaiser Malikada! Das hörte sich gut an. Er würde Kalizkan befehlen, eine noch größere Illusion am Nachthimmel über Usa zu schaffen – etwas, das die Vorstellung Skandas in den Schatten stellen würde.
Er schlenderte zurück durch das ventrische Lager zu den dahinterliegenden Klippen. Roter Staub stieg beim Gehen um ihn auf und befleckte seine auf Hochglanz polierten Stiefel. Der Eingang zur Höhle war dunkel, aber er konnte weiter im Innern den Schein einer Laterne erkennen. Als er in die Höhle trat überfiel ihn vorübergehend Angst. In letzter Zeit hatte sich Kalizkan so zurückgezogen, und er behandelte ihn nicht mehr mit seinem üblichen Respekt Malikada hatte die Unhöflichkeit toleriert denn er brauchte den Mann. Seine Zauberei war lebenswichtig gewesen.
War lebenswichtig gewesen.
Der Gedanke durchzuckte ihn, dass er Kalizkan nicht länger brauchte.
Ich brauche niemanden, erkannte er. Aber ich werde ihn bei mir behalten. Seine Fähigkeiten werden mehr als nützlich sein, wenn wir erst soweit sind, ins Land der Drenai einzumarschieren. Aber zuerst einmal kommt Axiana. Ich warte, bis sie das Kind zur Welt gebracht hat lasse es erwürgen, und dann heirate ich sie selbst. Wer kann mir dann noch die Krone verwehren?
Seine gute Laune kehrte zurück, während er weiterging.
Skandas Leichnam lag auf einem steinernen Altar, die Brust war aufgeschnitten. Über seinem Gesicht lag ein Leinentuch. Kalizkan saß an einem kleinen Feuer, sein blaues Satingewand war voller Blutflecken.
»Hat er geschrien, als er starb?« fragte Malikada.
Kalizkan stand auf. »Nein, er hat nicht geschrien. Mit seinem letzten Atemzug hat er dich verflucht.«
»Das hätte ich gern gehört«, sagte Malikada.
In der Höhle roch es übel, und Malikada holte ein parfümiertes Taschentuch hervor und hielt es sich vor die Nase. »Was stinkt hier so?« fragte er.
»Das ist
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