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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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der Ferne hörte er einen Zug.
    Der Seetaucher schrie wieder, aber diesmal scheinbar von einem anderen See. Jetzt roch es milder, besser. Er entspannte sich langsam.
    Er spürte das Messer, das er in einer Scheide unter der Achsel trug.
    Wann sie wohl kommen würde? Er wusste, dass sie kommen würde. So gut kannte er sie.
    Niemand hatte ihn im Ort in der trägen und stickigen Nachmittagshitze erkannt. Morgen würde er den Bart abrasieren, sich die Haare schneiden, seine üblichen Kleider anziehen und wieder normal herumlaufen.
    Plötzlich musste er lächeln.
    Von oben auf dem Weg hörte er ein sprödes Knacken.
    Noch ein Knacken. Da ging jemand. Hörte er da nicht eine Stimme, die leise seinen Namen rief? Er bewegte sich auf das Geräusch zu. Ging zur Hütte hinauf. Sie stand auf der Veranda, so wie das letzte Mal, in seinem anderen Leben.
    »Du bist gekommen«, sagte er.
    »Hattest du etwas anderes erwartet?«
    »Nein.«
    »Und was jetzt?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte er und ging auf sie zu. Sie bewegte sich nicht.
    »Und du hast keine Ahnung, wer diese Anzeige aufgegeben haben könnte?«, fragte sie. Er sah die Zähne in ihrem Gesicht leuchten.
    »Natürlich nicht«, sagte er. Jetzt, dachte er. Jetzt. Ich mache fünf Schritte und dann ist es vorbei. Ich habe das doch schon einmal getan. Ich. Habe. Das. Schon. Einmal. Getan. Fünf Schritte, eins, zwei …
    »Auf jeden Fall ist es gut«, sagte sie.
    Er hielt inne.
    »W… was?«
    »Es musste doch mal ein Ende haben«, sagte sie. »Ich glaubte schon, ich würde so normal wie möglich funktionieren, aber dann hast du wieder von dir hören lassen. Ich habe versucht, dir zu erklären, dass es unmöglich ist, aber du wolltest nicht hören, Peter. Und nicht verstehen.«
    »W… was?«, wiederholte er. Er hatte immer noch nicht den dritten, vierten und fünften Schritt gemacht.
    »Du hast uns dazu getrieben«, sagte sie. »Ich habe dich gebeten. Ich habe versucht, dich dazu zu bringen, es zu verstehen. Aber du konntest nicht verstehen. Oder du wolltest nicht.«
    Jetzt. Er machte noch einen Schritt. Er konnte sie fast berühren.
    »Bisher bedeutete mir das Leben nichts, aber jetzt habe ich wieder Lust zu leben«, sagte sie. »Ich glaube, dass du auch das nicht verstehen kannst. Aber ich kann mich nicht länger auf dich verlassen, Peter. Das Geheimnis ist nicht mehr sicher. Verstehst du, was ich sage?«
    Mehr als du denkst, dachte er. Er steckte die Hand in die Jacke und spürte den Griff des Messers. »Auf Wiedersehen, Bri…«
    Ein Mann kam hinter der Ecke der Hütte hervor.
    »Du bist hierher gekommen, Peter.« Sie sah ihn an und dann zur Seite zu dem Mann, der sich wie ein großer Panther näherte. Im Schatten wirkte er auch schwarz wie ein Panther. »Du bist derjenige, der gekommen ist. Du hast angerufen. Du hast an die Vergangenheit gerührt, mehr und mehr. Hast alles wieder aufgewühlt.«
    Er sah zwischen ihr und dem schwarzen Mann hin und her.
    »Hast du die Anzeige selbst aufgegeben, Peter?«, sprach sie ihn wieder an.
    »W… was?«
    »Ich muss es wissen. Hast du die Anzeige aufgegeben?«
    Er dachte nach. Er musste das Messer nicht zeigen. Er konnte weggehen, ohne dass sie etwas erfuhr. Wenn er sagte, dass er die Anzeige aufgegeben habe, dann würde sie verstehen, dass er sie einfach treffen und vielleicht wieder mit ihr leben wollte. Das würde sie ihm glauben. Sie würde das glauben. Und es war auch wirklich die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze Wahrheit.
    Er wusste, er würde noch eine Chance erhalten. Natürlich würde sie auch da diesen Panther mitnehmen können. Er dachte, wohin du gehst, kannst du nichts mitnehmen, aber ihr dürft einander mitnehmen. Der Panther hing jetzt mit drin. Er wusste, dass sie ihm alles erzählt hatte.
    »Ja«, sagte er.
    »Du hast selbst die Anzeige aufgegeben?«
    »Ja. Ich wollte dich so gern wiedersehen.«
    Er konnte die Erleichterung in ihrem Gesicht sehen. Es gab keine dritte Partei. Er sah, dass sie das dachte. Kein Zeuge des Vergangenen. Er sah, wie sie dem Panther zunickte, der jetzt näher kam.
    Jetzt war es vorbei. Jetzt konnte er gehen. Er zog die Hand aus der Innentasche und machte einen Schritt nach rechts.
    »Auf Wiedersehen, Peter«, sagte sie und er bemerkte eine schnelle Bewegung von der Seite. Etwas traf ihn im Gesicht. In seinem Kopf wurde es rot und schwarz. Er spürte, wie er hochgehoben und dann hinuntergelassen wurde. Er spürte, wie er in etwas versank, das schwarz und nass war. Dann spürte er

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