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Winterland

Winterland

Titel: Winterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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jemand anders erzählt, dass Hirschmann hier abends allein war? Irgendwann mal nach Dienstschluss?«
    Richardsson sah aus, als würde er überlegen.
    »Denken Sie ganz genau nach«, sagte Winter.
    »Vielleicht habe ich es mal bei der Arbeit erwähnt, so im Vorbeigehen. Ich weiß es nicht. Aber es ist natürlich nichts gewesen, womit ich hausieren gegangen wäre.« Er sah Winter an. »Schließlich geht es bei uns um Sicherheit.« Er sah zum Speisesaal und zum Flur hinaus. »Sind wir bald … fertig?«
    »Wir sind jetzt fertig«, sagte Winter. »Aber wir hören wieder voneinander.«
    Richardsson nickte, sammelte sich und ging über den glänzenden Fußboden davon. Sein Körper warf einen verschwommenen Schatten auf den Boden. Winter hörte Bewegungen hinter sich.
    Pia Fröberg und Ringmar kamen aus dem Kühlraum.
    »Es ist gerade erst passiert«, sagte Pia Fröberg und stellte ihre Tasche auf den Boden. Dann zog sie die Handschuhe aus und warf sie in einen Plastikbehälter. »Irgendwann zwischen zwölf und zwei.«
    »Der Wachmann hat ihn zehn nach zwei gefunden«, meinte Winter.
    »Vielleicht hat er ihn auch früher gefunden«, sagte Ringmar und sah sich um. »Wo ist er?«
    »Auf dem Weg nach Hause«, erwiderte Winter.
    »Ist das eine gute Idee?«, fragte Ringmar.
    »Das ist eine sehr gute Idee. Er muss sich unbedingt ausruhen.«
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte Ringmar.
    »Er haut nicht ab«, sagte Winter. »Und wenn er es tut, dann ist der Fall gelöst, oder?«
    »Das ist ja auch eine Methode«, gab Ringmar zurück. »Alle Verdächtigen sofort freilassen. Die, die untertauchen, sind schuldig.«
    »Also, ich würde unseren jungen Wachmann jetzt nicht gerade einen Verdächtigen nennen«, sagte Winter.
    »Wen sollen wir denn dann einen Verdächtigen nennen?«, fragte Ringmar. Winter antwortete nicht. Jetzt fing die Arbeit an, die Ermittlungsarbeit, die lange, schwere, notwendige Arbeit. Plötzlich stand er da mit einem ganzen Leben, dessen Vergangenheit offen gelegt werden musste, weil es keine Zukunft mehr hatte. Die Antwort lag in der Vergangenheit, fast immer verhielt es sich so. Die Vergangenheit warf Schatten, denen zu entkommen fast unmöglich war.
    Er wandte sich an Pia Fröberg.
    »Ist es so, wie ich denke?«, fragte er.
    »Zwei Schnitte«, erwiderte sie.
    »Ein Fachmann?«
    »Ja, sonst müsste der Täter schon unglaubliches Glück gehabt haben.«
    »Manchen Leuten ist das Glück in die Wiege gelegt worden«, sagte Winter, aber er lächelte nicht dabei.
    »Aber mehr wage ich vor der Obduktion nicht zu sagen«, meinte Pia Fröberg und beugte sich zu ihrer Tasche hinunter.
    »Ich nehme ihn jetzt mit.« Sie zögerte und legte dann ihre Hand auf Winters Schulter. »Es tut mir Leid, Erik. Ich weiß, dass er ein Freund von dir war.«
    »Danke, Pia. Es ist nett, dass du das sagst.«
    Er nickte, drehte sich um und ging zurück in den Kühlraum, wo Hirschmann auf eine Bahre gelegt und dann durch den Speisesaal gerollt werden würde, um seine letzte Reise aus diesem Tempel anzutreten.
    »Es tut mir auch Leid«, sagte Ringmar.
    »Ich weiß, Bertil.«
    »Ich war vor ein paar Monaten hier«, sagte Ringmar.
    »Also, nicht hier in der Küche, aber draußen im Restaurant.« Er machte eine Bewegung in Richtung Speisesaal, wo jetzt niemand mehr zu sein schien. »Wir haben natürlich sehr gut zu Abend gegessen. Und als wir beim Kaffee saßen, kam Hirschmann heraus und fragte, ob alles in Ordnung sei.«
    »Das war seine Gewohnheit.«
    »Er wusste nicht, wer ich bin«, sagte Ringmar, »dass wir Kollegen sind. Ich glaube es jedenfalls nicht. Aber er war trotzdem freundlich.«
    Winter musste unwillkürlich lachen.
    »Du meinst, Hirschmann war sogar zu Leuten nett, von denen er nicht wusste, dass ich sie kenne?«
    »Offenkundig«, sagte Ringmar, und dann wurde seine Miene wieder ernst. »Also, was haben wir hier?«
    »Einen Mord.«
    »Einen Mord. Welche Art Mord?«
    »Die gewaltsame Sorte.«
    »Welche Art von Gewalt?«
    »Überraschende Gewalttätigkeit.«
    »Ja«, sagte Ringmar, »es muss sehr schnell gegangen sein.«
    Sie waren in ihrer Routine, warfen sich Fragen und Antworten zu. Seit zehn Jahren arbeiteten sie zusammen bei der Kripo in Göteborg. Das hier war eine ihrer Methoden.
    Ihre Spezialität war Mord.
    »Er hat jemanden an sich herankommen lassen«, sagte Winter.
    »Drinnen im Kühlraum.«
    »Ja. Aber warum?«
    »Er brauchte Hilfe.«
    »Hilfe? Wobei?«
    »Etwas anzuheben. Etwas Schweres anzuheben.«
    »Oder etwas zu

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