Winterkrieger
zuckte die Achseln. »Bedeutungsloser Tand. Aber kannst du dir vorstellen, was für ein Empfang eine kleine Gruppe von Helden erwartet, die die Königin gerettet haben? Überschüttet mit Gold und Lobpreisungen. Wahrscheinlich ein Kommando in der Strafexpedition der Armee, die nach Ventria zurückkehrt. Wer braucht das schon? Du und ich, wir brechen morgen nach Caphis auf. Wir segeln friedlich nach Hause und setzen uns zur Ruhe. Du kannst auf meiner Farm wohnen.«
»Ich will nicht auf einer Farm wohnen«, begehrte Bison auf. »Ich will in der … wie nennst du das? … in der Strafexpedition sein.«
»Das kannst du vermutlich auch«, beruhigte ihn Kebra. »Du könntest dir den Schnurrbart schwarz färben und so tun, als wärst du wieder vierzig. Und jetzt gehe ich zu Bett. Es war ein langer Tag.«
Er stand auf und schlenderte zu seinen Decken. »Wurden sie uns wirklich ein Vermögen und Ruhm zukommen lassen?« fragte Bison Dagorian.
»Ich fürchte ja.«
»Sie werden wahrscheinlich Lieder über dich schreiben«, sagte Nogusta.
»Ich pfeife auf Lieder! Damit kann ich keine Huren bezahlen. Aber können wir gegen Dämonen kämpfen, Nogusta? Ich meine, können wir sie wirklich besiegen?«
»Hast du mich jemals verlieren sehen?« entgegnete Nogusta. »Natürlich können wir sie besiegen.«
»Dann hast du wohl recht«, sagte Bison. »Wir können nicht zulassen, dass das Böse sich durchsetzt. Ich bleibe bei euch.« Er stand auf, ging zu seinen Decken und legte sich nieder. Nach wenigen Augenblicken schnarchte er laut.
»Gütiger Himmel, er macht mich krank«, sagte Dagorian.
»Urteile nicht zu hart über ihn«, bat Nogusta. »Bison ist nicht gerade tiefschürfend, aber er hat doch mehr Tiefgang, als du wahrhaben willst. Er hat vielleicht Schwierigkeiten mit den Konzepten, aber die Wirklichkeit ist anders. Du wirst schon sehen. Und jetzt schlafe. Ich übernehme die erste Wache. Ich wecke dich in etwa drei Stunden.«
Als Dagorian gegangen war, ging Ulmenetha zu Nogusta. »Glaubst du, wir können es zur Küste schaffen?« fragte sie.
»Glaubst du an Wunder?« erwiderte er.
Nogusta saß allein für sich und genoss die Einsamkeit. Es bestand keine echte Notwendigkeit Wache zu halten. Sie konnten nichts tun, wenn sie hier angegriffen wurden, außer zu kämpfen und zu sterben. Aber er hatte die Nächte im Wald immer geliebt wenn der Wind in den Blättern rauschte, das Mondlicht durch die Bäume fiel und ein Gefühl der Ewigkeit von den alten Bäumen ausging. Im Wald war es niemals völlig still. Immer bewegte sich etwas, überall gab es Leben. Bisons sanftes Schnarchen drang an sein Ohr, und er lächelte. Dagorian und Ulmenetha hatten den Riesen verächtlich angesehen, als er sich entschloss, wegen des Reichtums und des Ruhmes mit ihnen zu reisen. Nogusta wusste es besser. Bison brauchte eine Begründung für Heldentum. Wie alle Menschen mit begrenzter Intelligenz fürchtete er sich davor, ausgetrickst oder manipuliert zu werden. Es hatte nie Zweifel daran bestanden, dass er mit ihnen reisen würde. Kebra hatte das gewusst und hatte Bison die Begründung geliefert die er brauchte. Der Riese würde es an der Seite seiner Freunde mit jedem Feind aufnehmen.
Glaubst du an Wunder? hatte Nogusta Ulmenetha gefragt.
Nun, ein Wunder würden sie schon brauchen, das war ihm klar. Er nahm Dagorians Landkarte und hielt sie so, dass der Feuerschein darauf fiel. Im flackernden Licht konnte man die Symbole gut erkennen. Etwa dreißig Kilometer südlich von ihnen floss der Mendea. Drei Furten waren eingezeichnet. Selbst wenn sie die erste irgendwann morgen Abend erreichten und es schafften, den Fluss zu überqueren, konnten sie sich immer noch im Hochland verirren. Danach folgten weitere gut hundert Kilometer raues Gelände. Alte Befestigungsanlagen waren entlang der südlichen Route eingezeichnet, aber diese würden jetzt verlassen sein. Vielleicht lagen auch Dörfer am Weg, wo sie Proviant erstehen konnten. Aber wahrscheinlich war dies nicht. Es war ungastliches Land. Dann würden sie die Ebene erreichen und noch immer lägen dann über zweihundert Kilometer nach Westen bis zur Küste vor ihnen. Selbst mit fünf Ersatzpferden bedeutete das einen Monat beschwerlicher, langsamer Reise. Wir können eine solche Reise nicht unentdeckt machen, erkannte er. Verzweiflung überfiel ihn.
Gnadenlos unterdrückte er das Gefühl. Immer nur ein Schritt auf einmal, warnte er sich. Zuerst der Fluss.
»Warum tust du das für uns?« hatte
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