Winterkrieger
mit zwei Sofas, aber ohne Balkon. Er zündete zwei Laternen an, zog die Rüstung und die staubverkrustete Tunika aus, füllte eine Schale mit Wasser aus einem großen Krug und wusch sich den Oberkörper. Er hätte ein heißes, duftendes Bad vorgezogen, aber ohne Diener war es unwahrscheinlich, dass die Heißwasserbecken im Badehaus in Betrieb waren.
Wohin waren alle Diener verschwunden? Und warum hatte Malikada nicht neue geholt?
Er zog eine frische Tunika und neue Beinkleider an, dann setzte er sich hin und polierte aus lauter Gewohnheit Brustplatte, Helm und Beinschienen, die er anschließend auf ein hölzernes Gestell hängte. Im Zimmer begann es kalt zu werden. Antikas ging zum Fenster, doch es war fest geschlossen. Er überlegte, ob er ein Feuer anzünden sollte, doch der Hunger nagte an ihm. Die Temperatur sank weiter. Antikas schlang sich den Schwertgürtel um die Hüften und verließ das Zimmer. Im Flur war es erheblich wärmer. Wie seltsam, dachte er.
Hinter ihm, im Zimmer, gefror das Wasser in seiner Waschschüssel, und Eisblumen bildeten sich am Fenster.
Er verließ den Palast und überquerte die Straße der Könige. Bis zu Cantas Kneipe war es nur ein kurzer Spaziergang, und das Essen dort war immer gut.
Als er ankam, fand er die Türen verschlossen, doch er hörte, wie sich drinnen etwas bewegte. Wütend hämmerte er mit der Faust an die Tür. Drinnen erstarrte jede Bewegung. »Mach auf, Canta! Hier draußen steht ein hungriger Mann!« rief er.
Er hörte, wie die Riegel zurückgeschoben wurden. Die Tür ging auf. Drinnen waren zwei Männer. Einer, der Eigentümer Canta, ein kleiner dicker Mann mit Stirnglatze und schwarzem Schnurrbart, hatte ein Küchenmesser in der Hand, der andere hielt ein Beil umklammert. »Komm schnell rein«, sagte Canta. Antikas trat ein. Sie warfen die Tür zu und verriegelten sie wieder.
»Wovor habt ihr Angst?« fragte Antikas. Die Männer sahen sich an.
»Wie lange bist du schon wieder in der Stadt?« fragte Canta.
»Gerade angekommen.«
»Es hat Unruhen gegeben«, sagte der Wirt, warf sein Messer auf einen Tisch und sank auf einen Stuhl. »Unruhen, wie du es noch nie gesehen hast Leute, die auf ihre Nachbarn einhauen und stechen. Letzte Nacht hat der Bäcker seine Frau ermordet und rannte mit ihrem Kopf in der Hand durch die Straßen. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, Antikas, durch die Fensterschlitze. Überall herrscht Wahnsinn. Morgen verlasse ich die Stadt.«
»Und was ist mit der Miliz?« wollte Antikas wissen.
»Die sind auch mit da draußen, brennen und plündern. Ich sage dir, Antikas, es ist schwer zu glauben. Tagsüber ist alles ruhig, aber wenn die Sonne untergeht, beginnt der Alptraum von neuem. Hier ist etwas sehr Böses am Werk. Ich spüre es in meinen Knochen.«
Antikas rieb sich die müden Augen. »Die Armee ist wieder zurück. Sie wird die Ordnung wiederherstellen.«
»Die Armee hat anderthalb Kilometer vor der Stadt ihr Lager aufgeschlagen«, sagte der andere, ein untersetzter Mann mit grauem Bart. »Die Stadt ist ohne Verteidigung.«
In der Kneipe war es düster, sie wurde nur durch ein heruntergebranntes Feuer im Kamin erhellt. »Habt ihr etwas zu essen?« fragte Antikas. »Ich habe seit gestern nichts gegessen.«
Canta nickte und ging in die Küche. Der andere Mann nahm gegenüber dem Schwertkämpfer Platz. »Hier ist Zauberei am Werk«, sagte er. »Ich glaube, die Stadt liegt im Sterben.«
»Unsinn«, fuhr Antikas auf.
»Du hast es nicht gesehen, Mann. Draußen. Nach dem Dunkelwerden. Ich schon. Ich werde es niemals vergessen. Der Mob ist besessen. Man kann es in ihren Augen sehen.«
»Das ist bei Mobs immer so«, sagte Antikas.
»Vielleicht Soldat. Aber gestern …« Seine Stimme brach ab. Der Mann stand auf, ging zum Feuer, dann sank er davor nieder und starrte in die Flammen. Canta kehrte mit einem Teller voll kaltem Fleisch und Käse und einem Krug verdünntem Wein zurück.
»Mehr kann ich dir nicht bieten«, sagte Canta. Antikas griff nach seiner Börse. »Mach dir darum keine Gedanken«, sagte Canta. »Betrachte es als Geschenk.«
Vom Kamin her hörten sie Schluchzen. Antikas sah den weinenden Mann voller Abscheu an. Canta beugte sich zu ihm. »Letzte Nacht hat er seine Frau und seine Tochter umgebracht«, flüsterte der Wirt. »Und er hat sie von Herzen geliebt. Er kam heute morgen zu mir, voller Blut. Er konnte nicht glauben, was er getan hat.«
»Man wird ihn festnehmen und hängen«, sagte Antikas
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