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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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»So bekloppt, wie wir ihr vorkommen müssen, wären wir darauf wahrscheinlich reingefallen.«
    »Wir waren nicht bekloppt«, sagte ich. »Wir haben nur nicht gesehen. Alles war vollkommen logisch. Ein Weg in die Glaubwürdigkeit war, sie nicht als Annie zu identifizieren.«
    »Die Tätowierung«, sagte Munter.
    »Sehen Sie? Sehr geschickt. Und wenn wir sie jetzt hierher zitieren, dann werden wir die Tätowierung auf ihrem eigenen Bauch finden.«
    Plötzlich dachte ich daran, wie wir mit Annie Lundberg vor der Leiche von Birgitta Sonesson gestanden hatten. Wir hatten geglaubt, dass sie vor einem fremden Körper stand, und doch hatte ich gedacht, dass sie weinte, als würde dort wirklich ihre Geliebte liegen.
    Und so war es auch gewesen.
    »Aber hat sie das allein bewerkstelligt?«, fragte Munter.
    Ich sah ihn an.
    »Ich habe Ihnen etwas vorenthalten«, sagte ich. »Und mir selbst auch.«
    Er fragte nicht, sondern wartete.
    »Als wir die Leiche fanden«, sagte ich. »Ich war zuerst dort, und als ich mich vorbeugte, verspürte ich einen bestimmten Geruch. Es währte nur einen ganz kurzen Augenblick, und dann war der Geruch verschwunden. Nur eine Zehntelsekunde.«
    »Und?«
    »Heute habe ich ihn wieder gerochen. Draußen bei der Eislaufanlage. Im Auto des Trainers.«
    »Des Trainers?« Munter wiederholte meine Worte und sah fast aus, als würde er die Lippen bewegen, während ich sprach.
    »Als wir den Trainer damals verhört haben, hat er nicht viel gesagt, und das haben wir doch auch akzeptiert, nicht wahr? Es gab ja nicht unbedingt viel zu sagen. Damals. Aber nachdem ich die Filme zu Hause bei dem Sekretär angesehen hatte, bin ich noch einmal zur Trainingsanlage zurückgefahren, und nachdem ich das Auto abgestellt hatte und gerade hineinging, kam der Trainer heraus. Und als ich wieder herauskam, war er da. Und ich sagte, mein Auto würde nicht anspringen, und ob ich vielleicht mit in die Stadt fahren könne.«
    »In die Stadt«, echote Munter.
    »Und ich erkannte den Geruch wieder«, sagte ich.
    »Es war wirklich derselbe Geruch?«, fragte Munter, der alles begriff.
    »Ja. Der musste sich in der Leiche festgesetzt haben, während sie in seinem Auto lag. Da gibt es gar keinen Zweifel, Kommissar. Das ist der Geruch.«
    »Das hält nicht als Beweis«, meinte Munter.
    »Das weiß ich. Aber ich bin ganz sicher.«
    »Haben Sie etwas zu ihm gesagt?«
    »Nein, natürlich nicht. Er ließ mich raus und sagte, er würde noch weiter fahren. Und raten Sie mal wohin.«
    »Zu Annie Lundberg. Die wir als Birgitta Sonesson kennen«, sagte Munter.
    »Genau.«
    »Was war das denn für ein Geruch?«, fragte er.
    »Von einem Wunderbaum«, erwiderte ich.
    »Tannenbaum?«
    »Nein, Wunderbaum. Diese grünen kleinen Pappbäumchen, die man am Rückspiegel festmachen kann und die dann im ganzen Wagen einen Wohlgeruch verbreiten.«
    »Mein Gott«, sagte Munter.
    »Und dieser Geruch ist anhaltend«, sagte ich.
     
    Wir nahmen die Eisschnellläuferin und ihren Trainer sechsmal sechs Stunden ins Verhör, und natürlich lachten sie uns nur ins Gesicht.
    Ich begriff, dass das Ganze eine Eifersuchtsgeschichte gewesen war, die einfach furchtbar schief gegangen war.
    Vielleicht hätte Annie Lundberg noch länger mit ihrer Lüge leben können, und sie und Birgitta Sonesson wären für immer für uns verschwunden gewesen.
    In ihrer Wohnung fanden wir Beweise dafür, dass sie Vorbereitungen dafür getroffen hatte, sich ins Ausland abzusetzen, offenbar für immer, und offenbar zusammen mit dem Herrn Trainer.
    Den Kopf fanden wir, nachdem wir eine Weile das Eis aufgehackt hatten. Wir hätten ja auch warten können, bis es taute, doch ich hatte den Verdacht, dass der Winter lang und kalt werden würde.

Schnee
    Ich konnte die Fichten sehen: eine dunkle Silhouette gegen die Nacht, die zum Horizont hin, dort, wo die Stadt lag, heller wurde. Ungefähr einen Kilometer weiter nördlich ging der Zug. Das Pfeifen der Züge war wie der Schrei wilder Tiere, die über das Feld sprangen.
    Ich konnte stundenlang am Fenster sitzen, so wie ich jetzt saß, mit dem offenen Kamin als einziger Lichtquelle hinter mir. Nach einer Weile pflegte ich aufzustehen und noch ein Holzscheit nachzulegen. Dann setzte ich mich wieder ans Fenster und sah auf den Schnee hinaus, der in der Nacht glänzte.
    So ging es alle Abende, bis ich müde wurde und mich schlafen legte, während das Feuer herunterbrannte.
    Das Haus, in dem wir wohnten, war einsam gelegen. Zum nächsten Nachbarn waren es

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