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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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lassen.
    »Das mit dem Safran im Fond ist interessant.«
    Der Meister hatte genickt, ohne etwas zu sagen.
    »Ich habe kurz überlegt, ob das mit Hundszunge auch gegangen wäre«, hatte Winter fortgesetzt, »aber die Antwort lautet wohl nein.«
    »Gut«, hatte der Meister gesagt, »wenn du so weitermachst, dann darfst du bald in die Küche kommen und die Soßenschüsseln spülen. Such dir einfach ein Jahr aus.«
    »Das wäre aber eine große Ehre, Lars.«
    »Du bist nahe dran, Erik«, hatte Lars Hirschmann geantwortet und in Richtung auf die Schwingtüren zur Küche gewinkt, »sehr nahe.« Er hatte auf Winters Teller und seine Gabel geschaut. »Wie steht es mit dem Spargelsalat?«
    Winter hatte seine Gabel betrachtet, die immer noch in der Luft schwebte. Da war der dünne Spargel, den er aufgespießt hatte. Frisch gestochener dünner grüner Spargel. Diese besondere Qualität gab es nur an einigen Tagen im Jahr. Der Spargelsalat war einer der Gründe gewesen, warum er beschlossen hatte, heute hier zu Abend zu essen. »Weißt du eigentlich, dass du Gefahr läufst, für einen Snob gehalten zu werden?«, hatte seine Frau Angela gefragt, als sie durch den Frühling zum Restaurant spaziert waren. »Unter anderem für so etwas«, hatte sie hinzugefügt. »Das ist das Gegenteil von Snobismus«, hatte er entgegnet. »Hier geht es darum, das Leben in so guter Qualität wie möglich zu leben, in jeder Hinsicht. Wenn wir uns darüber einig sind, dass das Leben ungerecht kurz ist, dann dürfen wir ja wohl versuchen, es selbst zu bestimmen, oder?«
    »Mit dem Spargelsalat?«, hatte Winter wiederholt und seine Gabel betrachtet. »Zum Beispiel habe ich gemerkt, dass du endlich zu dem Weißweinessig aus diesem anderen Dorf im Elsass, von dem wir vergangene Woche gesprochen haben, übergewechselt bist.«
    Angela war auf der anderen Seite des Tisches in Lachen ausgebrochen.
    »Sie findet, ich bin ein Snob«, hatte Winter gesagt und Hirschmann angelächelt.
    »Wie kommst du denn darauf, Angela?«, hatte Hirschmann gefragt und ihr zugezwinkert.
    »Und was den Salat betrifft, möchte ich noch hinzufügen, dass ich die Idee mit dem Spargelpüree im Dressing interessant finde«, war Winter fortgefahren.
    »Interessant? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«
    »Es ist einfach verdammt gut«, hatte Angela sich hören lassen und ihre Gabel erhoben.
    »So kann man es auch ausdrücken«, hatte Winter zugegeben und endlich das Essen in den Mund geschoben.
    »Dann werde ich mal in die Küche gehen und sehen, wie es weitergeht«, hatte Hirschmann gesagt und auf dem Absatz kehrtgemacht.
    Die Fortsetzung war kein bisschen schlechter gewesen.
    Gegrillte Austern mit leicht überbrühtem Sellerie und gebratenem Fleisch, im Salzmantel gebackener Hecht mit Sardellenmus und Zwiebel-Soja-Öl. Ein ganzes gegrilltes Steinbuttfilet.
    »Ist das nicht das beste Restaurant der Welt hier?«, hatte Winter im Verlauf des Abends irgendwann gefragt. Angela hatte nicht geantwortet. Das war eine rhetorische Frage gewesen, vor allem, was Fisch und Schalentiere anging. In den kalten Wassern um Göteborg gab es Rohwaren von Weltklasse.
    Kurz vor elf Uhr war Winter in die Küche gegangen, um sich bei Hirschmann zu bedanken. Angela hatte gesagt, sie könne sich nicht mehr rühren, jedenfalls fürs Erste nicht.
    Der Meister hatte aus einem geheimen Regalfach über dem Tresen der Kaltmamsell eine Flasche Calvados geholt.
    »Mir bleibt nur, meine Frau zu zitieren«, hatte Winter gesagt und seine Nase an den Flaschenhals gehalten. »Also, was das Abendessen angeht.«
    »Und?«
    »Es war einfach verdammt gut.«
    Hirschmann hatte gelacht und den Alkohol ein paar Zentimeter hoch in große Glaskelche gefüllt. Winter war mitten in der Küche gestanden und hatte sein Glas entgegengenommen. Dann hatte er auf die Uhr geschaut, die an einem der schimmernden Herde tickte. Sie hatte eine Minute nach dreiundzwanzig Uhr gezeigt.
     
    Er hatte immer noch den Geschmack des alten Calvados im Mund. Und er spürte immer noch die Wirkung des Weines im Kopf. Winter sah sich um und betrachtete eine halb geöffnete Tür im Kühlraum. In zehn Sekunden würde er dort hineingehen.
    Zwei Stunden zuvor war er mit dem schönen, etwas betäubten Gefühl eingeschlafen, an diesem Abend alles für sich getan zu haben, was er tun konnte. Wenigstens an diesem Abend ein qualitätsvolles Leben gelebt zu haben.
    Es weckte ihn ein Geräusch wie von Eisen, das nicht aufhörte, obwohl er auf den Wecker

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