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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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erinnerte sich an diese Bewegung. Er wandte sich zur Hütte um, die in der Sommernacht zu sehen war. Bald würde es dunkel werden, für eine kleine Weile barmherzig dunkel.
    Er hatte sie gestreichelt. Sie hatten draußen ein Geräusch gehört. Ein Ast, der auf dem Weg knackte. Es war Mittsommer gewesen, so wie jetzt, und es war genauso trocken gewesen. Noch ein Geräusch, trocken und spröde. Sie hatten Schritte gehört, ohne Zweifel Schritte, Schritte auf dem Weg und auf die Veranda und Tritte gegen die Tür und eine Stimme, die schrie, seine Stimme, jetzt war es überhaupt kein Geheimnis mehr, und er hatte gespürt, wie sie in seiner Umarmung zitterte, und er hatte die Tritte gegen die Tür gehört und im Dunkeln gesehen, wie das Holz zu splittern begann, und er war aufgestanden, ohne Kleider, die Kleider hatten irgendwo unter dem Bett gelegen, das Holz in der Tür war gesplittert, und der Mann da draußen hatte wie ein Wahnsinniger geschrien, und Britt hatte zu weinen begonnen, er wird uns totschlagen, hatte sie geschluchzt, und er hatte gemerkt, wie das Blut in ihm rauschte, als würde es im Körper schon verzweifelt Schutz vor dem Schlag suchen, der kommen würde, sobald der da draußen die Türe aufbekommen hatte.
    Und dann war alles ganz schnell gegangen.
    Er hatte jemanden hinter sich gehört und etwas in seiner Hand gespürt. Es war hart und kalt gewesen. »Ich habe das hier gefunden«, hatte sie gesagt.
    Er wusste nicht, was es war, aber es war schwer und scharf, und als der Verrückte sich durch die Reste der Tür gezwängt hatte, hatte er dort bereitgestanden und das schwere Ding hochgehoben und nach vorn geschwungen und die Vibration in der Hand gespürt, als es irgendwo in Höhe des Gesichts traf, die Waffe, die er mit fürchterlicher Kraft geschwungen hatte, war in dem anderen stecken geblieben und wand sich aus seiner Hand, als der Körper zu Boden sank.
    Alles Weitere war wie in einem Traum geschehen. Sie war die Stärkere gewesen. Sie hatte begriffen, was sie tun mussten. Er hatte mehr tragen können als sie, aber sie gab ihm die Kommandos.
    Da war der Teich gewesen.
    Der Teich hatte alles verborgen.
    Er hatte nicht gedacht, dass er imstande wäre, so schwere Steine zu heben.
    Als sie fertig waren, hatte er gewusst, dass der Teich sein Geheimnis bewahren würde.
    Tags darauf war er gefahren. Ihre gemeinsame Zukunft war zerstört, auch wenn niemand erfahren würde, was geschehen war. Das hatten sie sofort danach begriffen. Sein Leben war an jenem Tag zu Ende gewesen.
     
    Damals war es zu Ende gegangen, dachte er, als er dort stand und über das Wasser und die versinkende Landschaft schaute. Es war ihm, als würde er wieder den Ruf des Seevogels hören.
    Jetzt will ich mein Leben zurückhaben. Ich muss frei werden.
    Dieser Gedanke hatte ihn in den vergangenen Jahren begleitet. Er hatte sich wie ein Stachel festgesetzt, gegen den er sich erfolglos gewehrt hatte.
    Als er hörte, dass Britt sich gegen das Alleinsein entschieden hatte und mit einem Mann zusammenlebte, hatte ihn ein kaltes Entsetzen gepackt. Sie würde nicht ein Leben lang schweigen können.
    Wenn das Geheimnis aber erst einmal heraus war, dann gab es kein Halten mehr. Dann würde sich das Puzzle zusammensetzen.
    Er wollte ein neues Leben beginnen, und nach und nach hatte er erkannt, dass dorthin nur ein Weg führte.
    Sie musste ihr Leben geben, damit er endlich wieder leben konnte. Sie stand seinem Leben im Weg, und wenn sie weg wäre, dann wäre auch das Geheimnis für immer bewahrt.
    Er hatte oft versucht, diese schlimmen Gedanken von sich zu schieben, aber sie waren immer wieder gekommen. Er hatte es schon einmal getan … Sie bedeutete ihm nichts mehr, jedenfalls nicht mehr als sein eigenes Leben. Das versuchte er sich einzureden.
    Sie war ja an allem schuld gewesen. Sie hatte ihm die Waffe in die Hand gedrückt, die jetzt auf dem Grund dieses Teichs lag. Dieser Teich, der nun vor ihm lag und im Mondlicht glänzte.
    Der Brief hatte ihm einen Vorwand eröffnet. Sonst hätte er niemals hierher kommen können, hätte niemals einen Anlass gehabt. Sonst hätte sie sich nie mit ihm getroffen.
    Er hatte lange darüber nachgedacht, was er ihr sagen sollte. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Glaubwürdig. Es musste glaubwürdig sein. Dann hatte er die Anzeige in die Zeitung gesetzt, sie ausgeschnitten und an sich selbst geschickt.
    Vorhin im Café hatte er die Beunruhigung in ihren Augen gesehen. Es hatte funktioniert.
    Der Teich lag da. In

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