Winterkrieger
machte für den Riesen einen Sinn. Skanda war tot – und das geschah ihm recht, weil er Vertrauen in die Ventrier gesetzt hatte und alle seine besten Soldaten nach Hause geschickt hatte. Aber dieses Gerede von Zauberern und Dämonen und Opferungen machte Bison nervös. Es war eine bekannte Tatsache, dass Menschen nicht gegen Dämonen kämpfen konnten.
»Was machen wir jetzt?« fragte er Nogusta.
»Womit?« entgegnete der schwarze Mann.
»Mit all dem!« sagte Bison mit einer Geste zu den Schläfern hinüber.
»Wir bringen sie zur Küste und suchen ein Schiff nach Drenan.«
»Ach, wirklich? Einfach so?« fauchte Bison mit wachsendem Zorn. »Wahrscheinlich haben wir die gesamte ventrische Armee auf den Fersen und dazu noch Dämonen. Und wir reisen mit einer schwangeren Frau, die den Verstand verloren hat Oh … habe ich schon gesagt, dass wir noch dazu mit dem langsamsten Fuhrwerk in ganz Ventria geschlagen sind?«
»Sie hat ihren Verstand nicht verloren, du Schwachkopf«, versetzte Ulmenetha eisig. »Sie hat einen Schock. Das gibt sich wieder.«
»Sie hat einen Schock? Und was ist mit mir? Ich wurde aus der Armee geworfen. Ich bin kein Soldat mehr. Das war ein Schock, das kann ich dir sagen. Aber trotzdem singe ich Bären keine Lieder vor.«
»Du bist auch kein empfindsames, siebzehnjähriges Mädchen, das noch dazu hochschwanger ist«, sagte Ulmenetha, »und das man aus seinem Zuhause gerissen hat.«
»Ich habe sie nicht aus ihrer Heimat gerissen«, wandte Bison ein. »Von mir aus kann sie gerne zurückgehen. Genau wie du, du fette Kuh.«
»Was schlägst du vor, mein Freund?« fragte Nogusta leise.
Die Frage nahm Bison den Wind aus den Segeln. Er war es nicht gewohnt, dass man ihn um seine Meinung fragte, und er hatte eigentlich keine. Aber er war wütend, weil die dicke Frau ihn einen Schwachkopf genannt hatte. »Wir sollten weiterreiten. Sie ist keine Drenai, oder? Sie alle nicht.«
»Ich schon«, sagte Ulmenetha. In ihrer Stimme lag Verachtung. »Aber das ist nicht der Punkt, oder?«
»Punkt? Wovon redet sie?« begehrte Bison auf.
»Es geht hier nicht um Nationalitäten«, erklärte Dagorian. »Die Dämonen wollen das Kind der Königin opfern. Verstehst du? Wenn es ihnen gelingt, wird die Welt im Alptraum versinken. Alles Böse, das wir aus den Legenden kennen, die Gestaltwechsler, Hohlzähne, Krandyl … sie alle werden zurückkehren. Wir müssen die Königin beschützen.«
»Sie beschützen? Wir sind nur vier! Wie sollen wir sie beschützen?«
»So gut wir können«, antwortete Nogusta. »Aber du musst nicht bleiben, mein Freund. Du bist frei. Du kannst davonreiten. Du wirst hier nicht in Ketten gehalten.«
Das Gespräch nahm eine Wendung, die Bison nicht gefiel. Er hatte nicht den Wunsch, seine Freunde zu verlassen, und war erstaunt dass Nogusta das auch nur vorschlug. »Ich kann keine Karten lesen«, wandte er ein. »Ich weiß nicht mal, wo wir jetzt sind. Ich will wissen, warum wir bei ihr bleiben sollen.«
Kebra kehrte zum Feuer zurück und packte sorgfältig die sauberen Teller wieder weg. Dann setzte er sich neben Bison. Er sagte nichts, aber seine Miene verriet Belustigung.
»Warum wir bleiben sollten?« tobte Dagorian. »Was für eine Frage ist das aus dem Mund eines Drenai-Kriegers? Das Böse droht ein Kind zu töten. Es spielt keine Rolle, dass das Kind der Erbe des Thrones ist und seine Mutter die Königin. Wenn das Böse droht, stellen sich gute Männer ihm entgegen.«
Bison räusperte sich und spie ins Feuer. »Das sind doch nur Worte«, sagte er wegwerfend. »Genau wie all das hochtrabende Geschwätz, das Skanda vor einer Schlacht losließ. Gerechtigkeit und Recht, die Kräfte des Lichts gegen die Tyrannei der Finsternis. Und wohin hat das geführt, he? Die Armee hin, und wir sitzen in einem kalten Wald und warten darauf, dass Dämonen über uns herfallen.«
»Er hat recht«, sagte Kebra, blinzelte dabei Nogusta zu. »Es hat keinen Sinn, über die Sache zu reden. Reichtum und Ehre sind mir ziemlich egal. Waren es immer schon. Der Gedanke daran, zurück nach Drenan zu kommen und an lauter Paraden und Banketten zu meinen Ehren teilnehmen zu müssen, reizt mich nicht im mindesten. Alles, was ich mir wünsche, ist eine kleine Farm auf einem schönen Stück Land. Und diesen Traum erreiche ich am besten, wenn ich mich auf einem schnellen Pferd auf den Weg zur Küste machen.«
»Genau meine Meinung«, sagte Bison triumphierend. Dann brach er ab. »Was war das mit Reichtum?«
Kebra
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