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Winterkrieger

Winterkrieger

Titel: Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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befahl. Er war auch nicht übermäßig überrascht als Dagorian den Attentätern entkam. Aber seine Handlungen seitdem waren geheimnisvoll. Warum hatte er die Königin entführt? Und warum war sie anscheinend bereitwillig mit ihm gegangen?
    Der große Braune, den er ritt, stolperte auf der breiten Straße, fing sich aber wieder. Antikas tätschelte seinen Hals. »Bald darfst du dich ausruhen.«
    Es war schon fast dunkel, als sie sich den Palasttoren näherten. Eine Rauchsäule hing über dem Westviertel der Stadt keine Menschenseele war auf den Straßen. Er schickte seine Reiter zur Kaserne, damit sie sich um die Pferde kümmern und sich etwas ausruhen sollten. Dann ritt Antikas durch die Palasttore. Zwei Wächter nahmen Haltung an, als Antikas vorbeiritt. Er lenkte sein Pferd zu den Stallungen und stieg ab. Kein Stallknecht war zu sehen. Das ärgerte Antikas, und er sattelte den Wallach ab und rieb ihn mit einer Handvoll trockenem Stroh ab. Dann führte er ihn in eine Box. Antikas füllte den Futterkasten mit Getreide, holte einen Eimer Wasser aus dem Brunnen und legte dem Tier eine Decke über den Rücken. Es hatte mehr verdient und Antikas war gereizt weil keine Knechte da waren. Aber warum sollten sie, dachte er. Es waren keine anderen Pferde im Stall.
    Antikas war müde, seine Augen von Schlafmangel verklebt aber er ging los, um Malikada zu suchen. Statt den langen Weg zum Haupttor zurückzugehen, kürzte er durch den Küchentrakt ab und dachte daran, sich eine Mahlzeit auf sein Zimmer schicken zu lassen. Auch hier gab es keine Spur von Leben. Alles war verlassen. Als er weiterging, sah er Stapel von ungespülten, verkrusteten Tellern und merkte, dass die Tür zur Vorratskammer offen stand. Die Regale waren leer. Das machte keinen Sinn. Gegen Abend hätte die Küche summen müssen vor lauter Dienstboten, die das Abendessen zubereiteten.
    Er stieg die schmale Wendeltreppe zum ersten Stock empor und trat auf den breiten, dick mit Teppichen belegten Flur. Er ging weiter, an der Bibliothek vorbei zu der geschnitzten Treppe, die zu den königlichen Gemächern führte. Nach seinen Erfahrungen in Stall und Küche wunderte er sich nicht, dass er keine Spur von Dienern sah und keine einzige Laterne angezündet war. Der Palast war düster und wurde nur vom schwächer werdenden Licht der untergehenden Sonne erhellt das durch die hohen Fenster fiel.
    Er glaubte schon fast Malikada in der Kaserne zu finden, als er zwei Wächter vor der Tür zu Skandas Wohnung stehen sah. Antikas ging zu ihnen. Keiner der beiden salutierte wie üblich. Er blieb stehen, um sie zurechtzuweisen, dann hörte er Malikadas Stimme von drinnen. »Komm rein, Antikas.«
    Antikas trat ein und verbeugte sich. Malikada stand auf dem Balkon und wandte ihm den Rücken zu. Der Schwertkämpfer war verwirrt. Woher hatte Malikada gewusst dass er draußen war?
    »Sprich«, sagte Malikada, ohne sich umzusehen.
    »Es tut mir leid zu berichten, dass die Königin fort ist Herr. Aber ich werde sie morgen finden.«
    Antikas erwartete einen zornigen Ausbruch, denn Malikada war aufbrausend. Deswegen war er erstaunt als sein Vetter lediglich die Achseln zuckte. »Sie ist auf der Alten Straße nach Lem«, sagte Malikada. »Sie reist mit vier Männern, ihrer Hebamme und drei Kindern. Einer der Männer ist der Offizier Dagorian. Ich schicke morgen Männer hinter ihr her. Du musst dich nicht länger damit belasten.«
    »Jawohl, Herr. Und was ist mit den anderen Angelegenheiten?«
    »Andere Angelegenheilen?« fragte Malikada verträumt.
    »Die Nachrichten an unsere Garnisonen an der Küste zu bringen, sich mit dem Weißen Wolf zu befassen, die Sympathisanten der Drenai auszurotten. All die Pläne, über die wir seit Monaten diskutieren.«
    »Das kann warten. Nur die Königin allein ist wichtig.«
    »Bei allem Respekt, Vetter, aber da kann ich dir nicht zustimmen. Wenn die Drenai von Skandas Tod hören, könnte es zu einer zweiten Invasion kommen. Und wenn wir den Weißen Wolf entkommen lassen …«
    Doch Malikada hörte nicht zu. Er stand auf dem Balkon und starrte hinaus über die Stadt. »Geh in dein Zimmer und ruh dich aus, Antikas. Geh in dein Zimmer.«
    »Jawohl Herr.«
    Antikas verließ das Zimmer. Wieder salutierten die Wachen nicht, aber er war zu sehr in Gedanken versunken, um sich mit ihnen aufzuhalten. Er brauchte frische Kleider, etwas zu essen und dann musste er schlafen. Seine eigene Wohnung war klein, ein winziges Schlafzimmer und ein bescheidenes Wohnzimmer

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